Die Frauen
Spezialitäten wie pasulj und prebanac (mit hausgemachter Wurst anstelle der Krakauer) oder das Nuss-Hefebrot, das alle in Begeisterung versetzte, und so musste sich Mrs. Taggertz zumindest gelegentlich zurücknehmen. Außerdem gab es fast jeden Abend Plätzchen, mit Melasse, Schokostreuseln, Dörrpflaumen und Rosinen, Pfeffernüsse nach einem Rezept, das Dione von ihrer Mutter hatte, und Nobu Tsuchiuras Bohnenkuchen.* Es war ein wunderbares Gefühl, warm und wohlig, abends, wenn Mrs. Taggertz nach Hause gegangen war, mit Dione, Sylvia Moser, Nobu und ihrer Tochter in dieser Küche zugange zu sein, ein Abenteuer - als wäre sie wieder mit ihren Schwestern vereint.
* Amanatto, aus (roten) Azukibohnen. Ich persönlich mag chitose am liebsten, aus süßen Bohnen hergestellte Teigtaschen mit rosafarbenem und weißem Zuckerguss, der für den Sonnenaufgang beziehungsweise den Schnee auf dem Fuji steht. Meine Mutter hat jedes Jahr zu Setsubun Unmengen dieser Teigtaschen zubereitet, auch noch, als wir in Washington lebten, und mein Bruder und ich durften uns damit den Bauch vollschlagen, bis wir nicht mehr konnten. Was schneller passierte, als man vermuten würde - Bohnenpaste ist erstaunlich sättigend, besonders wenn sie perfekt gesüßt worden ist.
Und obwohl Frank den größten Teil der Woche in Chicago verbrachte, um sein neues Büro zu leiten, oder mit dem Santa Fe California Limited nach Los Angeles fuhr, um an den Häusern, die er dort gebaut hatte*, Nachbesserungen vorzunehmen, bemerkte sie seine Abwesenheit weniger, als sie es erwartet hätte. Sie war beschäftigt. Ungemein beschäftigt. Auch wenn sie gar nicht die Haushälterin war, sondern mehr als das - die Hausherrin, Mrs. Wright in spe, Verwalterin des Projekts Taliesin -, so hätte sie es doch gut sein können, und es dauerte keinen Monat, bis Frank Mrs. Dunleavy gehen ließ, die breitschultrige Farmersfrau, die während des ganzen letzten Jahrs (ohne Entlohnung, wie sich herausstellte, oder vielmehr mit einer anfänglichen Zahlung und dem kurzlebigen Versprechen, weitere würden folgen) diese Funktion wahrgenommen hatte. Es gab immer etwas zu tun, und natürlich halfen alle mit, selbst Svetlana, denn hier war niemand nur zu Gast, und Frank hatte hundert Ausbesserungsmaßnahmen gleichzeitig zu erledigen, winters wie sommers, alles war im Fluss.
* La Miniatura, in einer Schlucht in Pasadena erbaut, war besonders problematisch. Was auch für die Flachdächer dieser vier einzigartigen, von der Maya-Kultur inspirierten und aus Betonblöcken konstruierten Häuser galt, allesamt architektonische Wunderwerke. Mit Lecks war zu rechnen gewesen - Wrieto-San beteuerte immer wieder, es liege allein am Klima, neun Monate dörrende Sonne, dann drei Monate Monsunregen -, doch er kümmerte sich persönlich um Dichtungsbleche für Mrs. Alice Millard, die Herrin von La Miniatura.
Ihre Scheidung wurde im zweiten Monat - im März - rechtskräftig, doch sie nahm es kaum wahr, weil sie sich einer neuen Ordnung unterworfen hatte und Vlademar ohnehin nur noch eine Erinnerung war, ein gebeugter, zu dünner kleiner Mann, der morgens nach seinen Socken rief, Wo sind meine Socken, und Bring mir einen Kaffee, Olgivanna, sonst sterbe ich. Er war Architekt. Er war in Chicago. Und sie würde Svetlana gemäß dem in den Scheidungspapieren festgelegten Besuchsrecht zu ihmbringen. Mehr nicht. Das war alles. Doch Frank war begeistert - »als nächstes kommt Miriam dran«, sagte er, »das Pendel muss noch einmal ausschwingen, dann sind wir beide frei«, und sie feierten die Neuigkeit mit einem gemeinsamen Abend, versammelten alle vor dem Kaminfeuer, während draußen der Wind in den Baumwipfeln heulte, tranken heißen Kakao und Kaffee, aßen Plätzchen und sangen, ums Klavier geschart, die alten Lieder, bis es spät war und Olgivanna sich bei ihm im Bett wiederfand, unter der Gänsedaunendecke an seine Schulter gekuschelt, während im Kamin die rotglühenden Kohlen leuchteten.
Der Frühling wehte in diesem Jahr schon früh aus dem Süden herauf, eine Reihe immer wärmerer Regengüsse spülte den Schnee weg und ließ früher, als er es je erlebt hatte, den Rhabarber austreiben - Rhabarberkuchen, gab es etwas Besseres? -, und es dauerte nicht lange, bis die Blumenbeete ein einziges Farbenmeer waren, die Obstbäume blühten und in den langen, nackten Furchen der Felder die Gerste spross.
Er strotzte vor Energie, von morgens bis abends, stand vor Tagesanbruch auf und saß schon
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