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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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hat einen Zahnarzttermin. Ich dachte, wir gehen zum Frühstück aus. Es gibt da so ein kleines Lokal, das ich ganz gerne mag, nichts Besonderes, aber sie machen tolle Omeletts und alle möglichen Pfannkuchen.«
    »Muss ich mich umziehen?«, fragte ich und schaute auf meine Shorts und Bluse hinunter.
    »Du siehst wunderbar aus«, sagte sie und faltete die Zeitung zusammen. »Ich bin schon am Verhungern, auf geht’s.«
    Als wir in dem Lokal ankamen, war es gut gefüllt, vor allem mit Geschäftsmännern in Anzügen und Bauarbeitern in schweren Stiefeln. Es roch intensiv nach Kaffee, Besteck klapperte, und wir fanden noch einen Tisch ganz hinten. Zwischen den Tischen tänzelten flinke Kellnerinnen herum, nahmen Bestellungen auf und klipsten sie an die Durchreiche zur Küche. Tante Tootie und ich bestellten Blaubeerpfannkuchen. Aber so gut sie auch waren, an Olettas kamen sie nicht heran.
    »Erinner mich daran, dass ich auf dem Rückweg bei der Post vorbeiwill«, sagte Tante Tootie und tupfte sich den Mund ab. »Ich habe keine Briefmarken mehr.«
    »Ja, erinnere ich dich dran. Können wir auch bei der Bücherei vorbeifahren?«
    »Natürlich.«
    Als ich gerade den letzten Schluck Orangensaft trank, fingen die beiden Männer am Nebentisch an, sich zu unterhalten.
    »Das Abrissunternehmen hat heute Morgen einen Kran hergebracht. Das alte Pemberton-Haus muss früher echt mal was gewesen sein.«
    Der andere Mann trank einen Schluck Kaffee und nickte. »Ich war nie drin, aber meine Mutter hat als kleines Mädchen noch mit den Pemberton-Kindern gespielt. Sie sagt, der ganze Stuck war noch handgemacht. Ist der eigentlich gerettet worden?«
    Tante Tootie wurde stocksteif.
    »Keine Ahnung«, sagte der andere Mann. »Wenn nicht, jetzt ist es zu spät. Heute Abend ist das Haus weg.«
    »Entschuldigung, die Herren«, sagte meine Tante und drehte sich zu ihnen um. »Ich habe das gerade versehentlich mitgehört. Haben Sie gerade gesagt, das Pemberton-Haus wird abgerissen?«
    »Ja, Ma’am«, sagte einer der Männer.
    Tante Tootie nickte ihm zu, fummelte ihr Portemonnaie heraus und steckte schnell einen Geldschein unter ihre Tasse. »Komm, Cecelia Rose«, sagte sie und stand auf. Ich folgte ihr durch einen schmalen Gang zu einem Münztelefon, aber es war besetzt. Sie drehte sich um und war so schnell zur Vordertür hinaus, dass ich rennen musste, um mitzukommen.
    Auf der Straße sagte sie: »Schnell, ins Auto.«
    »Was ist denn?«
    Sie ließ den Motor an und raste die Straße hinunter, überholte andere Autos und hupte. »Das ist das Haus, das wir vor dem Abriss gerettet haben. Es muss ein Missverständnis sein. Seit gestern gehört das Haus uns, Sara Jane hat gestern Abend den Schlüssel abgeholt!« Sie fuhr so schnell um eine Kurve, dass ich auf dem Sitz herumrutschte.
    Ich hielt mich am Türgriff fest und sah sie an. »Was hast du vor?«
    »Als Erstes muss ich telefonieren.« Sie fuhr an eine Tankstelle und hielt mit quietschenden Bremsen. »Warte hier«, sagte sie und sprang hinaus.
    Ich sah sie in die Tankstelle rennen und Münzen in ein Telefon am Fenster stecken. Sie sprach keine halbe Minute, legte auf und machte noch einen Anruf. Kurz darauf kam sie durch die Tür und rannte wieder zum Auto.
    »Okay, dann mal los.« Sie trat aufs Gas und raste los, auf der Windschutzscheibe explodierte die Sonne.
    »Cecelia Rose, wir sind eine Wegwerfgesellschaft geworden. Statt die Vergangenheit zu ehren und zu bewahren, reißen wir sie ab, schieben sie beiseite und machen einfach fröhlich unser Ding. Und das dulde ich nicht. Wir müssen uns für das einsetzen, woran wir glauben. Ein Gebäude von historischem Wert sollte nur abgerissen werden, wenn es wirklich unvermeidlich ist.«
    Sie hielt abrupt vor einem dreistöckigen Backsteinhaus, das zusammengefallen wirkte wie ein Soufflé. Im Vorgarten stand eine Engelstatue. Die Nase war abgebrochen, und seine bemoosten Augen starrten auf einen großen gelben Kran, an dem eine Stahlkugel baumelte.
    »Ach du meine Güte!«, sagte Tante Tootie und würgte den Motor ab.
    Vor uns parkte ein schwarzer Pick-up. Auf der Ladefläche saßen zwei Männer, aßen Donuts und tranken Kaffee aus Pappbechern. Tante Tootie stieg aus. »Guten Morgen, die Herren. Wer ist hier zuständig?«
    Einer der Männer, ein großer, teigiger Typ, setzte seinen Kaffee ab und stieg von der Ladefläche. Er hatte Puderzucker am Kinn. »Ich«, sagte er und tippte an seinen Baustellenhelm. »Grady Tucker.«
    »Mr Tucker, mein Name

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