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Die Frauen von Nell Gwynnes

Die Frauen von Nell Gwynnes

Titel: Die Frauen von Nell Gwynnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kage Baker
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Wahrheit, aber ich vertraue auf Ihr Urteilsvermögen. Wenn die Wirkung der Droge nachlässt, hat er keinerlei Erinnerungen mehr an das Ereignis.“ Felmouth reichte Mrs. Corvey die Pappen.
    „Brillant!” sagte diese.
    „Oh, würden die bernsteinfarbenen nicht entzückend auf meinem gelben Satinkleid aussehen?” rief Dora, just als das Oberteil ihres Kostüms aufsprang, da Lady Beatrice endlich ihr Haar aus dem Verschluss befreit hatte. Felmouth hustete und wandte den Blick ab.
    „Das würden sie, meine Liebe, aber sie sollten wirklich an Miss Rendlesham gehen. Sie kann am meisten damit erreichen“, widersprach Mrs. Corvey. Dora schmollte.
    „Lieber Mr. Felmouth, können Sie noch weitere davon in verschiedenen Farben herstellen? Miss Rendlesham trägt nie gelb.“ Dora beugte sich vor und kraulte Mr. Felmouth mit ihrer tatzenbehandschuhten Hand unterm Kinn. „Bitte, Mr. Felmouth? Die Mieze fängt Ihnen auch einen schönen Fisch.”
    „Das – äh – sollte durchaus möglich sein“, antwortete Mr. Felmouth, der etwas ausser Atem war. „Ich bin sicher, nichts wäre leichter als das. Ja. Sie können auf mich zählen.“
    „Wie immer, Mr. Felmouth“, sagte Mrs. Corvey.

Kapitel 6
    In dem beunruhigende Erkenntnisse übermittelt werden.

    S ir Richard H. war in fortgeschrittenem Alter, recht korpulent und bevorzugte es daher, auf dem Rücken zu liegen, während die Engel der Glückseligkeit, wie er sie nannte, auf ihm sassen. Im Augenblick stöhnte er glücklich, während Lady Beatrice ihn ritt, den Blick der grauen Augen auf den Messingrahmen ihres Bettes gerichtet und den roten Mund zu einem professionellen Grinsen verzogen, das vage belustigt wirkte. Ihre Gedanken waren jedoch abgewandert; sie fragte sich, wie wohl „Die Memoiren des Junkers Barry Lyndon“ ausgehen mochten, da sie die letzte Ausgabe des Fraser’s Magazine noch nicht gesehen hatte.
    Irgendwann wurden ihre Überlegungen von der Erkenntnis unterbrochen, dass Sir Richard aufgehört hatte, sich zu bewegen. Lady Beatrices Bewusstsein kehrte lange genug zu ihrem Körper zurück, um festzustellen, dass Sir Richard noch am Leben war, wenn auch schweissgebadet und schnaufend wie eine Dampflok. „Geht es Ihnen gut, mein Lieber?“, erkundigte sie sich. Sir Richard nickte energielos. Sie schwang sich elegant von ihm herunter, als sei er ein besonders weich gesatteltes Pferd, und prüfte zur Sicherheit seinen Puls. Nachdem sie sich sicher sein konnte, dass er nicht in den nächsten Minuten abtreten würde, wischte sie ihn hurtig mit einem Schwamm und Kölnischwasser ab. Als sie die Bettdecke über ihn zog, schnarchte er schon, und so ging sie nach nebenan, um zu baden.
    Lady Beatrice kümmerte sich in der gleichen sachlichen Weise um ihren eigenen Körper. Ihre niederen Regionen hätten während der Runde mit Sir Richard genausogut aus der Wattefüllung einer Puppe bestehen können, wenn man nach den Empfindungen ging, die sie beim Akt verspürt hatte. Die Reibung hatte nur einen Hauch von Hautirritation hinterlassen. Sie trug Lotion auf und überlegte wieder einmal, wie absurd der Aufstand war, den jeder betrieb, wenn es um das Fleischliche ging – Angst, Scheu, Lust ... dabei war nichts davon von Bedeutung.
    Sie wusste, es hatte eine Zeit gegeben, in der Sir Richards nackter Körper mit seinem dunkelroten Stiel sie in mädchenhaftem Schrecken hätte aufschreien lassen. Jetzt wirkte das arme alte Ding auf sie nicht unsittlicher als ein zusammengebrochener Karrengaul, und was waren ihre stattlichen Verehrer mehr gewesen als eine Reihe hochgezüchteter Rennpferde – bis sie blau und steif in jener Gebirgsschlucht lagen und noch weniger waren? Sie mochten strahlende Seelen gehabt haben, die gen Himmel aufstiegen, zumindest war das eine schöne Vorstellung. Körper jedoch waren kurzlebig und das Elend nicht wert.
    Lady Beatrice zog sich an, kehrte ins Schlafzimmer zurück und liess sich in einem Ohrensessel nieder, aus dessen Tiefen sie eine Ausgabe von „Oliver Twist“ zog. Darin las sie ruhig, bis Sir Richard mitten in einem Schnarcher plötzlich erwachte. Er setzte sich auf und fragte benebelt, wo seine Hose sei. Lady Beatrice legte ihr Buch beiseite und half ihm, sich anzuziehen. Dann nahm sie seinen Arm und geleitete ihn an den Empfang, wo er ohne einen Blick zurück zu ihr in den Aufsteigenden Raum watschelte.
    „Er hätte sich bedanken können“, bemerkte Mrs. Corvey aus ihrem Schaukelstuhl am Teetisch.
    „Ein wenig durcheinander heute

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