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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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Tag vor mir.
    Ich lag auf meinem Bett, in Die Schweizer Familie Robinson vertieft, hörte die Schritte meiner Mutter im Flur, und dann stand sie in der Tür. Um ihre wilden blauen Augen, denen man ihre Verrücktheit schon ansah, hatte sie schwarzen Eyeliner geschmiert. Rote Schuhe. Weißes Kleid. Diadem in der Hand. Der Mund mit rosa Lippenstift bemalt.
    »Komm, wir gehen shoppen«, sagte sie. »Ich brauche ein Kleid für den Schönheitswettbewerb heute Abend.«
    Ich verdrehte genervt die Augen. »Hör auf, Momma. Es gibt keinen Wettbewerb. Heute nicht, morgen nicht, und auch nicht nächste Woche oder nächstes Jahr.«
    »Natürlich gibt’s einen«, sagte sie, ging zum Spiegel und setzte das Diadem auf. »Und für dich möchte ich auch ein hübsches Kleid kaufen. Ich melde uns beim Mutter-Tochter-Wettbewerb an!«
    Mutter-Tochter-Schönheitswettbewerb!
    Momma kicherte. »Das wird ein Spaß. Ich kann’s gar nicht erwarten, dich so herausgeputzt zu sehen. Wir müssen dieselbe Farbe tragen. Was hältst du von Rosa?«
    Als ich nicht antwortete, drehte sie sich zu mir um. »Na komm, CeeCee, lass uns Kleider aussuchen gehen.«
    Ich starrte sie an und wünschte mir nicht zum ersten Mal, sie wäre tot. »Nein. Ich halte das nicht mehr aus. Ich ziehe kein Cocktailkleid an, ich nehme nicht an irgendeinem bescheuerten Schönheitswettbewerb teil, und ich werde nicht so wie du!«
    »Gut«, fauchte sie und ging hinaus, »wenn du so eifersüchtig bist, dann gehe ich eben alleine.«
    Ich rief ihr hinterher: »Kauf mir bloß kein Kleid! Echt nicht, Momma!«
    Man hörte ihr die Verletztheit an. »Hinterher tut es dir leid!«
    Die Tür schlug zu, und kurz darauf hörte ich ihre Absätze auf dem Gehweg klappern. Ich drückte mich ein wenig hoch und schaute aus dem Fenster. Sie ging mit schwingenden Armen, als hätte sie keinerlei Sorgen – als wäre sie total normal, mit diesem lächerlichen Diadem auf dem Kopf. Der Gedanke an einen weiteren Sommer mit ihren Aussetzern war unerträglich. Ich legte mich auf den Rücken und starrte an die Decke, hasste meine Mutter, hasste ihre Krankheit, ihre Cocktailkleider, ihre roten Schuhe – hasste alles –, hasste die Scham, die ich ihretwegen an jedem einzelnen Tag meines Lebens empfand.
    »Geh einfach weiter, Momma. Geh meinetwegen bis China. Ich hoffe, du kommst nie wieder zurück«, sagte ich, und die Worte hinterließen einen beißenden Geschmack auf meiner Zunge.
    Aber ich wusste, dass sie zurückkommen würde, früher oder später. Das tat sie immer.
    In mir heulte ein Sturm. Ich hörte einen entsetzlichen dumpfen Bums und sah in Gedanken Momma aus ihren Schuhen fliegen, durch die Luft segeln und als Haufen aus brutal zertrümmerten Knochen und blutgetränktem Chiffon auf dem Bürgersteig landen. Die Augen aufgerissen, den Mund geöffnet. Die Finger zuckend, als würde sie ein letztes Lebewohl auf die heiße Straße tippen. Es war so real, als wäre ich dabei gewesen, als hätte ich das alles gesehen.
    Immer wieder hörte ich die Stimme meiner Mutter um mich herum. »Hinterher tut es dir leid … tut es dir leid … tut es dir leid …«
    Ich griff nach dem Türgriff des Wagens und hatte das Gefühl, mein schlechtes Gewissen würde mich von innen auffressen. Ich kroch auf den Sitz, zog die Knie an die Brust und legte mir die Arme über den Kopf. Aber der Klang ihrer Stimme und der Anblick ihres toten Körpers auf der Straße blieben bei mir. Mir rann Schweiß über die Stirn.
    Dann zerschmolz das Bild meiner Mutter wie Zucker im Regen. Und weg war sie. Einfach weg.
    In der Ferne hörte ich Schlüssel klimpern. Der Kofferraum wurde geöffnet und geschlossen, dann glitt Tante Tooties Stimme über meinen Kopf: »Ich habe herrliche Pfirsiche gekauft, Oletta wird begeistert sein. Wart’s nur ab, wenn sie – Cecelia? Was hast du denn?«
    Ich spürte ihre Hand auf meinem Rücken. »Was hast du? Cecelia? Sag doch was.«
    Dann wurde alles schwarz.

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Kapitel 23
    A ls ich aufwachte, zwitscherten Vögel, und es duftete nach frischer Morgenluft. Meine Lider fühlten sich an wie zugenäht, und als ich mich zwang, sie zu öffnen, wogte vor meinen Augen etwas Dunkles und Verschwommenes. Nach einer Weile erkannte ich endlich Olettas Gesicht.
    Sie beugte sich über mich und streichelte mir den Kopf. »Na, guck mal. Das wird aber auch Zeit, dass du aufwachst. Ich hab dir doch schon damals gesagt, ich hab keine Zeit für Faulpelze.«
    Ich sah mich um und war verwirrt. Ich lag im Himmelbett in dem

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