Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen von Nell Gwynnes

Die Frauen von Nell Gwynnes

Titel: Die Frauen von Nell Gwynnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kage Baker
Vom Netzwerk:
sagte Maude.
    „Sieht aus, als hätte er ein schlechtes Temperament“, vermutete Dora.
    „Ich bin sicher, Sie alle sind gut genug darin, sich der Situation entsprechend zu verhalten, um es nicht zu provozieren“, erklärte Mrs. Corvey. „Ihre Aufgabe ist es herauszufinden, was bei dieser Auktion versteigert werden soll. Wir können Glück haben, und es wird in unserer Gegenwart offen darüber gesprochen, als verstünden wir nicht mehr davon als Tiere. Er könnte aber auch diskreter vorgehen, und in diesem Fall müssen Sie es aus den Gästen herausholen. Ich vermute, Sie alle werden herumgereicht werden wie Süssigkeiten, aber falls jemand Sie mit aufs Zimmer nimmt, empfehle ich den Einsatz von Mr. Felmouths Geheimmittel.“
    „Oh, wie wunderbar“, sagte Dora erfreut und schlug ihren Reiseumhang zurück, um die bernsteinfarbenen Knöpfe auf ihrem gelben Satinkleid zu bewundern.
    „Unsere zweite Weisung ...“ Mrs. Corvey durchstöberte die Aktenmappe und zog ein zweites Bild hervor. „William Reginald Ludbridge.“ Sie hielt das Bild empor. Die Person darauf sah geradewegs in die Kameralinse. Es war ein Mann von etwa fünfundvierzig Jahren mit einem offenen, kampfeslustigen Antlitz, dem Schnurr- und Ziegenbart eine dämonische Note verliehen. Sein Blick war klug und hatte etwas von einem Löwen.
    „Einer unserer Brüder aus der Spekulativen Gesellschaft“, erklärte Mrs. Corvey. „Dieser Herr wurde als Handwerker verkleidet nach Basmond Park geschickt. Er scheint verschwunden zu sein. Wenn möglich, sollen wir ihn ausfindig machen und ihm jegliche Unterstützung zukommen lassen. Ich sehe dies als meine Hauptaufgabe an, während Sie vier sich auf die übrigen Gentlemen konzentrieren.“
    In diesem Moment wurde die Kutsche langsamer und hielt an. Der Kutscher stieg ab und öffnete die Tür. „Das Basmond Arms, meine Damen“, informierte er und bot Mrs. Corvey den Arm an.
    „Mama, der nette Herr hat dir den Arm angeboten“, sagte Maude. Mrs. Corvey tat, als taste sie danach, „fand“ schliesslich den Arm des Kutschers und liess sich von ihm aus der Kutsche helfen.
    „Sehr liebenswürdig“, murmelte sie und tastete in ihrer Börse herum, während er den übrigen Damen ebenfalls auf die Basmond High Street herunterhalf und ihr Gepäck ablud. Bald standen sie – kurzfristig anonym und damit ehrenhaft – vor dem Basmond Arms, nur wenig beachtet von den Passanten. Nach einer Weile kam der Wirt aus dem Gasthof und fragte, ob er ihnen helfen könne.
    „Vielen Dank, guter Mann, aber seine Lordschaft schickt eine Droschke, um uns abzuholen“, sagte Mrs. Corvey im selben Moment, als Jane die Strasse entlang deutete und schrie: „Oooh, schaut nur, diese zauberhafte Kutsche!“ Dem Wirt fielen ihre Schminke und ihr Kleidungsstil auf, woraufhin er die Augen zusammenkniff und einen Schritt zurücktrat.
    „Eine Gruppe zur Hall?“, fragte der Fahrer der offenen Reisekutsche grienend, als er vor dem Gasthaus anhielt. „Immer ran, Mädels.“
    Brummend wandte der Wirt sich ab und ging zurück nach drinnen, während die Damen an das Fuhrwerk herantraten. Der Fahrer sprang vom Kutschbock, lud ihre Schrankkoffer auf und schwang sich zurück auf seinen Sitz. „Wie wär’s, wenn die Rothaarige neben mir mitfährt?“, fragte er mit einem boshaften Grinsen.
    „Wie wär’s, wenn du uns beim Einsteigen hilfst wie ein Gentleman, Schätzchen?“, parierte Maude.
    „Sag nichts weiter.“ Der Fahrer gehorchte, indem er jeder von ihnen eingehend beim Einsteigen „half“, wonach Maude sich gehorsam zu ihm nach vorn setzte, um sich erst küssen, dann kitzeln und schliesslich verzagt am Knöchel streicheln zu lassen. Lady Beatrice beobachtete es und spielte versonnen an ihrem Pistolen-Amulett. Maude schien sich jedoch sehr gut wehren zu können.
    „Ungezogener Junge!“, sagte sie schliesslich und streichelte den Kutscher offen und direkt an einer eher intimen Stelle. Daraufhin errötete er, setzte sich aufrecht hin und ergriff die Zügel. Die Kutsche fuhr durch ein Spalier aus angewiderten Blicken der auf ihren Vordertreppen oder an ihren Gartenmauern stehenden Dorfbewohner die High Street entlang.
    „Süsser, die Leute hier sind aber nicht gerade freundlich, oder?“, verlangte Maude keck zu wissen. Ihr Akzent war plötzlich etwas ungehobelter als üblich. „Bestellt seine Lordschaft nicht oft Mädchen?“
    „Ihr seid die ersten“, sagte der Fahrer, der einen Grossteil seiner Haltung zurückgewonnen hatte. Er

Weitere Kostenlose Bücher