Die Frauen
Schimmelstückchen schwammen. Sie blieben auf seine Frau gerichtet. »Was kochen Sie denn am liebsten, Gertrude? Was ist Ihre Spezialität?«
Er wollte an ihrer Stelle antworten, doch die Frau unterbrach ihn schon nach dem ersten Wort. Und noch immer sah sie ihn nicht an. »Ich möchte es von Ihnen hören, Gertrude. Was kochen Sie am liebsten?« Ein kleines Schulterzucken, ein Lachen. »Praktisch alles wäre wohl besser als das, was ich zustande bringe.«
Äffchenmund, Äffchenmund. Gertrude sah ihn kurz an, straffte die Schultern und hob den Blick. »Jug-Jug, Pepperpot, Fisch auf alle möglichen Arten. Und Conkies. Ich mach
Conkies, die sind berühmt die ganze Baxter Road rauf und runter.«*
* Ich verlasse mich hier auf O ’Flaherty-San. Er hat einige Zeit auf den karibischen Inseln verbracht, als er auf einem Frachtschiff zwischen verschiedenen südund mittelamerikanischen Häfen hin und her fuhr, bevor er den Pazifik überquerte, um unser Leben in Nagoya zu bereichern. Jug-Jug ist ein Gericht aus Hirse, grünen Erbsen und Pökelfleisch; Pepperpot ist, wie der Name andeutet, ein scharf gewürzter Eintopf, bei dem verschiedene Fleischsorten verwendet werden; ein Conkie ist eine Art Pudding aus Maismehl, Rosinen, Kokosflocken, Kürbis und Süßkartoffeln, der in einem Bananenblatt gedämpft wird. Ich habe gehört, dass die Barbadier - oder Bajans, wie sie selbst sich nennen - auch gern Fliegenden Fisch in einem Brötchen essen, das Gegenstück zu den Hamburgern, die die Amerikaner so lieben.
Er konnte nicht an sich halten. »Und Essen für Weiße«, sagte er. »Sie kann auch Essen für Weiße. Natürlich.«
»Stampfkartoffeln«, sagte Gertrude. »Schweinehaxe mit Schwarzaugenbohn, Schweinekoteletts, Beefsteak ausser Pfanne, Schmalzgebackenes un so.«
Hier war er, noch keine fünf Minuten in diesem Haus, gerade erst eingestellt, und schon kochte er vor Wut: Sie redete wie ein Bauerntrampel, und er empfand ihre Ungebildetheit und die damit verbundene Demütigung wie einen Peitschenhieb ins Gesicht. Er hielt es nicht mehr aus. Sein Kopf fuhr zu ihr herum, und sein Gesicht war voller tiefer Falten. »Sei still«, zischte er, »halt einfach den Mund, Frau! So spricht man nicht. Nie, niemals.« Er wollte noch sagen: Ist das vielleicht die Art zu sprechen, die ich dir beigebracht habe?, und seine rechte Hand, die Schlaghand, zitterte so sehr, dass er sie in die Tasche stecken musste. Er beherrschte sich. Dies war nicht der rechte Ort dafür. Aber was für ein Ort war es? Wo war er hier?
Der Spülwasser-Mann ließ die Schuhspitze auf dem Teppich kreisen. Gertrude starrte zu Boden. In seinem Kopf explodierten die Raketen, die man am Empire Day über dem nachtschwarzen Meer aufsteigen ließ, in kurz aufblühenden Farbklecksen - pop-pop, poppop. Und die Hausherrin - Borthwick, Mrs. Borthwick, hatte der Spülwasser-Mann sie nicht so genannt? - blies sich auf wie ein Ochsenfrosch und schraubte ihre Stimme um zwei Lagen höher. »Und Sie«, sagte sie, nagelte ihn mit ihrem Blick fest und ließ ihre Worte wie stählerne Klingen rasseln, »Sie werden nicht in diesem Ton mit ihr reden, nicht in meiner Gegenwart, nicht in diesem Haus.« Schweigen. Die Erde hörte auf, sich zu drehen. »Haben wir uns verstanden?«
Er hätte alles mögliche sagen und auf der Stelle alles verlieren können, das er sich gewünscht und erträumt hatte, er wäre wieder in den Zug gesetzt worden, mit Schimpf und Schande davongejagt, und seine arme schwarze, bäuerliche Bajan-Frau hätte weinend den Kopf an seine Schulter gelegt, doch er sagte nur: »Ja, Ma’am.«
Hinter ihr, jenseits des Teppichs, der Bücherregale und des Hummerfallensessels, stieß plötzlich eine feurige Säule aus Sonnenlicht durch die Wolken, vor der sie stand wie die Silhouette eines überirdischen Wesens, und er sah die Sonne und den Raum und den Ausdruck auf ihrem Gesicht und bezwang sich. Später war er sich nicht sicher, doch womöglich hatte er sogar den Kopf gesenkt wie diese Leute im Gebüsch, die sich geduckt und die Köpfe eingezogen hatten, wenn Mr. Brighton oder jemand von den Damen und Herren unter den großen Sonnenschirmen den Blick über den Garten hatte schweifen lassen. Vielleicht hatte er den Kopf gesenkt. Und warum? Warum nur?
Er sah ihr Gesicht, als sie den Arm hob und senkte zum Zeichen, dass das Gespräch beendet war, und dem Spülwasser-Mann sagte, er solle sie in die Küche führen, und dann setzten sie sich in Bewegung, er und seine Frau,
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