Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
für Jamilla auf der Hand. Es war die Folge der Veränderungen in ihrem Körper durch die Geburt, und in Jamillas Fall verschlimmerte die Tatsache es, dass ihr Kind ein Junge war und sie ihn seinem Vater und dessen Ehefrau überlassen hatte, dass sie ihn aufzögen. Aber Edrik war schon vor einem Monat geboren worden, deshalb müsste sie sich inzwischen doch besser fühlen!
    Tritte wurden im Gang laut, und ihre Eidesschwester Perdita stürmte ins Zimmer. »Jamilla, um Evandas willen, steh auf! Du weißt, es wird dir besser gehen, sobald du auf bist und dich bewegst - ich verstehe einfach nicht, warum du jeden Morgen im Bett liegen bleibst und eine Stunde lang grübelst! Und solltest du das morgen machen, wenn wir unterwegs sind, werde ich dich aus deinem Schlafsack in den kältesten Bach kippen, den ich finden kann!«
    Jamilla kroch mühsam aus dem Bett und griff nach ihren Kleidern.
    Tränen traten ihr in die Augen. Die Vernunft sagte ihr, dass Perdita sie liebte; sie hatten als Führerinnen zusammengearbeitet, seit Jamillas hausgebundene Zeit vorüber war. Aber im Augenblick kam sie sich wie eine ganz grässliche Person vor und meinte, jeder hasse sie.
    Sie schnürte ihre Jacke zu, und Perdita kam zu ihr und klopfte ihr tröstend auf die Schulter. »Es tut mir Leid, Jamilla. Ich weiß, Edrik fehlt dir, aber es hilft nichts, wenn du herumliegst und darüber nachdenkst. Besuche ihn doch heute Vormittag - wir brauchen erst am Nachmittag aufzubrechen.«
    Jamilla band die Schnüre zu und fasste nach ihrem Gürtel. »Ich werde ihn nicht besuchen, Perdita. Es ist für ihn besser, wenn er mich nicht kennt - auf die Weise wird er mich nicht vermissen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das so funktioniert.« Perdita zuckte die Schultern. »Aber das ist deine Sache.« Sie wandte sich zur Tür. »Ich hole schon einmal die Vorräte zusammen. Dass du ja ein ordentliches Frühstück zu dir nimmst, bevor du zu mir kommst.«
    Sie packten die Vorräte ein, nahmen das Dinner im Gildenhaus und gingen dann, ihren Schutzbefohlenen abzuholen - einen neunjährigen Jungen, der zum Studium nach Nevarsin ging. Sein Vater war Goldschmied und ein Freund Perditas. Er verabschiedete sich von seinem Sohn mit einer langen Reihe von Ermahnungen, sich schicklich zu betragen, und endete mit: »… und mache ihnen keinen Ärger, Coryn.«
    »Warum sollte ich, Vater?«, fragte Coryn mit einem Ausdruck so großäugiger Unschuld, dass man den Ärger bereits kommen sah.
    »Sind sie nicht meine Tanten?«
    Jamilla sah Perdita an und hob fragend eine Augenbraue, worauf Perdita ihr den Blick zurückgab, der bedeutete: »Ich erkläre dir das später.« Dann zogen sie zur Stadt hinaus.
    In der Nähe von Thendara war die Straße breit genug, dass sie nebeneinander reiten konnten, und Jamilla bemühte sich, Coryn in ein Gespräch zu ziehen. »Bist du aufgeregt, dass du nach Nevarsin kommst?«
    »Nein.«
    Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. »Bist du nervös wegen der Reise? Sie ist wirklich nicht so schlimm.«
    »Wenn sie wirklich nicht so schlimm ist, warum ist meine Mutter dann dabei ums Leben gekommen?«, fuhr Coryn sie an.

    »Deine Mutter?«, wunderte sich Jamilla.
    »Mara n’ha Kindra«, erklärte Perdita. »Sie ist vor ungefähr fünf Jahren in einem Steinschlag verunglückt. Ich habe sie nur flüchtig gekannt; für gewöhnlich war sie in Armida.«
    »Wenn du sie nur flüchtig gekannt hast, hast du sie immer noch besser gekannt als ich«, stellte Coryn bitter fest. »Offenbar lag ihr nichts an meiner Bekanntschaft.« Das musste eine schwärende Wunde sein, denn er fuhr fort: »Vater mag glauben, dass Entsagende edel und wunderbar sind, aber ich glaube, sie war eine Schlampe.
    Sicher, es wäre anders gekommen, wenn ich ein Mädchen gewesen wäre, aber da ich ein Junge war, wurde ich hinausgeworfen wie der Irrtum einer Hure! In eurem kostbaren Eid heißt es, dass ihr einander Mütter, Schwestern und Töchter seid, aber Zandru helfe euren Söhnen, denn sonst wird niemand es tun!«
    Er gab seinem Chervine die Fersen und ritt ein Stück voraus, aber Perdita hielt ein wachsames Auge auf ihn. Jamilla führte die Packtiere. Sie war entsetzt und schockiert. So viel Zynismus und Bitterkeit hätte bei jedem bestürzend gewirkt; bei einem neunjährigen Kind waren diese Eigenschaften abstoßend.
    Coryn blieb an der Spitze, bis sie die erste Gabelung erreichten, wo er sich zurückfallen ließ und hinter Perdita ritt, während Jamilla und die Packtiere den Schluss

Weitere Kostenlose Bücher