Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Frage?«
»Antworten Sie einfach. Sind Sie religiös? Ich meine es ernst.«
»Nein, ich bin nicht religiös«, gab Wilson zu.
»Glauben Sie an Gott?«
»Ob ich an Gott glaube? Das ist ein bisschen zu persönlich, finden Sie nicht?«
Barton saß gleichmütig da und wartete auf Antwort.
»Um die Wahrheit zu sagen, weiß ich eigentlich gar nicht, was ›Gott‹ sein soll. Für meinen Geschmack gibt es zu viel Streit, wenn es um religiöse Dinge geht. Jeder hat eine andere Ansicht. Und nicht alle können recht haben. Aber … ja, wahrscheinlich glaube ich an Gott.«
»Das ist sehr interessant.« Barton tippte auf seiner Tastatur.
»Werden Sie mir jetzt sagen, was das alles soll?«
Die einzige plausible Erklärung, weshalb Wilson in einem Besprechungsraum des mächtigsten Unternehmens der Welt saß, war Professor Authors Omega-Programmierung. Hinter der mussten sie her sein. Und wo war der Professor jetzt? Wahrscheinlich saß er zu Hause in Sydney auf dem Sofa.
»Nun …« Barton, der gedankenversunken in die Ferne geschaut hatte, konzentrierte sich wieder auf den Augenblick und sagte: »Ihr Körper ist aus einem Baustein gemacht, den wir Gen- EP nennen. Das ist einzigartig, denn im Gegensatz zu anderen kohlenstoffbasierten Bausteinen kann ein Gen- EP in eine einfache molekulare Form zerlegt und dann wieder in die ursprüngliche Gestalt gebracht werden.«
»Und das bedeutet?«
»Ihr Körper kann zerlegt und wieder zusammengesetzt werden«, erklärte Barton.
»Und das wiederum bedeutet?« Es ging eindeutig um Authors Omega-Programmierung. Das Ganze war nur eine Masche, damit sie ein paar Tests mit ihm machen konnten.
»In molekularer Hinsicht ist der Körper unkompliziert«, sagte Barton. »Wir müssen ein Experiment vornehmen, um zu sehen, ob es möglich ist, Sie zu zerlegen und wieder zusammenzufügen.«
Wilson musste lachen. Er fragte sich, wieso Barton sich solche Mühe mit der Ablenkungsgeschichte gab. »Warum wollen Sie das überhaupt tun?«
»Ich muss beweisen, dass Zeitreisen möglich sind.« Barton kratzte sich nicht an der Nase, wich seinem Blick nicht aus, blinzelte nicht einmal. Er war ganz gelassen.
»Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte Wilson.
»Mein völliger Ernst.«
»Aber durch die Zeit zu reisen ist unmöglich .«
»Wer hat Ihnen das gesagt?«
»Die Relativitätstheorie besagt, dass Materie keine Lichtgeschwindigkeit erreichen kann. Deshalb kann es nicht gehen. Sagen Sie mir, warum ich wirklich hier bin.«
»Wieso kennen Sie sich mit dieser Frage aus?«
Wilson lächelte im Stillen. Professor Author posaunte ständig Einsteins Theorie in die Welt hinaus – aber jetzt war nicht die Zeit, seinen Namen fallen zu lassen.
»Keine Ahnung, woher ich so schlau bin«, antwortete Wilson. »Ist vielleicht genetisch bedingt.«
»Materie kann Lichtgeschwindigkeit erreichen«, sagte Barton. »Vergessen Sie, was Sie bisher zu wissen glaubten, und gehen Sie davon aus, dass es wahr ist, was ich sage.« Er schwieg eine Zeitlang, damit Wilsons Neugier wachsen konnte. »Das hört sich phantastisch an, nicht wahr?«
Barton ahmte Wilsons Körpersprache nach, und Wilson setzte sich anders hin, um zu sehen, ob der Wissenschaftler es auch tat. Er tat es tatsächlich. Also stand Wilson auf und ging ans Fenster. »Ich würde eher sagen, es hört sich lächerlich an«, widersprach er.
»Es wird sich für Sie lohnen, bei uns mitzuarbeiten«, sagte Barton.
Wilson fasste sich an die Brust. »Warum ich?«
»Das sagte ich schon. Ihr Körper ist aus einem seltenen Baustein gemacht, den ich im Moment nicht selbst erzeugen kann.«
In den nächsten zehn Minuten erklärte Barton, wie die Zeitreise ablaufen sollte, sprach über die Zeitdilatationsformel und darüber, dass sich gezeigt habe, dass der Raum gedehnt werden könne, um der Materie zu Lichtgeschwindigkeit zu verhelfen. »Das ist einfache Quantenphysik«, schloss er.
Wilsons unterdrückter Sarkasmus schrie auf: Oh ja, das hört sich ja sooo einfach an! Doch wenn er ernsthaft darüber nachdachte, konnte er nicht beurteilen, ob es stimmte oder nicht. Barton klang überzeugend. Und der Rembrandt an der Wand – allem Anschein nach ein echter – zwang ihn, in Erwägung zu ziehen, dass die Idee vielleicht doch nicht so abwegig war, wie sie zunächst erschien. Er zeigte auf das Gemälde. »Ist der echt?«
Barton blickte über die Schulter auf das Kunstwerk: ein Säugling in seiner Wiege, daneben die sorgende Mutter, darüber ein halbes Dutzend Engel, die im
Weitere Kostenlose Bücher