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Die Frauen

Die Frauen

Titel: Die Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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in bar plus sämtliche Anwaltsgebühren, ein Treuhandvermögen in Höhe von 30 000 Dollar sowie eine monatliche Unterstützung auf Lebenszeit in Höhe von 250 Dollar {2} - unter einer Bedingung anzunehmen: Er müsse über einen Zeitraum von fünf Jahren Olga entsagen. Die Antwort kam am nächsten Tag. Er weigerte sich. Kategorisch. Oh, sie durchschaute ihn, diesen kaltherzigen Mistkerl. Er hatte jetzt die Oberhand und wusste es. Er würde die Sache aussitzen - selbst wenn sie verhungerte oder wie eine Bettlerin auf der Straße leben musste. Und sobald die Scheidung rechtskräftig war, würde er die Tage zählen, bis er seine kleine Russin heiraten durfte, genau wie damals bei ihr, nachdem er von Catherine losgekommen war. {3} Aber sie würde nicht aufgeben. Noch nicht.
     
    * Wie, so fragt man sich, gedachte Wrieto-San eine solche Summe in bar zu bezahlen? Mit der Cleverness und Gerissenheit, die für sein Finanzgebaren so typisch war, hatte er eine Gruppe von Freunden überredet, unter seinem Namen eine Kapitalgesellschaft zu gründen - die Frank Lloyd Wright, Inc. -, in die jeder einen durch Ansprüche auf künftige Einnahmen gedeckten Betrag von 7500 Dollar investierte. Die natürlich keiner je wiedersah.
     
    * In Wisconsin war damals vor einer Wiederheirat eine einjährige Wartezeit vorgeschrieben.
     
    Sie fuhr mit dem Zug nach San Francisco, weil ihr nichts Besseres einfiel und Alvy Oates, eine alte Freundin aus ihrer Zeit in Chicago mit Emil, ihr angeboten hatte, sie könne bei ihr wohnen, solange sie wolle. Während der Zug die Küste entlang über die Schwellen ratterte, verfluchte sie Frank, verfluchte ihn immer wieder. Und nachdem sie angekommen war und gesehen hatte, wie Alvys Gesicht gealtert war - Tränensäcke, Runzeln, das Doppelkinn einer alten Frau, die den ganzen Tag in einer Ecke sitzt und einen Brotkanten in Soße tunkt -, unterzog sie sich selbst einer gründlichen Betrachtung und begab sich dann auf direktem Weg in eine Klinik, wo ihr ein ganz wunderbarer Arzt, der ihre Bedürfnisse bestens verstand, versicherte, dass sie die schönste Haut besitze, die er bei einer Frau ihres Alters je gesehen habe, und dann eine Gesichtsstraffung bei ihr vornahm, durch die sie noch mal zehn Jahre jünger aussehen würde als bereits jetzt. Wofür ihr Mann aufkommen werde. Bald. Sehr bald. Während ihr Gesicht heilte, sog sie Flüssigkeiten durch einen Strohhalm ein und verbrachte ihre Tage im Morgenmantel. Keines ihrer Kinder antwortete auf ihre Telegramme. Alvy ging zu Clubtreffen, Bridgenachmittagen, Veranstaltungen im Museum, in der Philharmonie oder im Yachtclub, und sie blieb daheim, löste Kreuzworträtsel und las Kriminalromane. Es war eine Zeit grenzenloser, qualvoller Langeweile. Nachdem sie eines Nachmittags wohl eine geschlagene Stunde lang zugesehen hatte, wie auf Alvys Terrasse eine Eidechse unter dem Spalier an der Wand hochkroch, telegrafierte sie ihrer Anwältin, sie solle Franks Bedingungen ohne Vorbehalt akzeptieren, und am 27. August wurde sie wegen bösartigen Verlassens von Frank Lloyd Wright geschieden, wobei Miss Levin Miriams eidliche Aussage entgegennahm und übermittelte. Es kränkte sie, wie sie noch nie etwas gekränkt hatte, aber das Geld wurde ihr ausgezahlt, und sie erwarb umgehend eine Fahrkarte nach Chicago, wo sie sich von Norma verabschieden wollte, ehe sie nach New York und von dort nach Paris weiterreiste. Ja, nach Paris. Wo sie Frank Lloyd Wright und seine üblen Machenschaften vergessen und sich zur Abwechslung auf ihre eigene künstlerische Tätigkeit konzentrieren konnte, wo sie wachsen, sich entwickeln, sich auf eigene Füße stellen konnte, und wer weiß, wenn sie sich erst dort eingerichtet hatte und wieder in ihren gewohnten Kreisen bewegte - oder vielmehr den Kreisen, in denen sie sich vor dem Krieg bewegt hatte-, dann würde sie vielleicht sogar wieder heiraten.
    So weit, so gut. Aber so manche Idee versandet, so mancher Plan geht nicht auf. Ende September fand sie sich unerklärlicherweise in einem Hotelzimmer wieder - und zwar ausgerechnet in Madison, Wisconsin -, wo sie Frank einen Brief schrieb, in dem sie ihm klar sagte, was sie von ihm hielt, und wenn sie sich einer groben Sprache bediente, dann war das sein Pech, schließlich war er es, der gegen die Scheidungsvereinbarung verstieß, und nicht sie, er hatte sich zu seinem »Liebesnest« auf dem Hügel zurückgeschlichen*, damit er seinen Schwanz in die Fotze dieser kleinen Russin stecken und sie ficken

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