Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
gegen Lady Snava hinter ihm und bereitete sich auf den Tod vor.
    Der süßliche Blutgeruch raubte ihm den Atem. Der gekrümmte Schnabel fuhr in das Fleisch seiner Brust. Er fiel der Länge nach rückwärts und auf Lady Snava. Unter ihrem gemeinsamen Gewicht zerbröckelte der Fels. Erde und Steine rauschten herab und versperrten dem Banshee den Zutritt. Der Steinschlag hatte den Spalt in eine kleine Höhle verwandelt. Ein schwach erhellter Sims über ihren Köpfen verschwand in der Ferne. Hinter ihm plätscherte leise Wasser.
    Togaim versuchte, den Kopf zu heben. Die Bewegung schmerzte so, dass er ächzte. »Lady, könnt Ihr das Banshee sehen?«
    »Es versucht einzudringen … kann uns aber nicht erreichen, Sire.«
    Lady Snava hatte sich auf die Knie aufgerichtet, und das Klingeln ihrer Ketten war das Letzte, woran Togaim sich erinnerte, bevor er in Bewusstlosigkeit versank.
    »Diese Pfade sind zu steil für eine Frau meines Alters, von meinem Umfang ganz zu schweigen«, brummte Ramhara, setzte sich auf einen Felsblock und entfernte einen Stein aus ihrem Stiefel.
    »Mach schon, Ramhara.« Cara stand ungeduldig vor der älteren Gefährtin. »Wir müssen die Unterkunft vor dem Dunkelwerden erreichen, sonst riskieren wir es, von einem Banshee erwischt zu werden. Es ist Herbst und die Zeit des Fressrausches.«
    Beide Frauen trugen die weiten Hosen, die dicken Jacken und die Stiefel der Freien Amazonen. Beide waren mit langen Messern bewaffnet, die fast Schwerter genannt werden konnten. Ansonsten ließ sich kein größerer Gegensatz denken. Ramhara war klein und ziemlich dick. Ihr kurzes graues Haar, das immer noch einen rötlichen Schimmer hatte, wellte sich weich unter der weißen Haube, die sie als Hebamme auswies. Sie machte einen freundlichen und großmütterlichen Eindruck, und nur ihr sicheres Auftreten ließ ahnen, dass sie auch streng sein konnte.
    Cara war groß, mager und sehnig. Ihr krauses braunes Haar war so kurz geschnitten, dass man sie auf den ersten Blick für einen Mann halten konnte. Sie war eine emmasca, eine Frau, die keinen Frieden in der Weiblichkeit gefunden und sich deshalb der illegalen Operation unterzogen hatte, die sie zum Neutrum machte. Jetzt kniff sie belustigt die Augen zusammen, und ihr wettergegerbtes Gesicht bekam einen weicheren Ausdruck. »Ich habe dir gesagt, du solltest deine Kräfte für die Reise trainieren.«
    »Dann hätten meine Qualen Monate länger gedauert«, gab Ramhara zurück und lachte.
    In der Ferne erklang ein Schrei.
    Ramharas Lachen brach ab. Sie lauschte. »Banshees!«, rief sie. »Sie haben etwas Großes erbeutet.«
    Cara zog ihre Freundin auf die Füße und rannte den Weg zurück auf eine Baumgruppe zu. »Horch, wie viele es sind!«, keuchte sie.
    »Das muss der Anfang eines Fressrausches sein. Das Geräusch wird jedes Banshee der Umgegend anlocken.« Vor einem großen Regenschirmbaum blieb sie stehen und betrachtete prüfend den Raum zwischen den knorrigen Wurzeln. Dann fing sie an, Blätter und Schmutz und alles, was sich dort angesammelt hatte, wegzuräumen.
    »Hilf mir, dieses Loch zu erweitern«, sagte sie.
    »Können wir es groß genug für uns beide machen?« Ramhara stieß mit einem langen Ast in die Ritze zwischen zwei Wurzeln.
    Cara hielt in ihrer Arbeit inne. »Breda - « das Casta-Wort für Schwester beruhigte sie, indem sie es aussprach » - wo Platz für einen ist, werden wir Platz für zwei schaffen.«
    Ein weiterer Schrei erklang genau über ihnen.
    »Beeil dich.« Ramhara buddelte verzweifelt. »Ich habe keine Lust, mich der Party anzuschließen.« Sie warf ihr beträchtliches Gewicht gegen den Ast. »Vor allem, weil ich den Verdacht habe, wir würden bei diesem Festschmaus der Hauptgang werden.«
    Endlich lagen die Wurzeln frei. Beide Frauen krochen in die Höhle, die sie hinter dem Gitter der Wurzeln gegraben hatten. Der Fressrausch tobte um sie, während der lange Tag in die Nacht überging und sie in der Sicherheit ihres Wurzelkäfigs einschliefen.
    Auch in der durch Steinschlag entstandenen Höhle wurde es Nacht.
    Togaim stöhnte schwach und sank tiefer ins Koma. Snava war klar, dass er ohne Hilfe sterben würde. Sie hatte die Blutung mit ihrem Schal gestillt, aber da sie kein Wasser hatte, um seine schrecklichen Wunden zu säubern, war das alles, was sie tun konnte. Die Wunden würden zu eitern beginnen und ihn vergiften. Er glühte bereits vor Fieber.
    Snava stand vor einem Dilemma. Ohne die Ketten an ihren Händen hätte sie Togaim von den

Weitere Kostenlose Bücher