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Die freien Amazonen - 3

Die freien Amazonen - 3

Titel: Die freien Amazonen - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Fluchend griff er Gwennis mit seinem Schwert an. Marna, kaum wissend, was sie tat, hob ihr Messer auf und warf sich zwischen sie. Ihr Amazonen-Messer, das nicht ganz ein Schwert war, richtete sich auf Ruyvils Bauch.
    »Nur eine Bewegung«, sagte sie und wunderte sich, wie laut und fest ihre Stimme über den verlassenen Markt schallte, »und ich stoße dir das Messer in den Leib, Stiefvater !«
    Er heulte vor Wut. »Nimm das Ding weg! Was, in Zandrus Höl en …«
    Gwennis kam und nahm ihm sein Schwert ab. »Ich sollte ihm den Hals damit abschneiden«, sagte sie. »Aber wir haben hier schon genug Probleme. Binden wir ihm die Hände, und irgendwann wird er sich schon befreien - wer weiß, ob der Magistrat uns glauben würde?
    Hier, Marna, fessele du ihn, du kannst besser Knoten machen als ich.
    Die bekommt er bestimmt nicht auf, bevor wir sicher im Gildenhaus sind. Und wenn er erzählen will, wie zwei Mädchen unter fünfzehn ihn besiegt haben, soll er es ruhig tun und sich zum Gespött machen!«
    Ysabet kam mit dem Packtier und betrachtete den wütenden, fluchenden Ruyvil mit seinen auf den Rücken gebundenen Händen.
    Sie sagte: »Hört mir zu, Dom Ruyvil, Eure Stieftochter, die Ihr missbraucht habt, wird ins Gildenhaus von Thendara geschickt werden. Möchtet Ihr eine Untersuchung durch einen leronis, damit alle Welt erfährt, dass Marna die Wahrheit gesagt hat?«
    Er hatte sich inzwischen beruhigt und antwortete einfältig: »Nein.
    Ich werde schwören …«
    »Euer Eid ist keinen Pferdeapfel wert«, stellte Ysabet fest, »aber wenn Ihr uns in Zukunft nicht mehr belästigt, werden wir Euch in Ruhe lassen, obwohl ich Euch mit Freuden die Fähigkeit nehmen möchte, noch einmal eine Frau zu schänden.« Sie machte eine Geste mit ihrem Messer, und Ruyvil wand sich, heulte, bat, flehte, weinte.
    Marna fragte sich, warum sie jemals Angst vor ihm gehabt habe.
    Sie gingen im Dunkeln heim. Ysabet, die das Pferd führte, war den beiden Mädchen ein Stück voraus. Da fragte Gwennis: »Wenn dein Stiefvater dich verfolgte und dir auflauerte, warum hast du uns das nicht erzählt?«
    »Ich schämte mich«, murmelte Marna. »Es ist so viel darüber gesprochen worden, ich müsse lernen, mich selbst zu verteidigen, und dürfe niemanden um Schutz bitten …«
    »Aber du musst deine Schwestern beschützen, und sie müssen dich beschützen«, schalt Gwennis sanft, einen Arm um Marnas Taille gelegt. »Darum geht es doch in dem Eid! Wir schwören, einander zu helfen - hättest du deine Mutter nicht beschützt? Du fandest den Mut, dein Messer zu ziehen, als er mich bedrohte …«
    Marna begann zu weinen. Sie konnte ihre Mutter nicht vor Ruyvil beschützen; ihre Mutter wollte keinen Schutz, wollte sich nicht einmal an ihre Schwestern wenden. Schlimmer noch, ihre Mutter hielt so große Stücke auf Ruyvil, dass sie nicht einmal ihre eigene Tochter beschützen würde. Zum ersten Mal, seit sie ins Amazonenhaus gekommen war, weinte Marna und konnte nicht aufhören. Sie schluchzte immer noch, als sie schon im Gildenhaus waren. Gwennis machte sich Sorgen um sie und rief Reva, die ihr Wein zu trinken gab und sie schließlich ohrfeigte.
    »Ich kann damit leben, was Ruyvil mir angetan hat.« Marna hatte den Schluckauf, und die Tränen strömten ihr immer noch aus den Augen. »Ich kann mich jetzt auch gegen jeden Mann verteidigen.
    Aber was ich nicht ertrage, ist, dass meine Mutter mich nicht beschützen wollte, dass es ihr lieber war, wenn ihre Tochter geschändet wurde, als wenn sie den Mann verloren hätte, den sie liebt … , dass sie mich nicht genug liebte, um mit ihm zu streiten …«
    Sie weinte und weinte und klammerte sich an Reva. Die ältere Frau, jetzt freundlicher, hielt sie fest und tröstete sie.

    »Darum geht es doch in dem Eid«, wiederholte Gwennis. »Jede von uns wird dich beschützen, wie deine Mutter es hätte tun sollen - wie Frauen sich immer gegenseitig beschützen müssen. Deine Mutter hat dich im Stich gelassen, aber was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Du hast jetzt eine Eidesmutter und viele Schwestern. Und du warst stark genug, mich zu verteidigen, auch wenn du dich selbst nicht verteidigt hast.«
    »Du hattest es nicht verdient«, schniefte Marna. »Ich meine, du hattest doch nichts getan. Ich konnte nicht zulassen, dass er dich verletzte.«
    Gwennis nahm sie in den Arm. »Du hattest auch nichts getan, und du hattest es auch nicht verdient«, erklärte sie heftig, »und wenn dieser alte, böse Mann dir

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