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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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lieb.«

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Kapitel 27
    M rs Odell kam in die Küche. Sie hatte ein kleines Nickerchen gemacht, und am Hinterkopf stand ihr Haar ab wie zerzauste Federn.
    »Haben Sie gut geschlafen, Gertrude?«, fragte Tante Tootie, die eben aus der Speisekammer kam.
    »Ja, danke, habe ich.« Es schien Mrs Odell ein bisschen peinlich zu sein, als sie auf die Uhr sah. »Ach du liebe Zeit, ich habe ja fast zwei Stunden geschlafen. Das habe ich gar nicht gemerkt.« Sie sah den Korb mit den Pfirsichen auf dem Tisch an und sagte: »Oletta, brauchen Sie Hilfe?«
    »Das wäre wunderbar, Gertrude, vielen Dank.«
    Mrs Odell zog sich eine Schürze über den Kopf und machte sich nicht die Mühe, sie hinter dem Rücken zuzubinden. Sie nahm ein Messer aus der Schublade und setzte sich Oletta gegenüber an den Tisch. »Ich habe immer gerne Pfirsiche geschält. Als ich ein junges Mädchen war, auf der Farm, hat meine Großmutter immer Kuchen gebacken und …«
    Mrs Odell, Oletta und Tante Tootie plauderten über Pfirsichkuchen, was auf den Einkaufszettel musste und wie schnell der Sommer zu Ende ging, und ich saß still da und hörte zu, wie sich ihr Geplauder in alle vier Ecken der Küche ausbreitete. Der süße Duft der frischen Pfirsiche vermischte sich mit ihren Stimmen, und ich schloss diesen Moment als Erinnerung in mein Herz ein und spürte einen Frieden, den ich vorher nicht gekannt hatte.
    Als Mrs Odell eine Schale Pfirsiche in Scheiben geschnitten hatte, wischte sie sich an einem Handtuch die Hände ab und sagte: »Es tut mir leid, Oletta, aber meine Arthrose spielt verrückt. Ich muss meinen alten Händen eben eine Pause gönnen.«
    Oletta nickte. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Gertrude. Das war wirklich nett.«
    Mrs Odell stand an der Spüle und wusch sich die Hände. »Tootie, ob ich wohl mal Ihr Telefon benutzen dürfte? Ich würde gern Adele anrufen.«
    »Natürlich«, sagte Tante Tootie. »Sie können auch gern das im kleinen Wohnzimmer nehmen.«
    Mrs Odell bedankte sich und ging aus der Küche. Ich weiß nicht, wie lange sie telefonierte, aber als ich mein Buch zuschlug und vom Hocker stieg, kam es mir vor, als sei sie schon sehr lange weg. Ich aß einen Pfirsich, bat Tante Tootie, Schokoladeneis auf den Einkaufszettel zu schreiben, und ging durch den Flur. Mrs Odell war nicht im kleinen Wohnzimmer, also ging ich zur Treppe, um zu schauen, ob sie in ihr Zimmer gegangen war.
    Als ich ins Foi-jee kam, sah ich sie aus dem Augenwinkel. Sie stand im Salon und sah zum Fenster hinaus. Sie hatte die Hände hinter dem Rücken gefaltet, und ein Sonnenstrahl ließ auf ihrem Kopf mehr Kopfhaut als Haare erkennen.
    »Mrs Odell?«
    Als sie nicht antwortete, ging ich um einen Stuhl herum, um ihr Gesicht sehen zu können. Sie war kreidebleich.
    »Mrs Odell, was ist denn?«
    »Ich kann nirgendwohin«, flüsterte sie.
    Ihre Worte und ihr Gesichtsausdruck machten mir Angst. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wie meinen Sie das?«
    An ihrer Schläfe pulsierte eine blaue Vene. »Ich habe kein Zuhause, keine Möbel, nichts.«
    Ich half ihr in einen Sessel und legte meine Hände auf ihre. »Bleiben Sie hier sitzen. Ich bin sofort wieder da.«
    Ich rannte den Gang entlang und stürmte in die Küche. »Schnell. Mit Mrs Odell stimmt was nicht.«
    Tante Tootie, Oletta und ich eilten in den Salon, und wir scharten uns um Mrs Odell. »Gertrude, was ist denn?«, fragte Tante Tootie und ergriff ihre zitternden Hände. »Ist Ihnen nicht gut?«
    Mrs Odell schüttelte den Kopf, aber ihre Stimme war schmerzverzerrt und brüchig, als sie uns erzählte, was passiert war.
    »Ich habe Adele angerufen, um zu fragen, ob meine Briefe angekommen sind, aber ihr Sohn war dran, Roy. Er hat mir erzählt, dass er letzte Woche Mittwoch bei seiner Mutter vorbeigefahren ist, und als sie nicht aufgemacht hat, ist er einfach reingegangen.« Mrs Odell sah von mir zu Oletta und dann zu Tante Tootie. »Er hat Adele im Wohnzimmer gefunden, vor dem Fernseher. Sie ist tot.«
    Tante Tootie schnappte nach Luft. »Ach, Gertrude!«
    »Der Arzt hat gesagt, es war ein Schlaganfall. Roy wusste, dass ich hier in Savannah bin, aber er hat den Zettel nicht gefunden, auf dem Adele sich Ihre Nummer notiert hat.« Eine Träne hing in Mrs Odells Augenwinkel. »Ich kann nicht mal mehr zur Beerdigung gehen, die war schon.«
    Tante Tootie zog sich eine Ottomane heran, setzte sich und legte eine Hand auf Mrs Odells Knie. »Hat Roy sonst noch was gesagt?«
    »Er hat gesagt, ich bin herzlich

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