Die freien Amazonen - 3
die Ablehnung. Deshalb muss sie sich eine Haut wie ein Rhinozeros zulegen, oder die Kritik wird sie vernichten.
Ich habe lernen müssen, meinem eigenen Rat zu folgen und die Kritik bestimmter Leute zu ignorieren, dabei aber aus der konstruktiven Kritik von Verlegern und anderen sachverständigen Personen zu lernen. Die Angriffe jener, die gar nicht wissen, worüber sie reden, soll man aus seinen Gedanken verbannen.
Glücklicherweise war es nicht notwendig, dass P. Alexandra Riggs in einem so frühen Stadium diese Ablehnung durch mich erfuhr. Als ich ihre Geschichte angenommen hatte, schrieb sie mir, sie sei Mutter von sechs erwachsenen Kindern und dreifache Großmutter, sie sei in einer Klinik und bei der Telefonseelsorge Beraterin für Krisenintervention nach Vergewaltigungen und bei Suizidgefährdung, Helferin bei der Gruppentherapie und Leiterin eines Einzelhandelsgeschäfts gewesen. Es wirft ein merkwürdiges Licht auf unsere Gesellschaft, dass sie nur für ihre Tätigkeit als Leiterin des Einzelhandelsgeschäfts bezahlt worden ist. Sie lebt auf einer kleinen Farm in Fallon, Nebraska.
MZB
Eine Tür wird geöffnet
von P. Alexandra Riggs
Die Träumerin wurde unruhig. Ihre Hand strich über die raue Bettdecke, blieb dann wieder liegen. Ihr Traum war erfüllt von Schönheit.
»Ich liebe dich, liebe dich«, flüsterte er in ihr kastanienbraunes Haar. Die Worte berauschten sie wie starker Wein. Die Wärme seines Atems auf ihrer Wange, die Kraft seiner Hand an ihrer Taille entflammten ihre Sinne.
Lachend bog sie sich zurück, um ihn besser zu sehen.
»Du lebst wie eine Gefangene.« Er atmete schwer. »Sie hat kein Recht, dich einzusperren.«
Seine Hand wanderte auf ihren Rücken und zog sie an sich. »Tanz mit mir, tanze und sei frei.«
Er schwang sie im Kreise, ihr Rock flog, und der kostbare blaue Stoff wogte wie ein See um ihre Füße.
»Millim, Zeit zum Aufstehen.«
Die Stimme ihrer Mutter weckte Millim, und die Tanzmusik erstarb.
Der harte Strohsack, den sie mit ihrer Mutter teilte, war in der kühlen Luft des Herbstmorgens immer noch warm. Millim, gar nicht begierig darauf, mit der mühseligen Tagesarbeit zu beginnen, kuschelte sich unter die Felldecke.
»Nun komm schon. Ich habe warme Milch.«
Millim wusste, ihre Mutter meinte es gut, aber sie sehnte sich nach frisch gebackenem Brot und Fleisch, nicht nach Milch.
Und nach Wein sehne ich mich, dachte sie. Und schönen Kleidern, um darin zu tanzen.
»Raus mit dir.« Die Stimme ihrer Mutter klang ungeduldig. »Wir müssen Bohnen pflücken und Käse machen.«
»Mutter, denkst du denn nie an etwas anderes als an die Arbeit?«
Erstaunt über den verdrießlichen Ton, unterbrach Buartha ihre Tätigkeit und sah ihre Tochter an.
»Wünschst du dir nicht, frei von der Arbeit zu sein, Mutter?
Möchtest du nicht an Festen teilnehmen … nicht tanzen?«
Buarthas Gesicht verzog sich vor Qual. »Niemals!« Sie sah ihre Tochter zusammenzucken. »Wünsche dir nicht deine eigene Vernichtung herbei, Kind.« Sie sprach ihre feste Überzeugung aus.
»Wein, Tanz … Männer.« Ihre Worte wurden zu einer Litanei der Hoffnungslosigkeit. »Männer missbrauchen … nehmen … zerstören.«
Sie strich ihrer Tochter über das Haar. »Ich weiß, unser Leben ist hart, Kind.« Kastanienbraune Strähnen blieben in den Schnitten und Schwielen ihrer Hand hängen. »Aber wir sind frei. Wir unterwerfen uns keinem Mann. Frei … Kind. Wir leben frei.«
»Ich bin nicht frei.« Millim schob die Hand ihrer Mutter weg. »Das nennst du Freiheit?« Ihre Geste umfasste die schmutzige Hütte. »Wir schuften wie Sklaven … und leben wie Tiere.« Millim stand auf und zog sich die Kleider über den Kopf. Eine ganze Weile war es still.
»Mutter, ich träume …« Ihre Stimme wurde weich. »So wunderschöne Träume … von Festessen mit knusprig gebratenem Fleisch, mit Wein und Tischen, die sich biegen unter den Speisen.«
Millims Blick ging ins Leere. »Gesang …« Sie wiegte sich leicht hin und her. »Musik, Lachen, Tanz … und Kleider.« Sie griff in ihren rauen Rock und sah zu ihrer Mutter hoch. »Weite und kostbare Kleider …« Sie drehte sich langsam mit ausgebreiteten Armen. »Sie stehen ab, wenn man sich dreht.« Plötzlich ließ sie sich auf den Strohsack fallen, verbarg das Gesicht in der Felldecke und schluchzte.
»Mutter, woher weiß ich das? Wie kommt es, dass ich diese Dinge sehe?«
»Du träumst, Kind. Das ist alles. Du träumst nur.« In ihrem Herzen war Buartha
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