Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Helena!«
Sie streifte seine Hand ab. »Schon gut, schon gut. Ich verstehe dich.«
Lawrence wandte sich ab und drückte eine Taste seines Telefons. »Das ist nicht gut, Helena.« Er fluchte leise. »Aber dir ist nichts passiert, das ist das Wichtigste.« Er überlegte kurz. »Ich kenne Hanson Manning, den Besitzer von Texas Air. Das wird teuer!« Er sprach mit Stella und bat sie um eine Telefonnummer.
Helena spürte jemanden hinter sich.
»Hat er dir was getan?«, flüsterte Jensen.
»Nein.«
»Und der Bluterguss im Gesicht?«
»Ich sage doch, er hat mir nichts getan.« Sie blickte weiter aufs Wasser.
»Du warst halb nackt!«
Helena drehte sich zu ihm um. »Du hast die Aufgabe, meinen Vater zu beschützen. Ich gehe dich nichts mehr an.«
»Ich kann nicht glauben, dass du hierhergekommen bist, in dieses Hotel. Das ist unser Hotel.«
»O Gott, Jensen! Seit wann bist du sentimental?«
Lawrence beendete sein Telefonat und kam zu ihnen. »Was flüstert ihr miteinander?«
Anstatt zu antworten wandte Helena sich dem Meer zu. Lawrence folgte ihrem Blick und schaute über den Jachthafen. Esther bellte unaufhörlich und kratzte an der Tür.
»Der Hund da drinnen, wem gehört der?«, fragte Lawrence.
»Ich nehme ihn mit nach Houston«, erklärte Helena.
»Ist das sein Hund?«, fragte Jensen.
»Er gehört einem Mann in Bordersville, einem George Washington.«
»Wie bist du an das Tier gekommen?«, wollte Lawrence wissen.
Einer seiner Leibwächter kam schnaufend auf die Terrasse gerannt. »Wir haben alles abgesucht«, sagte er. »Er ist verschwunden.«
Jensen spähte misstrauisch in die Nacht hinaus. »Hol alle zurück. Wir umstellen die Villa. Stevens soll an die Vordertür. Ihr beide bleibt hier draußen. Ihr lasst niemanden ans Haus heran, verstanden?«
Sein Untergebener nickte.
Jensen wandte sich an Lawrence. »Ich empfehle abzureisen.«
»Nein. Wir warten bis zum Morgen«, ordnete Lawrence an. »Wir müssen vorher bei der Polizei ein paar Dinge regeln. Wir bleiben über Nacht.« Dann sagte er zu seiner Tochter: »Und du wirst mir Rede und Antwort stehen.«
»Ich werde den Hotelmanager um zusätzliches Sicherheitspersonal bitten«, sagte Jensen. »Dieser Verrückte treibt sich noch irgendwo herum.« Er fing absichtlich Helenas Blick ein. »Wer weiß, was er als Nächstes tut.«
Aber Helena wusste es schon.
In der Ferne bewegte sich ein rotes Licht stetig über das Wasser.
Die großen Segel kräuselten sich; dann blähten sie sich auf, und das Boot fuhr aufs offene Wasser zu. Wilson kam allmählich wieder zu Atem, während er zu den funkelnden Lichtern des Hotels hinübersah.
Da fiel ihm zum ersten Mal der Name des Bootes ins Auge: Nummer 23. Also hatte er den richtigen Fluchtweg gewählt. Das Buch Jesaja war das dreiundzwanzigste Buch des Alten Testaments. Es war ein weiterer Wegweiser.
Bartons Stimme klang ihm im Ohr: Es gibt keine Zufälle …
30.
Flughafen Cancún, Mexiko
Capriartys Privatflugzeug
28. November 2012
Ortszeit: 9.00 Uhr
Unternehmen Jesaja – vierter Tag
Die Stirn gerunzelt, legte Helena ihren Sicherheitsgurt an. Seit dem vergangenen Abend hatte sie keine Vision mehr gehabt und fürchtete, dass es damit nun vorbei war.
Jensen, der als Letzter an Bord kam, verriegelte die Tür. Lawrence und die anderen drei Leibwächter saßen bereits an ihren Plätzen. Die Kabine des Bombardier-Privatjets war schmal. Die Fenster waren rund, die Wände mit Holz verkleidet. Die Hälfte der Ledersitze, sechzehn insgesamt, zeigten nach vorn, die andere Hälfte nach hinten. Sie waren in drei Sitzgruppen aufgeteilt. Durch die Mitte verlief ein Gang. Esther, mit einem neuen Maulkorb, saß zwischen Helenas Füßen in der mittleren Gruppe. Sie wirkte verunsichert, doch Helena streichelte sie, bis sie sich hinlegte.
Lawrence lächelte die hübsche junge Stewardess an. »Tomatensaft, bitte.« Er wandte sich Helena zu. »Was möchtest du?« Sie schüttelte zur Antwort den Kopf. »Es hat keinen Sinn, noch weiter verärgert zu sein«, sagte er bestimmt. »Die Sache ist erledigt. Wir fliegen nach Hause. Und du kannst diesen albernen Hund seinem Besitzer zurückgeben.«
Helena hatte den ganzen Morgen kein Wort gesprochen.
»Eines Tages wirst du mir danken«, fügte er hinzu.
Jensen setzte sich ganz nach vorn, mit dem Rücken zu Helena, und gab sich Mühe, sie zu ignorieren. Aber er konnte nicht anders und drehte sich noch einmal um. »Kaum zu glauben, dass Mexiko mir mal gefallen hat.«
Ein langer Seufzer
Weitere Kostenlose Bücher