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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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reihenweise Wagen vor und holten die Mädchen ab.
    Ich kaute mir auf der Lippe herum und sah Tante Tootie an. »Ist das ein Internat? Muss ich da von dir und Oletta wegziehen?«
    »Oh nein, Schatz. Du würdest bei mir zu Hause bleiben. Du kannst zu Fuß zur Rosemont gehen. Ich dachte, ich rufe Iris gleich am Montagmorgen an und mache einen Termin aus, an dem du dir die Schule angucken kannst. Was meinst du?«
    Erleichtert lächelte ich sie an. »Ja, Ma’am.«
    »Wunderbar«, sagte sie, bog in einen holprigen Feldweg ein und verlor dabei fast ihren Hut.
    Die Meilen verflogen, und als ich mich gerade fragte, wie weit wir für ein paar Pfirsiche noch fahren würden, trat Tante Tootie so fest auf die Bremse, dass ich vom Sitz rutschte und mir am Armaturenbrett fast den Kopf aufschlug.
    »Oh Himmel, Cecelia, alles in Ordnung?«
    Ich zog mich wieder auf den Sitz. »Ja, geht.«
    »Ich war schon hundertmal hier und weiß immer noch nicht, wo die Einfahrt ist.«
    Rechter Hand vor uns lag ein blassgelbes Farmhaus mit einer breiten Veranda, links stand eine durchhängende rote Scheune und einige weitere Gebäude. Wir stiegen aus, und drei schwanzwedelnde Hunde begrüßten uns mit einem Geheul, als würden sie uns gut kennen, hätten uns schrecklich vermisst und wären ganz verrückt vor Freude, uns endlich wiederzusehen. Ich streichelte die Hunde und ließ mich von ihrem Überschwang fast umwerfen, während Tante Tootie schon mal zur Scheune ging. »Die Pfirsichkühlräume sind hier drin!«, rief sie über die Schulter zurück.
    Als die Hunde sich beruhigt hatten und sich durchs hohe Gras trollten, rieb ich mir ihre staubigen Pfotenabdrücke vom Kleid und sah mich um. Hinter der Scheune war ein kleiner Teich, das Wasser war so still, dass der Himmel sich darin spiegelte. Über dem Feld flatterten Schmetterlinge, und es duftete nach Pfirsichen und warmer Erde. Ich schloss die Augen, holte tief Luft und genoss die intensiven Gerüche. Ganz plötzlich war ich glücklich und dankbar, dass ich eine Nase hatte.
    »Willst du ’n Pfirsich?«
    Ich drehte mich um, und da stand ein Junge, höchstens fünf Jahre alt, neben dem Auto. Seine Haut war von der Sonne honigfarben, und er hatte einen Korb Pfirsiche in der Hand.
    »Die besten Pfirsiche von ganz Georgia«, sagte er und hielt mir den Korb hin. »Nimm dir ruhig einen.«
    Ich suchte mir einen Pfirsich aus und bedankte mich.
    »Ich muss gehen, ich muss Pa helfen, die Ernte von heute sortieren.« Seine nackten Füße hinterließen winzige Abdrücke im Staub, als er auf die Scheune zutrottete.
    Der Pfirsich war warm und pelzig, wie ein kleines Tier, das sich in meiner Hand zusammengerollt hatte und eingeschlafen war, und wenn ich ihn mir direkt an die Nase hielt und tief einatmete, duftete er so wunderbar, dass es fast nicht zu ertragen war. Ich drückte mit dem Daumennagel oben hinein, zog ein Stückchen Schale ab und biss zu. Saft rann mir übers Kinn, und ich leckte ihn schnell ab, damit ich keine Flecken aufs Kleid bekam. Als ich eben zum zweiten Mal hineinbeißen wollte, fiel mein Blick auf das Farmhaus, und da sah ich sie.
    Sie stand in einem Flecken Sonne und hängte Wäsche auf. Ihr schimmerndes braunes Haar war im Nacken zusammengesteckt, und ihre Schürze bauschte sich im warmen Wind. Auf einem Quilt im Schatten eines Baumes saß ein Baby mit einem rosa Mützchen. Als das Baby lachte und in die Hände klatschte, beugte die Mutter sich hinunter, nahm es hoch und wirbelte es herum.
    Der Anblick der beiden war wie ein Pistolenschuss in meine Brust. Ich versuchte, die Augen zu schließen, aber sie wurden weit offen gehalten vom Anblick der Mutter mit ihrer kleinen Tochter.
    In meinen Ohren ertönte ein dumpfes Brummen, und ich begann zu schrumpfen, in mich zusammenzusinken, bis ich das Baby war und Momma mich im Arm hielt. »Ach, mein süßes, süßes Hasenkind«, gurrte sie. Sie wirbelte mich herum, ein ums andere Mal, bis die Blätter an den Bäumen nur noch ein verschwommenes Grün waren. »Du darfst mich nie verlassen, Cecelia. Versprich mir, dass du mich nie verlässt.« Sie drückte ihre Nase an meine und sah mir in die Augen. »Egal, was passiert, wir haben immer uns.«
    Meine Hände zitterten, und wie in Zeitlupe sah ich den Pfirsich aus meinen Händen fallen. Safttropfen wirbelten durch die Luft. Mir tat ganz tief innen drin etwas weh, an einer Stelle, von der ich nicht gewusst hatte, dass es sie gab.
    Und dann sah ich die unaussprechliche Wahrheit über Mommas letzten

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