Die Frauen von Savannah
eine gute Idee, Cecelia. Danke für den Vorschlag. Das hätte Taylor auch gefallen. Denn mal los!«
Wie immer plapperte Tante Tootie wie ein Wasserfall, als wir aus der Stadt fuhren. »Das Kleid ist wirklich süß. Rosa-weiß kariert hat immer so was Fröhliches, oder?«
Ich strich mir mit den Händen über die frische Baumwolle und nickte. »Ja, Ma’am. Ich finde die ganzen Sachen, die du mir geschenkt hast, toll. Danke.«
»Tu ich doch gerne. Also, ich möchte mit dir über ein paar wichtige Dinge reden.«
»Okay«, sagte ich und drehte mich auf dem Sitz zu ihr.
»Ich habe mehrfach mit deinem Vater gesprochen und ihn gebeten, mir das Sorgerecht für dich zu übertragen. Letzte Woche hat er zugestimmt, die Papiere zu unterschreiben. Es dauert dann eine Weile, bis das gerichtlich abgesegnet ist, aber mein Anwalt arbeitet schon dran.«
»Wirklich? Heißt das, dass ich dann zu dir gehöre wie in einer richtigen Familie?«
»Du bist meine richtige Familie, Schatz. Aber du hast schon recht, die Papiere würden bedeuten, dass wir offiziell zusammengehören. Dein Vater möchte das Beste für dich.«
Ich senkte den Blick und murmelte: »Nein, tut er nicht.«
Wie konnte sie nur glauben, er würde das Beste für mich wollen? Warum sah sie die Wahrheit nicht? Warum sah sie nicht, dass er ein nichtsnutziger Lügner war, dem niemand wichtig war außer ihm selbst?
»Cecelia Rose, er hat nicht eingewilligt, mir das Sorgerecht zu übertragen, weil er dich nicht lieb hat. Ich glaube, er hat eingewilligt, weil er dich lieb hat. Ich weiß, dass er ein paar schreckliche Fehler begangen hat, und dass er nicht da war, als deine Mutter und du ihn dringend gebraucht hättet. Aber egal, wie viele Fehler er hat, ich weiß, dass er dich lieb hat.«
Das war einer der Momente, in denen Tante Tooties ewiger Optimismus mir wirklich auf die Nerven ging. Sie war so chronisch fröhlich und vergnügt, so darauf aus, das Gute im Menschen zu sehen, dass sie das Schlechte einfach ignorierte – die Dinge, die man nicht verzeihen konnte, die Stellen, die so wund waren, dass sie niemals heilen würden.
Ich sah sie an und platzte heraus: »Ich bin ihm total egal. Schon immer.«
»Man ist sich seiner Fehler meistens durchaus bewusst, auch wenn man sie nicht gern zugibt. Dein Vater weiß genau, dass er viel kaputt gemacht hat, und ich glaube, das ist jetzt seine Art, dir etwas Gutes zu tun. Das glaube ich wirklich.«
Auf meiner Zunge formten sich schlimme Wörter, und ich konnte sie nicht daran hindern, mir aus dem Mund zu springen wie Kröten. »Ich hasse ihn!«
Tante Tootie nahm meine Hand. »Cecelia, nein. Bitte hass nicht. Hass bitte nie.«
Ich zog meine Hand weg und wurde wütend. »Er hat eine Freundin in Detroit. Da war er die ganzen Jahre, als er mich allein gelassen hat und ich mich allein um Momma kümmern musste!«
»Ach Liebes, das ist mit Sicherheit nur ein schreckliches Gerücht. Taylor war auch beruflich viel unterwegs, manchmal war er über eine Woche nicht da. Glaub mir, ich weiß genau, dass bestimmte Leute daran gezweifelt haben. Kleingeister können so gemein sein, und …«
»Nein. Er hat es mir gesagt. Er hat es an dem Tag zugegeben, als er mir die Bücher gebracht hat.«
»Was?« Tante Tooties Augenbrauen schossen so hoch, dass ich sie über der Sonnenbrille sehen konnte. Sie schürzte die Lippen und umklammerte das Lenkrad fester.
»Seine Freundin hat sogar bei uns angerufen. Ich glaube, Momma wusste auch, dass er eine Freundin hatte.«
Tante Tootie schüttelte den Kopf. »Oh nein.«
Ich schaute auf meine Hände hinunter und zupfte an meinen Nagelhäutchen. Und dann pladderte die ganze Geschichte einfach aus mir heraus.
Es war in dem Winter vor Mommas Tod. Ich hatte mich warm eingemummelt und war auf dem Weg zum Lebensmittelladen, um ein paar Sachen fürs Abendbrot einzukaufen. Der Wind hatte den Schnee zu großen Verwehungen zusammengeschoben und die beißend kalte Luft war erfüllt vom Kratzen der Schneeschaufeln auf den Gehwegen. Als ich nach Hause kam, hörte ich Momma sprechen. Sie klang wütend. Ich stellte die Tüte mit den Einkäufen ab, zog Mantel und Stiefel aus und wollte die Treppe hinaufgehen.
Auf dem Weg durch den Flur hörte ich sie sagen: »Wie kannst du es wagen, mir zu sagen, was ich tun soll? Du kannst was erleben, du bescheuerter Yankee-Arsch.«
Ich schaute in Mommas Zimmer. Sie saß in einem ausgeblichenen Flanellnachthemd und den roten Stöckelschuhen vor ihrem Frisierspiegel, eine Hose
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