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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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donnerte nur fünfzig, sechzig Meter hoch über die Baumwipfel hinweg. Das ohrenbetäubende Dröhnen umschloss sie. Alles bebte. Sie drehte sich hastig um die eigene Achse, ob jemand sie im Schutz des Lärms angreifen wollte. Endlich wurde es wieder ruhig, und Helena wartete einen Moment, bis ihr wild pochendes Herz sich beruhigt hatte.
    Sie schlich bis zur Tür und klopfte gegen das Holz.
    »Ist jemand zu Hause?«, rief sie. »Hallo? Ist da jemand?« Die Pistole hielt sie am Oberschenkel. Bis auf den Wind, der zwischen den hohen Gräsern flüsterte, herrschte auf dem verwahrlosten Grundstück Stille.
    Auf Zehenspitzen versuchte sie, durch eine schmutzige Scheibe zu spähen, doch die Jalousien waren heruntergelassen. Sie öffnete die Fliegengittertür und drehte den abgegriffenen Türknauf. Es war abgeschlossen.
    Sie sah sich um, ob sie etwas entdecken könnte, das ihrem Gedächtnis auf die Sprünge half. Nichts kam ihr bekannt vor. Gar nichts. Das Gefühl der Hilflosigkeit wuchs wie ein Geschwulst nagenden Zweifels in ihr. Vielleicht hatte sie eine Beruhigungspille zu viel geschluckt. Während sie über das Grundstück schlich, huschte ihr Blick von einem Gegenstand zum anderen. Schließlich blieb sie stehen. Was tat sie hier eigentlich?
    Vielleicht werde ich doch verrückt.
    Während sie sich an einen Wassertank lehnte und die Sonne warm auf ihre Jacke schien, überkam sie ein Gefühl tiefer Unsicherheit. Mit nichts dazustehen, nachdem sie so große Erwartungen gehegt hatte, machte sie wütend. Sie war sprachlos, dass überhaupt nichts dabei herauskam. Ein weiterer Linienjet brauste über sie hinweg, und sie sah ihm nach, bis er in der Ferne verschwunden war. Plötzlich wurde ihr bewusst: Dasselbe Bild hatte sie schon einmal gesehen! Gespannt lief sie zur Rückseite des Grundstücks. Das erste Puzzlestück fand seinen Platz.
    Die Pistole vor sich haltend, schlich sie auf das Duschhäuschen zu und spähte durch die Tür. Der Boden war nass. Eine runde Mülltonne fiel ihr ins Auge. Als sie den Deckel mit dem Pistolenlauf anhob, fand sie ein schwarzes Kleiderbündel darin. Sie stocherte und wich vor dem fauligen Gestank zurück.
    »Was ist das?«, murmelte sie und versuchte, sich an etwas zu erinnern. Sie ging auf ein Knie und spähte in einen Spalt am Fuß der Wand. Da hatte jemand etwas hineingesteckt. Das war der Moment, wo sie ohne jeden Zweifel wusste, dass sie nicht verrückt wurde. Sie zog einen Führerschein aus seinem Versteck und las den Namen: Jack Bolten.
    Genau der Name, den sie erwartet hatte.
    Das bedeutete, dass alles, was sie gesehen hatte, Wirklichkeit war.
    Sie steckte die Plastikkarte in die Jackentasche, als ihr dämmerte, dass gerade diese Karte sie vor der psychiatrischen Anstalt bewahren könnte. Helena wollte vor Freude laut loslachen, starrte aber nur auf die Kleidungsstücke in der Mülltonne. Der Mann aus ihren Visionen – Jack Bolten vielleicht? – hatte den Unfall auf der 610 überlebt; seine zerrissenen Sachen waren der Beweis. Wie war das möglich? Wie hatte er diese Gewalteinwirkung überstehen können? Und noch wichtiger: Wo war er jetzt? Nach dem bisherigen Verlauf der Dinge zu urteilen, würde sie es bald durch eine Vision erfahren – höchstwahrscheinlich, wenn sie ihre Medikamente vollständig absetzte.
    Schon ein wenig entspannter ging Helena über die Auffahrt zu ihrem Wagen. Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als erneut ein Jet über sie hinwegdonnerte.
    Kaum war das Geräusch verklungen, hörte sie es im Gras knurren. Einen Augenblick später sprangen zwei Dobermänner aus einem Gebüsch, um sie anzugreifen. Helena zielte abwechselnd auf die knurrenden Tiere. Gerade als sie abdrücken wollte, rief jemand: »Stopp!«
    Die Hunde machten so abrupt Halt, dass sie sich beinahe überschlagen hätten. Helenas Finger entspannte sich. Ihr Blick schweifte zu einem schmächtigen schwarzen Mann mit Rastalocken, der eine doppelläufige Schrotflinte vor der Brust hielt. Er zog beide Hähne zurück, um seine Ansprüche zu verdeutlichen.
    »Wer sind Sie, Frau?«
    Während Helena weiter auf die nervösen Hunde zielte, warf sie einen Blick auf die Flinte. Sie war in einem erbärmlichen Zustand; der Lauf rostete.
    »Was tun Sie auf meinem Grundstück? Antworten Sie, Frau!«
    »Ich habe Sie schon mal gesehen«, sagte Helena freundlich. Sie schob sich die Sonnenbrille auf die Stirn, um den Mann besser betrachten zu können.
    In diesem Moment hörten die Dobermänner zu knurren auf und

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