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Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition)

Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition)

Titel: Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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mit diesem Rang in der Welt der beseelten Wesen zufriedengäbe. Kalypso zuckte mit den Schultern.
    »Es bleibt dir auch nichts anderes übrig. Dein Vater mit den scharfen Augen und dem ruhelosen Hirn hat sich in der Welt umgesehen und rechtzeitig die unumgänglichen Schlussfolgerungen gezogen. Ich habe ihm die Unsterblichkeit angeboten«, sagte Kalypso leidenschaftlich und heiser mit etwas belegter Stimme. »Ich wollte, dass der Mann, der sich in mein Bett gelegt und sieben Jahre lang die Nächte mit mir geteilt hat, aus den Schranken des menschlichen Geschlechts heraustritt. Ich habe das Recht dazu.« Auf dieses Recht war sie sichtlich stolz. »Wir Nymphen dürfen den Olymp nicht betreten, aber den hohen Rang der Unsterblichkeit, dieses Vorrecht der göttlichen Wesen, können wir mit Zustimmung der höheren Mächte auch Sterblichen verleihen. Ich wollte, dass der sterbliche Mensch, der sich in die göttliche Sphäre verirrt hat und von dessen Blut ich einen Halbmenschen und Halbgott geboren habe … Du hast ja Teledapos vorhin gesehen …«
    Sie nahm das Taschentuch an die Augen. Die Erinnerungen stürmten mit großer Macht auf sie ein, aber sie fing sich rasch wieder:
    »Ich wollte, dass der Mann, dessen Geliebte ich war, einen höheren Rang bekommt. Weißt du, was er geantwortet hat?«
    Sie wartete meine Antwort nicht ab, sondern sprach leidenschaftlich weiter:
    »Er hat mein Angebot zurückgewiesen. Hier hat er gesessen, gerade wie du jetzt … Er hat ins Feuer gesehen und kurz angebunden geantwortet. Er habe sich entschieden, und seine Wahl laute: Er wolle Mensch bleiben!«
    Kalypso sah mich scharf an.
    »Hat er davon gesprochen, als er nach Ithaka gekommen ist?«
    »Mein Vater«, sagt ich erschüttert, »hat nie der Zeit gedacht, die er in deinem Haus verbracht hat.«
    »Weil er sich vor deiner Mutter gefürchtet hat«, erwiderte die Nymphe erregt. »Interessant, dass sich auch der mutigste Mann vor seiner Frau fürchtet. Ein Pantoffelheld war er, auch wenn er der Held von Troja war.« Verachtung lag in ihrer Stimme. »Er war ganz und gar Mensch. Ich gestehe, dass ich seine Antwort anfangs nicht verstanden habe. Ich glaubte, Kirke oder irgendeiner seiner Weggefährten habe ihn vergiftet und er sei ein bisschen verrückt geworden. Als Erinnerung an unsere Liebesbeziehung habe ich ihm das Größte geboten, was ein Sterblicher von einem Gott bekommen kann: die Unsterblichkeit. Das ist mehr, als wenn jemand in der Menschenwelt in den Fürstenrang erhoben wird. Und ich habe ihm nicht diese mondwandlerische Unsterblichkeit angeboten, an der einzelne Sterbliche durch die klingenden Worte der Dichter und die weichen Hände der Künstler teilhaben. Nein, die echte, verbürgte, olympisch genehmigte Unsterblichkeit habe ich ihm angeboten. Eine Chance, aus der Ordnung der mühseligen, zum Hades verurteilten, hoffnungslosen menschlichen Rasse herauszutreten. Eine Gelegenheit, die menschliche Welt zu verlassen, die ihm so viel Übles zugefügt, ihn erniedrigt und gekränkt hat. Die Möglichkeit, jeden Kontakt mit den Nachkommen von Protogeneia abzubrechen, der Urmutter der dem Gesetz des Todes unterworfenen Menschheit. Ich wollte einen Menschen mit der Kraft des weltgestaltenden Eros aus der Unterwelt des Todes herausreißen und ihn in die erhabenen Gefilde des schmerzlosen ewigen Lebens hinüberretten«, sagte Kalypso dumpf und finster.
    Ich riskierte ein zweifelndes Wort:
    »Vielleicht hat mein Vater gefürchtet, heimatlos zu sein in der Welt zwischen Himmel und Erde, wenn er die irdischen Ufer verlässt?«
    Kalypso sah mich mit seitlich geneigtem Kopf misstrauisch an.
    »Vielleicht«, sagte sie knapp. Dann lächelte sie wehmütig. »Ich sehe, du bist sein Sohn … Warum er mein großzügiges und außergewöhnliches Angebot in Wirklichkeit abgelehnt hat, weiß ich nicht. Dein Vater war schlau, er hätte auch in der Welt der Götter seinen Mann gestanden. Vielleicht hat er sich eher davor gefürchtet, sich unter den Göttern zu langweilen«, sagte sie dumpf.
    »Unmöglich!«, protestierte ich erregt. »Langweilen auf dem Olymp!«
    »Kind«, sagte Kalypso traurig, »schweig! Es gibt hier etwas, über das man nicht reden darf.«
    Sie beugte sich zu mir. Als hätte sie Angst, dass ihre leisen Worte auf dem Olymp zu hören sind, flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand:
    »Das göttliche Dasein ist langweilig. Die Unsterblichkeit ist eintönig und ermüdend. Auch ein bisschen fürchterlich. Der Olymp, so ein erhabener

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