Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Steinen wegziehen können. Doch so dekorativ die Ketten waren, sie hinderten sie wirksam daran. Durch die metallenen Armbänder an ihren Handgelenken, von denen eine Kette durch eine feste Schlaufe an ihrer Taille führte, war die Bewegung der einen Hand immer abhängig von der anderen.
    Nach der Tradition der Trockenstädte kennzeichnete die Länge der Kette Kaste und Stand, und die Kette Snavas war von vornehmer Kürze. Wenn sie die eine Hand an den Mund führte, wurde die zweite an die Schlaufe gezogen, so kurz war die Kette. Damit war der Sims und das Wasser hinter ihm für sie außer Reichweite. Sie konnte sich nicht einmal selbst von dem immer noch herumstreifenden Banshee wegziehen.
    Immer war sie beschützt worden. Immer hatten sich Dienstboten um sie gekümmert. In einen Käfig gesperrt, verwöhnt und gehätschelt, hatte sie nie eine Entscheidung getroffen, sich nie selbst geholfen. Jetzt konnte sie es nicht. Snava weinte.
    Die Träumerin drehte sich unruhig in dem heraufdämmernden Licht um, und dann schrie sie laut: »Ich sitze in der Falle … ich will sterben. O ihr Götter, ich fürchte mich …« Verzweifelt rüttelte sie an den Gitterstangen ihres Gefängnisses; die Tränen liefen über ihre Wangen. »Helft mir …

    bitte, helft mir doch.«
    Cara fasste Ramharas umherschlagende Hände. »Ich bin hier, Ramhara«, flüsterte sie. »Du bist in Sicherheit, breda. Der Fressrausch ist vorbei.«
    »Göttin«, sagte Ramhara und schüttelte sich. Sie betrachtete ihre aufgeschundenen Finger und dann die gebrochenen Baumwurzeln.
    »Seit vierzig Jahren oder länger habe ich keinen solchen Alptraum mehr gehabt. Nicht mehr, seit ich den Turm verlassen habe.«
    Verlegen grinste sie ihre Freundin an. »Man könnte mich für eine unerfahrene Jungfrau halten, die nicht fähig ist, ihr laran zu kontrollieren.«
    »War es das, breda ?« Cara war immer noch besorgt.
    »Ja …«, antwortete Ramhara gedankenverloren. »Ja, das war es.
    Jemand in unserer Nähe projiziert zu wild, als dass es eine ausgebildete leronis sein könnte … und zu stark, als dass man sie ohne Ausbildung lassen dürfte.«
    Ramhara quetschte sich durch die schützenden Wurzeln. »Wir müssen sie finden, Cara … Ein so starkes laran wird sie in den Wahnsinn treiben, wenn sie es nicht beherrschen lernt.«
    Cara kroch aus ihrem engen Zufluchtsort. »Mir ist, als hätte ich die Nacht in einer Zelle verbracht.« Lachend streckte sie sich. »Göttin, wie schön ist es, am Leben zu sein!« Sie nickte zu dem Pass hin, der sich über ihnen erhob. »Glaubst du, deine potentielle leronis ist dort?«
    »Ja.« Ramhara schüttelte sich. »Sie scheint gefangen zu sein und sich zu fürchten. Vielleicht war ihre Projektion deshalb so stark.«
    Cara sah ihre Freundin entsetzt an. »Der Fressrausch … Ramhara …
    sie wird von Banshees belagert.«
    Die beiden Entsagenden blickten voller Abscheu auf die Überreste des Gemetzels unter ihnen. Die Banshees hatten keinen Körper unversehrt gelassen. Das Blut von mehr als zwanzig Körpern hatte den Boden rot gefärbt. Gardisten, Diener, Packtiere, alles war tot.
    »Das hat niemand überlebt.« Cara war blass.

    »Sie lebt aber, Cara.« Ramhara stieg entschlossen zu dem Massaker hinab. »Ich spüre sie in der Nähe.«
    Sie gingen durch eine so absolute Stille, dass es schien, als betrauerten sogar die Singvögel die Toten. Widerstrebend brach Ramhara das Schweigen. »Ich fürchte, sie hat das Bewusstsein verloren.« Unsicher sah sie sich um. »Die Bilder werden schwächer.«
    »Sieh her, Ramhara.« Cara grub in einem frischen Steinhaufen.
    »Siehst du das?« Sie hob eine vergoldete Jacke hoch. »So etwas wird von Trockenstadt-Gardisten getragen.«
    »Hör mal …«
    Schwach war ein leises Schluchzen zu hören. Ramhara kniete sich hin, um Cara zu helfen, und legte den Stiefel eines Mannes frei. Beide verstärkten ihre Anstrengungen.
    »Es ist tatsächlich ein Gardist.« Vorsichtig entfernte Cara einen großen Stein vom Becken des jungen Mannes. »Er ist in schlechtem Zustand, breda.«
    Ramhara kletterte in die kleine Höhle, und gemeinsam zogen sie den jungen Gardisten aus dem Geröll. Weiter im Innern sah Ramhara eine dunkle Gestalt, die sich schluchzend an einen Sims drückte. »Ich habe Durst … ach, ich habe solchen Durst.«
    »Göttin!«, rief Ramhara. »Das ist sie! … Cara, ihre Hände sind mit einer Kette gefesselt.«
    Sie beugte sich nieder und ließ die gefesselte Frau aus ihrem Wasserkrug trinken. »Jetzt kann

Weitere Kostenlose Bücher