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Die Frauen

Die Frauen

Titel: Die Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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keine Zeit für den Wasserhahn oder die Verlängerung des Schlauches, sie tauchten die Eimer in den Gartenteich, wieder und wieder, durch den Korridor hin, durch den Korridor zurück, zum langgezogenen Zischen des Dampfes ...
    Er dachte an nichts in diesen ersten Minuten, nicht an die Kunstschätze unten oder an das Schreckgespenst jenes ersten Feuers, das ihm das Herz aus der Brust gerissen und es hartgebrannt hatte, nicht an Olgivanna oder Svet - da war sie, mühte sich mit dem schweren Eimer ab, Daddy Frank, hier kam der nächste -, nicht an seine eigene Sicherheit oder sonst etwas auf dieser Welt, nur an die Flammen in den Vorhängen, an der Wand, auf dem Bett. Nachdem er den ersten Eimer geleert hatte, sprang er zu den Flügelfenstern, zog sie zu und verriegelte sie, während der Wind das Dach attackierte, über den Hügeln die Blitze zuckten und die Flammen die Wand hinaufkletterten. »Die Kaminklappe«, rief er Olgivanna zu, und schon war sie zur Stelle und knallte die Klappe unter heftigem Knirschen der Scharniere zu, so dass dem Feuer die Luft genommen wurde, bis schließlich beim zwanzigsten oder dreißigsten Eimer, er hatte den Überblick verloren, das Zischen etwas anders zu klingen begann, wie das ersterbende Wispern, wenn ein Lagerfeuer gelöscht wird, und die Flammen zurückgingen und in sich zusammenfielen.
    »So«, rief er keuchend, sein Haar zerwühlt, die Hemdsärmel geschwärzt, die Hände von Verbrennungen gerötet, da er die Bettwäsche um die Flammen gefaltet und auf den Boden geworfen hatte, um darauf herumzutrampeln, »das war’s!« In diesem Moment kam Olgivanna hereingestürmt, einen Eimer in jeder Hand, und nach einem flüchtigen Blick auf ihn wuchtete sie erst den einen, dann den anderen Eimer hoch und kippte das Wasser auf die leblose schwarze Wand und das verkohlte Bettgestell, zwei weitere Eimer zur Sicherheit. Er streckte die Hand aus, um sie zu bremsen, während das Wasser die Wand hinab- und in die Ritzen zwischen den Dielen rann.
    »Wir haben es geschafft, Olya, wir haben es geschafft«, sagte er. »Ich glaube, wir -«
    Doch jetzt hörte er plötzlich ein neues Geräusch, ein Knistern oder Kratzen in der Zimmerdecke über dem Bett, als würde es die Latten da oben jucken oder als hätte sich ein Eichhörnchen einen Weg in den Dachstuhl genagt und wollte wieder hinaus. Hinter ihm drängten Svet, Mel und Kameki mit nicht mehr benötigten Eimern Wasser und suchendem Blick ins Zimmer, während der Wind über das Dach pfiff und an den Fensterscheiben rüttelte. Kameki, schwer atmend, in Hemdsärmeln und Hosenträgern, rief leise aus: »Was zum Teufel -?« Das Kratzen wurde lauter. Keiner rührte sich. Und dann hörten sie ein jähes, langgezogenes Fauchen, wie wenn das Gas im Backofen auf ein brennendes Streichholz reagiert, und er wusste, dass das Schlimmstmögliche eingetreten war: Das Feuer war in den toten Raum zwischen Zimmerdecke und Dach gelangt, und der Wind fachte es durch jede Ritze und Spalte an. »Das Dach!« war alles, was er herausbrachte, ehe er aus dem Haus stürzte, nach einer Leiter, mehr Wasser, der Feuerwehr rief - holt die Feuerwehr!
    Der Wind hatte jetzt Orkanstärke, riss ihm die Tür aus der Hand und schleuderte ihm Staub ins Gesicht, während er durch den Hof preschte, um die Leiter aus der Garage zu holen. Mel und Kameki folgten ihm. »Nein«, brüllte er, »nein - Wasser! Holt Wasser!« Er hielt die Leiter in beiden Händen und rannte schon wieder, rannte immer noch, jetzt lehnte die Leiter am Dach, und er kletterte hinauf: Es war an einem halben Dutzend Stellen eingebrochen, die Zedernschindeln entflammbar wie Zunder - es war Zunder, zehn Jahre abgelagertes Holz, rindendünn geschnitten. Ein Alptraum: auf den Schindeln von einem Flammenherd zum nächsten zu springen, seine Schuhsohlen von der Gluthitze versengt, während die Wassereimer die Leiter hinauf- und hinuntergereicht wurden - lächerlich, sinnlos, genausogut hätte er Tränen in einen speienden Vulkan tropfen lassen können-, und schon nach wenigen Minuten stürzte mit lautem Krachen das Dach über dem Schlafzimmer ein, auf das der Zerstörung geweihte Bett, den unrettbar verlorenen Boden.
    Über ihnen verfinsterte sich der Himmel zur Nacht, das Gewitter rückte näher, dem Wind auf den Fersen, und die Blitze tanzten über den Bäumen. Er kämpfte gegen die Flammen an, schlug sie hier zurück, während sie dort vom Wind erneut geschürt wurden, seine Augenbrauen waren dahin, die Schuhe versengt, die

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