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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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zu.
    Sie zeigte auf ein riesiges Spinnennetz. »Guck dir mal an, was Matilda gemacht hat. Das werde ich ihr nie verzeihen.«
    Als ich sah, worüber sie sich so aufregte, bekam ich eine Gänsehaut. »Oh nein. Wir müssen ihn retten.«
    »Zu spät«, sagte Miz Goodpepper und vergrub das Gesicht in den Händen.
    In dem klebrigen, silbrigen Netz hatte sich ein smaragdgrüner Kolibri verfangen. Er hing mit aufgesperrtem Schnabel im Netz und starb.
    Hinter mir hörte ich Tante Tootie und Mrs Odell über den Rasen kommen.
    »Oh Thelma, wie schrecklich.« Tante Tootie beugte sich über das Netz und schüttelte den Kopf. »Das arme, kleine Ding.«
    Mrs Odell sagte kein Wort. Sie trat vor, steckte die Hand in das Spinnennetz und nahm den Kolibri in die Hand. Sie zog ihn heraus, und lange Spinnfäden flatterten in der Luft.
    »Thelma, können Sie mir eine Pinzette und ein paar Kosmetiktücher holen?« Sie hielt den Vogel in der linken Hand und zog mit der rechten Spinnfäden von ihm ab.
    Miz Goodpepper flitzte ins Haus und war sofort wieder da. »Oh Gertrude, glauben Sie, Sie können ihn retten?«
    »Keine Ahnung«, sagte Mrs Odell und wickelte sich ein Kosmetiktuch um den Zeigefinger. »Wenn die Spinne ihm noch kein Gift eingespritzt hat, geht es vielleicht noch.«
    Sie wischte vorsichtig das Netz von dem Vogel ab, dann nahm sie die Pinzette und zupfte ihm die klebrigsten Fäden einzeln aus den zarten Federn.
    »Hier, Schatz«, sagte sie und reichte mir die Pinzette. »Deine Hände zittern nicht so wie meine. Siehst du die Fäden, die er da um den Hals hat? Nimm die Pinzette und zieh sie weg. Aber zwick ihn nicht.«
    Ich hielt die Luft an, als ich die Überreste des Spinnennetzes entfernte. Der Vogel hielt so still, dass ich sicher war, er würde es nicht überleben.
    »Ich nehme an, das kleine Kerlchen hat einen Schock«, sagte Mrs Odell. »Wir müssen einfach abwarten.«
    »Gertrude, Sie müssen sich setzen«, sagte Miz Goodpepper, nahm sie beim Arm und führte sie zur Terrasse.
    Wir zogen uns Stühle heran, setzten uns im Kreis und betrachteten den Vogel in Mrs Odells Hand. Mir war speiübel, ich wusste, dass er jeden Moment sterben konnte.
    Tante Tootie faltete die Hände unter dem Kinn. »Oh, ich hoffe, er schafft es.«
    Kaum hatte sie das gesagt, da versuchte der Kolibri, sich aufzurichten. Wir saßen auf den Stuhlkanten, als er auf Mrs Odells Hand anfing zu zappeln. Es war so traurig, dass ich es kaum ertrug hinzusehen, aber ich konnte auch nicht wegschauen.
    Plötzlich flatterten seine kleinen Flügel, und er stellte sich auf die Füße.
    »Na los, kleiner Schatz«, sagte Mrs Odell. »Flieg. Du bist frei.«
    Und genau das tat der Kolibri. Er erhob sich von Mrs Odells Hand und schwang sich in die warme Abendluft.
    »Gertrude, Sie haben ein Wunder bewirkt«, sagte Miz Goodpepper und sah dem Vogel nach. »Danke.«
    Als Mrs Odell sich vom Stuhl hochdrückte, warf Miz Goodpepper sie mit ihrer stürmischen Umarmung fast um. »Gott segne Sie, Gertrude. Für Menschen wie Sie ist im Himmel ein besonderer Platz reserviert.«
    »Ich freue mich, dass ich helfen konnte, Thelma.«
    »Und den Rest von dem Netz mache ich jetzt sofort kaputt«, sagte Miz Goodpepper und ging zur Terrasse.
    »Tante Tootie, kann ich noch bleiben und ihr helfen?«
    »Natürlich.«
    Tante Tootie und Mrs Odell gingen nach Hause, und Miz Goodpepper holte einen Besen. »Ich kann es nicht fassen, dass ich so ahnungslos war«, schimpfte sie und stach mit dem Besen durch den Jasmin. »Ich hatte keinen Schimmer, dass Kolibris in Spinnennetzen hängen bleiben können.«
    »Oh Gott, ist sie das?«, fragte ich und zeigte auf eine riesige schwarz-gelbe Spinne, die verängstigt auf einer Holzlatte oben am Spalier saß.
    Miz Goodpepper stellte sich hinter mich. »Ja, das ist sie, das miese, kleine Miststück.«
    Ich trat näher und betrachtete Matilda genau. »So eine habe ich noch nie gesehen. Sie ist wirklich hübsch.«
    Miz Goodpepper hob den Besen. »Jetzt nicht mehr!«
    Ich war stumm vor Schreck, als sie Matilda zu Boden schlug. Klatsch machte der Besen, als Miz Goodpepper ihn von hoch oben über ihrem Kopf auf Matilda niedersausen ließ. Klatsch, klatsch, klatsch.
    Die arme Matilda wurde pulverisiert. Ich sah Miz Goodpepper an und schnappte nach Luft. »Sie haben Matilda umgebracht! Warum? Ich dachte, Sie lieben sie!«
    »Ja«, sagte sie traurig. »Ich habe sie geliebt. Aber das musste sein. Anders ging es nicht. Besser man wird von jemandem umgebracht, der einen

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