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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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tief beunruhigt. O ihr Götter … , es ist laran, dachte sie.
    Millim wächst zum Weib heran, und das laran erwacht. Schmerzliche Erinnerungen an das Erwachen ihrer eigenen telepathischen Fähigkeit stiegen in ihr auf. Leonie, Bewahrerin des Turms von Arilinn, die beste aller darkovanischen Telepathen, hatte ihre Gabe als bescheiden eingestuft, das Mädchen gelehrt, wie man sie kontrolliert, und es wieder zu seinem ehrgeizigen Vater nach Hause geschickt.
    Ihr Vater hatte sie verhöhnt und sich vor Wut betrunken, denn er meinte, sie habe ihn absichtlich enttäuscht. Da sie immer ein geliebtes Kind gewesen war, verstand sie weder seinen Zorn noch die anerkennenden Bemerkungen, die er in seinem Rausch über ihren reifenden Körper machte.
    »Ich habe mein Bestes getan, Papa.« Sie fühlte sich innerlich wie ausgehöhlt durch seine Lieblosigkeit. »Das laran … , es ist nicht stark
    … , ich war einfach nicht gut.«
    »Gut?« Er schüttelte sie heftig, und sein Atem roch nach saurem Wein. Dann stieß er sie auf die Straße hinaus. »Dafür bist du jetzt gut«, fuhr er sie an und hielt nach einem Passanten Ausschau. Er verkaufte sie für eine Nacht an einen vorbeikommenden Fremden, einen Comyn-Edelmann, der ebenso betrunken war wie er.
    Die Wollust in den Gedanken des Fremden entsetzte sie, der Schmerz, als er sich sein Vergnügen mit ihr machte, zerriss sie. Um ihr innerstes Selbst vor einer Vergewaltigung zu schützen, die schlimmer als die gerade stattfindende Vergewaltigung ihres Körpers war, hatte sie ihr laran vollständig blockiert, bis sie es nicht mehr spürte.
    Von Entsetzen erfüllt, war sie vor Schändung, Lust und Versagen geflohen. Der Schock hatte ihr Denken gelähmt. Tagelang war sie gewandert, höher und höher hinauf in die Hellers. Schließlich stolperte sie in diese kleine Kluft, die sie dann vor der Welt verbarrikadiert hatte. Im Lauf der Zeit hatte sie sogar die Erinnerung an laran und das leichtere, elegantere Leben, das sie geführt hatte, ausgelöscht.
    Jetzt, nachdem sie mehr als sechzehn Jahre lang in völliger Isolierung mit dem aus diesem Entsetzen geborenen Kind gelebt hatte, fiel ihr alles wieder ein. Brüsk erklärte sie: »Diese Welt ist alles, was es für uns gibt, Millim, und wir müssen uns um die Bohnen und den Käse kümmern, weil wir sonst verhungern werden, wenn Schnee die Hellers bedeckt.«
    Der triumphierende Schrei des Banshees hallte von den Klippen wider, und Togaim hörte antwortende Schreie durch den Pass von Scaravel schallen. Es war, als rücke jedes einzelne Banshee in den Hellers näher heran, weil ihm hier eine Mahlzeit sicher war.
    »Nicht bewegen, Lady«, flüsterte er Lady Snava zu. »Völlige Stille könnte uns helfen, dem Schicksal der anderen zu entrinnen.«
    Er hörte das leise Klingeln ihrer dekorativen Ketten, als sie sich bemühte, tiefer in einen engen Spalt der festen Felswand einzudringen. »Leise.« Der Schmerz, den die klaffende Wunde in seiner Seite ihm verursachte, machte aus einem Befehl einen Schrei.
    Was war ich für ein Narr, dass ich diese Arbeit übernommen habe, dachte er. Ein Erfolg hätte mir eine Beförderung eingetragen, aber ein Misserfolg … Er betrachtete das Blut, das über seinen Bauch strömte.
    Und nun hier zu sterben, ohne eine Chance zu einem ehrlichen Kampf zu bekommen … sich zitternd wie ein Rabbithorn in einem Loch zu verbergen
    … eine Aufgabe für einen Narren. Togaim spie angewidert aus. Und für was? Um eine verwöhnte Frau zu ihrem ebenso verwöhnten Eheherrn zu bringen, damit er während des Feldzugs sein Vergnügen haben kann.
    Der Tod schien ihnen sicher zu sein. Solange die Banshees sich an den Leichen mästeten, waren sie vor Räubern ziemlich sicher, aber nur, wenn sie sich nicht bewegten. Die scheußlichen Tiere orientierten sich nach den Bewegungen und der Wärme ihrer Beute. Sich zu bewegen, bedeutete einen schnellen Tod unter den bösartigen Klauen und Schnäbeln der riesigen Vögel. Wenn ich nur an mein Schwert herankäme, dachte Togaim.
    Es lag außerhalb seiner Reichweite unter dem Kadaver eines der Packtiere. Togaim erschauderte. Das Banshee hackte auf das tote Tier ein, verschlang die Eingeweide und riss in seinem Fressrausch das Geweih ab. »Keine Hoffnung, wenn dieses Ungetüm darauf sitzt und sich den Bauch voll schlägt«, stöhnte Togaim laut.
    Das ihm nächste Banshee legte den Kopf schief, um die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen und bewegte sich dann auf ihn zu.
    Togaim drückte sich

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