Die Frauen von Nell Gwynnes
Das und die Nachricht von der Versteigerung, die wir aus anderer Quelle erhielten, haben uns alarmiert. Wir müssen eingreifen. Glücklicherweise hat uns Basmond dazu eine Gelegenheit geboten. Allerdings wird ... äh ... anstössiges Benehmen erforderlich sein.“
„Darum kommen Sie zu uns“, lächelte Mrs. Corvey ironisch.
„Mut wird auch gefragt sein, und ein scharfer Verstand“, fügte Mr. Greene hinzu und errötete wieder. „Basmond hat eine Anfrage an ein bekanntes Etablissement geschickt, in der er vier ... äh ... Mädchen zur Unterhaltung seiner Gäste bestellt. Diesen Brief haben wir abgefangen. Wir benötigen vier Freiwillige aus den Reihen Ihrer Damen, Mrs. Corvey, die sich der Angelegenheit annehmen.“
„Was sollen wir denn tun, ausser die Millionäre zu bedienen?“, erkundigte sich Lady Beatrice. Greene hustete.
„Sie verstehen, es ist rein freiwillig – aber wir wollen wissen, welche Erfindung so teuer sein könnte, dass man Millionäre einladen muss. Berührt sie die nationale Sicherheit? Wir müssen ausserdem wissen, was aus unserem eingeschleusten Agenten geworden ist.“
„Wir helfen Ihnen gerne weiter“, sagte Mrs. Corvey mit einer hoheitsvollen Geste.
„Wir wären Ihnen zu Dank verpflichtet.“ Greene erhob sich, verbeugte sich und reichte ihr die Akte zu dem Fall. „Hier finden Sie alle Einzelheiten. Kontakt über die übliche Frequenz. Ich lege die Sache in Ihre kompetenten Hände.“
Er wandte sich zum Gehen und zuckte jäh wieder herum. Sein Antlitz war dunkelrot verfärbt, als er Lady Beatrices Hand ergriff und nach einem Moment der Unschlüssigkeit linkisch schüttelte.
„Gott segne Sie, meine Liebe“, platzte es aus ihm heraus. „Als erste freiwillig gemeldet. Sie machen Ihrem Vater Ehre.“ Er floh aus dem Empfangsraum, und einen Augenblick später hörten sie, wie der Aufsteigende Raum sich in Bewegung setzte.
„Muss ich davon ausgehen, dass wir in Gefahr geraten könnten?“, fragte Lady Beatrice.
„Natürlich, meine Liebe“, entgegnete Mrs. Corvey, die bereits das Schriftstückbündel aufgeschlagen hatte und den Inhalt studierte. „Aber im Ernst – welche Hure tut das nicht?“
„Arbeiten wir häufiger auf diese Weise?“
„Das tun wir.“ Mrs. Corvey blickte mit einem leisen Lächeln zu ihr auf. „Schliesslich sind wir keine gewöhnlichen Huren.“
Kapitel 7
In welchem Gäste nach Basmond Hall kommen.
S ie mieteten eine Droschke nach Hertfordshire, da sich die Ansiedlung Little Basmond in einiger Entfernung von der nächsten Bahnstation befand. Mrs. Corvey sass eingequetscht in einer Ecke der Kabine und studierte die Papiere in der Akte, während die Devere-Schwestern über dies und jenes plapperten. Lady Beatrice sah aus dem Fenster auf die sanft geschwungenen Hügel. Sie waren sogar im Winter grün – so etwas hatte sie bisher nie gesehen. Die Strassen Londons standen ausserhalb des natürlichen Kreislaufs, was einfach zu verstehen war, denn eine Stadt glich darin letztlich der anderen. Ländliche Gebiete waren etwas anderes. Sie empfand die Landschaft als zauberhaft, das Grün, die weiten Laubwälder mit ihren grauen Ästen, aber letztlich waren ihre Sinne auf wärmere, trockenere, hellere Gegenden eingestellt. Sie fragte sich, ob sie sich mit der Zeit an ein „zu Hause“ gewöhnen würde – und entschied dann, dass diese Worte jede Bedeutung für sie verloren hatten.
„... aber er lief nur eins vierzig breit, so dass ich am Ende über den Daumen gepeilt vierzehn Meter davon kaufen musste, entgegen dem, was im Schnittmuster angegeben ...“, sagte Jane gerade, als Mrs. Corvey sich räusperte. Sofort verstummten alle und sahen sie gespannt an.
„Arthur Charles Fitzhugh Rawdon“, begann sie und zog ein Stück Karton von der Grösse einer Spielkarte hervor. Lady Beatrice beugte sich vor, um es zu betrachten. Es schien eine Kopie einer Daguerreotypie zu sein. Der Mann darauf umfasste mit selbstgefälligem Blick seine Rockaufschläge und stand vor einem gemalten Hintergrundmotiv Pompejis neben einer römischen Säule. Lord Basmond war schmal und blass, mit zarten, ebenmässigen Zügen und Augen, die vor Intelligenz strahlten. Lady Beatrice empfand ihn als attraktiv, abgesehen davon, dass seine Augen etwas zu nah beieinander lagen.
„Unser Gastgeber“, fuhr Mrs. Corvey fort. „Oder Dienstherr, wenn Sie so wollen. Eine oder auch alle von Ihnen werden wahrscheinlich auch ihn bedienen müssen.“
„Was für ein attraktiver Bursche“,
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