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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wären sie ein Geschenk der Göttin. Und einige Straßen in der Innenstadt von Thendara sind so überfüllt, dass man kaum zwei Pferde aneinander vorbei bekommt, während ein Fahrrad längst nicht so viel Platz beansprucht.«
    Fahrräder! Cholayna Ares, Chefin des Nachrichtendienstes auf Darkover, was den zweithöchsten terranischen Rang auf dem Planeten darstellte, dachte über das Mädchen und seine Bitte nach.
    Sie wusste, Elinda n’ha Mardra besaß hinter ihrem unschuldigen Mondgesicht den wohl schärfsten Intellekt, den sie unter den Darkovanern gefunden hatten, und vielleicht, dachte Cholayna, den schärfsten Intellekt auf Darkover. Elindas IQ ging über die Werte der üblichen Skala hinaus, ihr Kreativitätsindex lag höher als Cholaynas eigener, und sogar ihre Geschicklichkeit auf technischem Gebiet lag um die 95 Punkte.

    Aber Fahrräder! Schließlich war das Kind erst siebzehn.
    »Bei Pferden ist das Problem, dass man so viel Zeit braucht, um sie fertig zu machen«, fuhr Elinda fort. »Ich habe schon erlebt, dass Marisela Minuten und Minuten verschwendete, weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie schneller am Ziel sein würde, wenn sie zu Fuß ging oder wenn sie sich erst damit aufhielt, ein Pferd zu satteln.«
    »Hast du darüber mit anderen Mitgliedern deiner Gilde diskutiert?«, fragte Cholayna neugierig.
    Elinda schüttelte den Kopf. »Ich habe heute Nachmittag zum ersten Mal ein Fahrrad gesehen.«
    »Meinst du, deine Schwestern werden deine Begeisterung teilen?«
    »Warum denn nicht? Freie Amazonen haben keine Angst vor Neuerungen. Wenn etwas besser funktioniert, benutzen wir es.«
    Cholayna nahm die unbewusste Arroganz des Mädchens zur Kenntnis und lehnte sich nachdenklich auf ihrem Stuhl zurück.
    Unser größtes Problem hier ist der Widerstand der Darkovaner gegen Maschinen. Sie weigern sich nicht nur, sie selbst zu benutzen, sie verbieten uns sogar, dass wir sie außerhalb der Terranischen Zone benutzen. Aber der Bann bezieht sich auf motorisierte Geräte. Soweit sie sich erinnern konnte, wurden Fahrräder im Vertrag nicht erwähnt.
    Innerlich schüttelte sie sich vor Lachen - wer wäre auch auf den Gedanken gekommen?
    Also Fahrräder. Nicht als bedrohlich angesehene, nicht verbotene mechanische Geräte. Sie konnten die Straßen Thendaras füllen und sogar die konservativsten Darkovaner an die Anwesenheit von Maschinen gewöhnen.
    »Die Nase des Kamels«, murmelte Cholayna.
    »Wie bitte?«, fragte Elinda.
    »Eine Sage, die wir auf Alpha haben«, antwortete Cholayna. »Sie handelt von einem großen, stinkigen Wüstentier, das es mit List schaffte, in ein Zelt eingelassen zu werden, indem es in kleinen Abschnitten um Obdach bat.«
    »Ich verstehe«, nickte Elinda, und Cholayna stellte mit einiger Überraschung fest, dass Elinda tatsächlich verstand.
    »Fahrräder.« Cholayna lachte. »Wird ein halbes Dutzend genügen?«
    »Was wird der Alte - Verzeihung, was wird der Koordinator dazu sagen?«, fragte Sam zweifelnd.
    »Russ Montray? Keinen Ton. Haben Sie nichts davon gehört? Sein Versetzungsgesuch ist genehmigt; er wird gehen, sobald ein neuer Legat ernannt worden ist. Im Augenblick ist er so glücklich, dass er zu allem Ja sagen würde.« Sie wandte sich an Elinda. »Gib mir eine Woche Zeit.«
    Die Fahrräder, die Cholayna lieferte, waren eher eine Variante als eine Kopie des Himalaja-Rennrades. Elinda hatte um breite, nagelsichere Ballonreifen, einen stabilen Rahmen aus einer Magnesiumlegierung und eine Fünfgangschaltung gebeten. Das Modell war nicht so schnell wie das des Jungen, aber praktischer für das raue Kopfsteinpflaster auf den Straßen Thendaras. Sie hatte noch einen Tragekorb über dem hinteren Rad hinzugefügt und die waagerechte Stützstange niedriger anbringen lassen, damit Röcke, falls eine Amazone sie bevorzugte, nicht unschicklich hochgezogen würden.
    Sie führte ihren Gildenschwestern die Fahrräder mit einem atemlosen Enthusiasmus vor, der zu ihrer Bestürzung nur in geringem Ausmaß geteilt wurde. Ein paar Frauen erklärten sich einverstanden, die fremdartigen Geräte auszuprobieren, und nach einer oder zwei Fahrten in die Stadt lehnten auch sie sie entschieden ab. Zehn Tage später musste Elinda zugeben, dass ihre wunderbaren Fahrzeuge kein ungetrübter Erfolg waren.
    »Ich möchte mir heute Vormittag auf dem Markt neue Stiefel bestellen«, sagte Torayza eines Morgens beim Frühstück. »Hat jemand Lust mitzukommen?«
    »Ich fahre mit dir«, meldete sich Elinda.

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