Die freien Amazonen - 3
eine Gruppe Unschuldiger hineindonnern. Ein Pferd wird niemals zum Verräter an seiner Natur
- «er warf böse Blicke auf die Lederkleidung der Amazone » - und auch nicht an seiner eigenen Art, indem es sich mit ihren Feinden verbündet.« Diesmal richteten sich seine Augen finster auf Sam, der hilflos die Schultern zuckte und eine Verbeugung andeutete.
»Elinda, was, zum Teufel, sagt er?«
»Das wirst du gar nicht wissen wollen«, entgegnete sie bitter auf Terranisch. Dann schaltete sie wieder auf Darkovanisch um. »Ich entschuldige mich bei Euch, Dom Kennet. Mehr kann ich nicht tun.«
»Aber der Rat kann mehr tun.« Diesmal sprach Kennet mit grimmiger Befriedigung. »Nach diesem Vorfall wird er wohl einsehen, dass derartig unanständige, unnatürliche Maschinen aus Thendaras Straßen verbannt werden müssen. Oder wollt Ihr behaupten, Euer obszönes Gerät sei besser als ein Pferd?« Die Männer hinter ihm zollten seinem Sarkasmus mit höhnischem Lachen Beifall.
»Unter bestimmten Bedingungen, ja«, erwiderte Elinda, rot im Gesicht vor Zorn.
»Unter bestimmten Bedingungen …« Kennet sprach langsam, auf Wirkung bedacht, und die Männer wieherten vor Vergnügen.
»Vielleicht seid Ihr geneigt, diese Behauptung auch zu beweisen?« In einer Reflexbewegung flog Elindas Hand an ihr Messer, aber Kennet grinste und schüttelte den Kopf. »Oh, nicht mit Stahl, mestra. Aber …
wie wäre es mit einem Wettrennen? Eure obszöne Maschine gegen mein Pferd?« Sein Grinsen wurde noch breiter.
»Was ist denn jetzt los?«, fragte Sam nervös.
»Er hat mich gerade zu einem Wettrennen herausgefordert -
Fahrrad gegen Pferd«, teilte Elinda ihm auf Terranisch mit.
»Das musst du mit diesem Fahrrad verlieren. Vergiss es, Mädchen.
Besser, wir entschuldigen uns und sehen zu, dass wir weiterkommen.«
»Das kann ich nicht machen, Sam. Und auf jeden Fall …«
Nachdenklich betrachtete sie die grinsenden Männer, das große Zugpferd, den Lastwagen, der wie betrunken an dem Gebäude lehnte.
»Elinda, mach keine Dummheiten. Dein Fahrrad kann ein Pferd nicht schlagen.«
»Seht sie euch an!«, rief Kennet mit lauter Stimme. »Sie muss sogar für eine Ehrenangelegenheit die Erlaubnis ihres terranischen Herrn einholen.«
»Seine Ehre steht ebenfalls auf dem Spiel«, gab Elinda auf Darkovanisch zurück, und dann sagte sie wieder auf Terranisch:
»Sam, kann ich ein paar schwere Maschinen vom Raumhafen benutzen, um eine Bahn anzulegen?«
»Ja-a, ich glaube schon. Ach, sicher.« Er warf die Hände hoch.
»Aber du setzt dich dabei in die Nesseln, Mädchen.«
»Vielleicht auch nicht.« Und zu Kennet: »Ich sagte, unter bestimmten Bedingungen. Seid Ihr bereit, das Rennen unter bestimmten Bedingungen durchzuführen?«
»Unter allen Bedingungen, die es Euch gefällig ist, zu nennen, mestra .« Seine Augen glitzerten. »Und der Einsatz?«
»Wenn ich gewinne, werdet Ihr und Eure Männer vier mal zehn Tage lang für jede Strecke, die kleiner ist als die halbe Länge der Stadt, Fahrräder statt Pferde benutzen. Und es wird nicht mehr davon gesprochen, dass sie aus der Stadt verbannt werden sollen.«
»Aber setzen wir einmal den Fall, dass Ihr verliert?«
»Dann bekommt Ihr die Fahrräder. Alle. Wir wollen dann nicht mehr in der Stadt damit herumfahren, und Ihr erhaltet ein Vermögen an Metall, das Ihr zu Eurem Gebrauch einschmelzen könnt.«
»Abgemacht! Wo und wann?«
»In fünf Tagen ab heute. Am Rand der Terranischen Zone, hinter dem Raumhafen.«
»Su serva, mestra.« Er verbeugte sich ironisch. »Bitte, sorgt dafür, dass die Maschinen dort sind, damit ich sie gleich zum Einschmelzen mitnehmen kann.«
»Oh, sie werden da sein, vai dom , damit Ihr und Eure Männer darauf wegfahren könnt. Komm, Sam«, fuhr sie auf Terranisch fort.
»Machen wir uns an die Arbeit.«
»Um was hast du gewettet?«, fragte Sam. Sie schoben ihre verbeulten Fahrräder auf den Raumhafen zu. »Elinda, wie willst du das Cholayna beibringen? Du kannst doch nicht einfach terranisches Eigentum weggeben.«
»War das denn nicht unser Ziel? Wir wollten die Darkovaner an Maschinen gewöhnen!«
»Mädchen, Mädchen, du glaubst doch nicht etwa, dass du siegen wirst?«, ächzte Sam. »Was du da hast, ist kein Himalaja-Rennrad; es ist ein ungefüges, langsames Transportmittel.«
»Siegen werde ich trotzdem«, behauptete sie. »Und du wirst mir dabei helfen. Hör zu.« Sie sprach in raschem Tempo auf ihn ein, und nach ein paar Augenblicken veränderte sich
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