Die Frequenz: Thriller (German Edition)
richtete sie nach den anderen aus. »Nichts«, sagte er.
Andre war verblüfft. »Nichts?«
»Wie hat er sich bei den anderen Tests geschlagen?«, fragte Barton.
Ein wenig überrascht von Bartons mangelnder Besorgnis, schaute Davin auf seinen Handheld. »Nun … seine körperliche Verfassung scheint gut zu sein. Keine Krankheiten oder Infekte. Die Knochendichte ist gut. Immunsystem ausgezeichnet. Der Bursche ist ziemlich fit. Geschicklichkeit überdurchschnittlich. Psychologisch erscheint er ruhig. Die Auswertung sagt sogar, dass er mit dem Druck gut zurechtkommt.«
»Wir können ihn nicht transportieren, wenn seine Alpha- und Beta-Wellen so stark abweichen«, sagte Andre.
Barton lächelte zuversichtlich. »Keine Sorge. Wir werden das überprüfen – ich selbst übernehme das.«
Andre schürzte die Lippen. »Ich finde, wir sollten ihn nicht nehmen.«
»Ich werde das berücksichtigen, Andre, danke. Wenn es einen biologischen Grund gibt, nicht weiterzumachen, gebe ich Bescheid.« Barton stand auf. »Bei Enterprise Corporation gibt es niemanden, der einem Risiko abgeneigter ist als ich.«
»Das ist mehr als ein Risiko!« Andre hörte sich ein bisschen panisch an. »Seine Alpha- und Beta-Wellen sind völlig unnormal!«
Barton blickte den pickeligen Teenager an. »Ich verstehe, was du sagst. Danke. Aber eine ungewöhnliche Wellenform wie diese muss einen Grund haben.«
»Das behagt mir nicht, Barton.« Es klang seltsam aus dem Munde eines Teenagers. »Meiner Ansicht nach schließt das Wilson von der nächsten Phase aus. Er erfüllt nicht die Kriterien, die Sie selbst für den Transporttest festgesetzt haben. Wir sollten Kleinberg in die engere Wahl ziehen. Seine Ergebnisse sind alle normal. Die Folgen sind offensichtlich.«
»Andre hat recht«, sagte Davin. »Diese Ergebnisse sind wirklich sonderbar.«
Barton hatte eine solche EEG -Kurve schon einmal gesehen, in einem geheimen Bericht der Marine. Es bestand kein Zweifel, dass Wilson gelogen hatte, was seine Fähigkeiten betraf. »Sie haben recht«, lenkte Barton ein. »Ein solches Ergebnis schließt Wilson von der nächsten Phase aus. Danke, dass Sie mir das deutlich gemacht haben. Aber sicherheitshalber werde ich den Test persönlich wiederholen. Nur um unsere Optionen offenzuhalten.«
Er hielt Davin mit eindringlichem Blick fest, bis er sicher war, dass seine Nummer zwei der Anweisung fraglos gehorchte.
»Komm, Andre«, sagte Davin, der den Hinweis verstanden hatte. »Wir sollten uns sowieso nicht um diese Dinge kümmern. Gehen wir wieder ins Labor. Ich habe eine interessante Aufgabe für dich.« Die zwei verließen den Raum, während Davin ununterbrochen redete.
Die Tür schloss sich, und Barton war allein. Der Klang sanfter Wellen strömte wieder in den Raum. Der Wissenschaftler setzte sich und blickte auf Wilsons EEG . Das erklärte eine Menge. Er tippte den Sicherheitscode ein. »System, G-1- SS , Etage B3, Vitrinensaal. Wilson Dowling.« Das holographische Bild leuchtete über seinem Schreibtisch auf. Wie zuvor las Wilson Zeile für Zeile den Jesaja-Text.
Er war jetzt sein bevorzugter Kandidat für den Transporttest. Nicht weil er intelligenter oder jünger oder kooperativer war – es gab keinen rationalen Grund. Es war eine Kombination aus dem EEG -Ergebnis, seinem merkwürdigen Verhalten hinsichtlich der Schriftrollen und einer simplen Ahnung Bartons: Wilson war der eine – er war der Aufseher. Nach dem Rückschlag mit dem EEG würde es schwierig sein, das Mercury-Team von seiner Wahl zu überzeugen, aber nicht unmöglich.
Wilson las weiter. Er ahnte nicht, dass die endgültige Entscheidung über ihn bereits gefallen war.
Barton las die Auswertung des psychologischen Tests, der ebenfalls eine interessante Enthüllung enthielt. Wie es schien, war an Mr. Wilson Dowling gar nichts normal. Und das war gut so, befand Barton. Nur ein außergewöhnlicher Mensch sollte zu einem solchen Unternehmen ausgeschickt werden.
25.
Waldgebiet im Osten Mexikos
120 Kilometer westlich von Cancún
27. November 2012
Ortszeit: 12.13 Uhr
Unternehmen Jesaja – dritter Tag
Wilsons Umgebung kam ihm zu Bewusstsein, als tauchte sie aus einem Nebel auf. Alles bewegte sich. Üppige Pflanzen flitzten am Fenster vorbei. Es nieselte. Die Scheibenwischer waren eingeschaltet. Da saß eine Frau am Steuer, die er kannte. Nach und nach stellten sich Erinnerungen seiner Reise ein: Er war in Mexiko, lag im Fond eines gestohlenen Geländewagens, und das war kein Traum. Er hatte
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