Die Frauen
hat gesagt, du sollst sie erst mal zu ihrem Zimmer bringen, damit sie auspacken können, und danach sollen sie ins Haus kommen, damit sie ihnen zeigen kann, was erledigt werden muss.«
Der Spülwasser-Mann stand jetzt ebenfalls im Matsch, so seelenruhig, als stünde er im hellsten Sonnenschein. »Ja, in Ordnung, Brodelle, sobald alles abgeladen ist und ich die Pferde ausgespannt habe. Aber ist es nicht ein herrlicher Tag?«
»Ja«, sagte der andere und machte keine Anstalten, ihnen zu helfen, ja er schien nicht einmal zu bemerken, dass noch zwei andere Menschen da waren, ein Mann und seine Frau, Fremde, die der Hilfe bedurften. »Allerdings - sofern man eine Ente ist.«
Darüber mussten die beiden herzlich lachen. Gertrude versuchte, vom Wagen zu steigen, ohne dass ihr Rock nass wurde - ja meinte sie denn, dass er sie tragen würde? Tja, das würde er wohl, nur um es den Kerlen zu zeigen, aber dann stand sie schon im Schlamm und mühte sich, den Schirm über ihn zu halten, und er nahm den Überseekoffer, in dem ihr ganzes Hab und Gut war. Sie folgten dem Spülwasser-Mann über den Hof und in ein Zimmer, in dem es nach alter Kernseife roch, die den Kampf gegen den Schimmel verloren hatte, und er war so wütend auf sich, weil seine Schuhe nass waren und er seine Frau enttäuscht hatte, dass er den Koffer einfach abstellte, zurück zum Wagen ging und die Reisetasche holte, und als er wieder im Zimmer stand, war der Spülwasser-Mann hinaus in den Regen gegangen, um die Pferde zu versorgen. Noch immer hatte niemand ein freundliches Wort an sie gerichtet, sie willkommen geheißen oder sich auch nur vorgestellt. Es waren kalte, hochnäsige Menschen, keine Frage - selbst der heruntergekommenste Barbadier, der immer nur in Rumbuden herumhing, wäre aufgestanden und hätte ihnen geholfen. Und niemand auf der Insel hätte einen Fremden vorbeilaufen lassen, ohne ihm wenigstens einen guten Tag zu wünschen. Niemand. Es war das mindeste an Höflichkeit, und wenn man das nicht hatte, was man nicht besser als ein Tier.*
* Wir wissen nicht, ob es an jenem Tag tatsächlich regnete, denn alle, die damals dort waren, sind inzwischen tot, und ich habe es versäumt, Billy Weston zu fragen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Aber O ’Flaherty San gefiel der Gedanke, hier widerzuspiegeln, was ich erlebte, als ich Daisy Hartnett und Gwendolyn Greiner von ebenjenem Bahnhof abholte, und zwar an einem Nachmittag, an dem es, wie ich Ihnen versichern kann, mit der ganzen gnadenlosen Heftigkeit regnete, zu der der Himmel über Wisconsin fähig ist.
»Ach, Julian, Schatz, du bis ja ganz nass.« Gertrude stand mitten im Zimmer, hatte ihre Schuhe bereits abgewischt und ordentlich an der Wand abgestellt. In der halbgeöffneten Schublade einer Kommode hatte sie ein Handtuch gefunden und rieb damit ihren Nacken ab, wo sich das Haar gelöst hatte. »Hier, Schatz, nimm du das und trockne dich ers ma ab«, murmelte sie und reichte ihm das schlaffe Handtuch. Er nahm es, ohne hinzusehen oder den Flor des Gewebes zu fühlen, denn für einen Augenblick war er sich selbst fremd, und er dachte: Ich kenne diesen Ort und diese Leute nicht, und hier riecht nichts richtig, nichts riecht, nichts hat irgendeinen Geruch, außer der Kernseife und dem Schimmel und der Asche im Kamin, und dann fuhr er mit dem Handtuch über seinen Kopf, als wollte er das Haar wegreiben.
An einem Haken, der an der Innenseite der Badezimmertür befestigt war - das Bad war ausgestattet, wie man es sich bei reichen Leuten vorstellte, mit Toilette und Waschbecken, immerhin -, hing ein weißes Kellnerjackett. Es war zwar zwei Nummern zu groß, aber das war ihm egal. »Lass mich das ers ma bügeln«, sagte Gertrude und zupfte an ihm herum, und anfangs wollte er das nicht, doch dann gab er nach, denn wenn er sich dort drüben vorstellte, würde er sich kerzengerade halten, und es würde keine einzige Falte zu sehen sein, damit diese reiche Hausherrin gleich merkte, dass er kein schlurfender Idiot war wie die Hälfte der Nigger in Chicago, sondern ein gebildeter Mann mit einem Abschluss von der Combermere School in Bridgetown, Barbados - Klein-England nannten sie es, Klein-England -, und einem Englisch, das so kultiviert war wie das des verstorbenen Königs, auch wenn seine Frau sich ausdrückte wie eine barfüßige Bajan-Bäuerin, aber dafür konnte er nichts. Sie wollten einen richtigen Butler, und er würde ihnen einen richtigen Butler geben. Also gut, dann bügele das ers ma,
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