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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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ausgestellt. Als ich klein war, hat meine Oma mir seine Geschichten vorgelesen, und seitdem liebe ich ihn. Meine Oma hat Bücher geliebt, vor allem Kinderbücher. Als ich ungefähr so alt war wie du jetzt, hat sie mir mal etwas gesagt, was bis heute mein tägliches Mantra ist.«
    Miz Goodpepper beugte sich vor und sah mir tief in die Augen. »Meine Oma hat gesagt: ›Werd nicht zu schnell erwachsen, Schatz. Das Alter lässt sich nicht aufhalten, aber wenn du im Herzen ein Kind bleibst, dann wirst du nie wirklich alt.‹«
    Ich drückte das Buch an meine Brust und flüsterte: »Danke.«
    »So, wie wär’s mit einer kleinen Erfrischung?«, fragte sie, hob ihre Fingerzimbeln auf und stand auf.
    Ich nahm mein Buch und folgte ihr in die Küche. Sie stellte einen Teller Ingwerplätzchen auf den Tisch, schenkte mir ein Glas Orangenlimo ein, holte eine Flasche Wein aus dem Regal und zog mit einem Plopp den Korken heraus.
    »Meine Oma war auch so kreativ. Ich weiß noch genau, wie wir zusammen ihren Esstisch weiß gestrichen haben, nur die Tischplatte. Mit ganz normaler Wandfarbe, wir haben sie einfach über das herrliche Mahagoni gepladdert. Als mein Opa das gesehen hat, ist er ausgeflippt. Aber Oma hat nur gelacht. Und dann hat sie immer, wenn sie Gäste hatten, einen Bleistift neben das Besteck gelegt und sie gebeten, etwas auf den Tisch zu schreiben. Als er voll war mit lauter klugen Sprichwörtern und Unterschriften und so, hat sie ihn lackiert.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es klang irgendwie toll, aber auch ein bisschen verrückt.
    Miz Goodpepper schenkte sich Wein ein und trank. »Aber nach ein paar Jahren ist die Bleistiftschrift verblasst und der Lack gesprungen, und da hat mein Opa den Tisch abschleifen und aufarbeiten lassen.«
    »Schade, dass Ihre Oma keine Filzstifte genommen hat.«
    »Hätte es die damals schon gegeben, dann wäre der Tisch jetzt richtig was wert. Will Rogers hatte unterschrieben, und Ethel Merman. Oh Cecelia, du hättest meine Oma auch gemocht«, sagte Miz Goodpepper und tunkte einen Keks in ihren Wein. »Sie war so spritzig und hatte so viele Ideen, vor allem solche. Andere Frauen waren damit beschäftigt, anständig zu sein, aber sie hat ihren Geist fliegen lassen.«
    Miz Goodpepper biss in den weingetränkten Keks und seufzte genießerisch. »Ich weiß gar nicht mehr, wie oft meine Oma und ich barfuß im Regen getanzt haben. Wir hatten so einen Spaß.«
    Ich lächelte Miz Goodpepper an. »Sind Sie genauso wie sie?«
    »Das will ich hoffen«, sagte sie. Sie steckte die Finger durch die Schlaufen ihrer Zimbeln und bewunderte sie. »Die hätten ihr auch gefallen.«
    Ich aß meinen Keks auf und dachte an Momma, wie sie in ihren roten Schuhen und aus voller Kehle singend durchs Haus gewirbelt war, und wie gerne sie ihren eingebildeten Fans gewunken und ihnen Küsse zugeworfen hatte. Und dann dachte ich an Eugene Fields Puppensammlung und wie Miz Goodpeppers Oma im Regen getanzt hatte.
    Ich leckte mir die Krümel von den Fingern und sah Miz Goodpepper nachdenklich an. »Was ist der Unterschied zwischen exzentrisch und verrückt?«
    Sie hob die Hände über den Kopf, ließ die Zimbeln erklingen und tanzte zur Tür hinaus. Über die Schulter rief sie lachend: »Wer weiß das schon!«

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Kapitel 22
    T ante Tootie trank auf der Veranda Kaffee und las die Sonntagszeitung. Durch das offene Fenster hörte ich Papier rascheln und Geschirr klappern. Als ich eben die letzten Teller vom Frühstück abtrocknete, kam sie in die Küche und sagte: »Cecelia, lass uns heute aufs Land fahren. In Tattnall County gibt es eine Farm, die wunderbares Obst verkauft. Oletta will schon die ganze Zeit einkochen, und sie mag Mr Dooleys Pfirsiche so gern.«
    »Okay«, sagte ich und trocknete mir die Hände ab. Wir setzten unsere Hüte auf und gingen.
    In der Garage musste ich daran denken, was für einen Spaß wir gehabt hatten, als Nadine das Dach aufgemacht hatte, wie die ganze Welt größer und heller ausgesehen und der Wind mich im Gesicht gekitzelt hatte. Ich half Tante Tootie, das Garagentor aufzuschieben, und als wir in den Wagen stiegen, sah ich sie an und fragte: »Können wir nicht das Dach aufmachen?«
    Sie schwieg einen Augenblick, und ich rechnete schon mit einem Nein, aber als sie den Motor anließ, lachte sie. »Ach, warum eigentlich nicht?« Sie fuhr rückwärts auf die Straße und drückte auf den Knopf. Als das Dach sich zusammenfaltete, grinste sie und schaute in den Himmel. »Was für

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