Die freien Amazonen - 3
uns und sieh selbst, womit ich meine Zeit verbringe!«
Ihre Mutter ging weinend weg, doch Marna lief ihr nach - sie hatte die Päckchen mit Goldblumen vergessen. Ja, sie müsse sie nehmen, sie sehe so blass aus. Nein, das Geld solle sie vergessen. Marna habe sie selbst gepflückt und getrocknet, es sei ein Geschenk … Als sie bei Sonnenuntergang den Stand aufzuräumen begann, fühlte sie sich besser. Trotz ihres Zorns liebte sie ihre Mutter und freute sich, dass sie lebte und gesund war.
Bis dieser Schurke Ruyvil sie irgendwann tötet, indem er sie schlägt oder sie so oft schwängert, dass sie daran stirbt!, dachte Marna verbittert.
Nun, es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. »Wo bleibt nur Ysabet mit dem Packtier, Gwennis?«, fragte sie. »Wir müssen es beladen, damit wir vor dem Dunkelwerden zu Hause sind. Viel Arbeit macht das nicht; wir haben alle Stickereien verkauft, und von den Tüchern sind nur noch drei übrig.«
»Die gestickten verkaufen sich besser«, meinte Gwennis. »Damit hattest du Recht, Marna: Wer war die Frau, mit der du geredet hast?«
»Meine Mutter.« Mehr sagte Marna nicht.
Gwennis, die tausend Fragen hätte stellen mögen, schwieg, als sie Marnas Gesichtsausdruck bemerkte. Sie sagte nur: »Hier, hilf mir, das Seil für das Packtier loszubinden - wir wollen alles für Ysabet fertig haben, wenn sie kommt - Zandru speie Feuer!«, fluchte sie. Das Seil hatte sich an der Kante des Standes verfangen; die Kräuterpäckchen und die Tücher segelten mitsamt den Butterkrügen zu Boden. Die Mädchen beeilten sich, alles wieder aufzuheben, aber ein Butterkrug war zerschellt, und sein Inhalt beschmierte die Tücher und die Pflastersteine vor dem Stand.
»Dann werde ich mal gehen und mir einen Mopp ausleihen, damit ich hier sauber machen kann«, stöhnte Gwennis und sah sich auf dem schon fast verlassenen Markt um. Die meisten Stände waren jetzt leer, und die Schatten fielen rot und dick über den Platz. »Rinda in der Wirtschaft wird mir einen geben, ich habe ihren Knöchel bandagiert, als sie ihn sich verstaucht hatte.«
»Lass mich nicht allein«, flehte Marna, »es ist so dunkel! Warte, bis Ysabet mit dem Pferd kommt!«
»Aber jemand könnte ausrutschen und fallen und sich den Hals brechen!«, wandte Gwennis entsetzt ein. »Sei kein Feigling, Marna!
Du musst lernen, allein zu sein.«
Gwennis ging, und Marna packte zitternd die Kräuter zusammen.
Da fasste sie eine grobe Hand, und eine Stimme, die sie fürchtete und hasste, grollte: »Hier hast du dich also versteckt, he? Dreckige Schlampe, ich werde dich lehren, so zu deiner Mutter zu reden! Sie hat mir gesagt, dass sie dich gesehen hat. Du kommst jetzt mit mir nach Hause, keine Widerworte! Spürst du das?« Marna fühlte die Schneide eines Messers an ihrer Kehle. Ruyvil drückte zu, es durchschnitt die Haut, und Blut begann zu fließen.
»Wirst du dich benehmen?«
In Todesangst nickte Marna, und das Messer entfernte sich von ihrer Kehle. Ruyvils Hände hielten sie fest. Er sagte: »Los, komm mit, und lass das Theater. Du willst mich zum Gespött machen, was?
Erzählst Märchen, so dass deine Mutter kein anständiges Mädchen mehr zum Bleiben bewegen kann, und machst mich beim Magistrat schlecht! Ich sage dir, Marna, ich werde dir eine Lektion erteilen, und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Lebe tue! Du kommst nach Hause, wo du hingehörst, damit die Leute sehen, dass ich fähig bin, meine Familie und mein Weibervolk zu regieren, und mir von keinem verdammten Magistrat etwas befehlen lasse! Das wäre ja noch schöner, wenn ein Mann seine eigenen Angelegenheiten nicht mehr regeln könnte, ohne dass die Regierung sich einmischt! Es ist ja nicht so, als seist du blutsverwandt mit mir und als hätte ich dir Schaden zugefügt!« Er verdrehte heftig ihr Handgelenk. »Gib mir deine Hände!« Sie sah, dass er einen Strick hielt, er würde sie fesseln, nach Hause zerren …
Schreiend riss sie sich los. Er griff von neuem nach ihr, warf sie zu Boden. »Marna, dafür bringe ich dich um!«, knirschte er. Sie tastete nach ihrem Messer, unbeholfen, in Todesangst. Oh, er würde sie töten, mit seinem Messer töten - aber besser das, als nach Hause gezerrt zu werden, wo er mit ihr machen konnte, was er wollte …
Plötzlich hatte er ihr Messer auch, und sie verfluchte ihre Schwerfälligkeit.
»Du lässt sie in Frieden!«, erklang ein Schrei hinter ihnen, und Gwennis schwang den schweren Moppstiel. Blut schoss aus Ruyvils Mund.
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