Die Frequenz: Thriller (German Edition)
ernst gemeint war.
Barton sah auf die Uhr. »Er wird heute Nachmittag fertig sein.«
Die Unterhaltung währte noch zehn Minuten, in denen Barton darlegte, was geschehen sollte. Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. »Sie werden die Köpfe des Mercury-Teams kennen lernen. Die Taktiker. Das sind die Wissenschaftler, die Sie durch die Zeit schicken werden.« Ein kurzes Läuten drang aus Bartons Handheld. Er holte scharf Luft und stand auf. Ohne Erklärung legte er den Finger an die Lippen und winkte Wilson, ihm zu einer Tür zu folgen. Sie führte in ein schickes Badezimmer aus schwarzem Marmor und glänzendem Holz mit einem großen rechteckigen Whirlpool, von dem man nach draußen in den Wald blickte.
Wilson trat hinter ihm ein, war aber misstrauisch.
Barton schloss leise die Tür. »Das Läuten, das Sie gehört haben, verrät mir, wann mein Büro abgehört wird. Jemand versucht, unser Gespräch zu belauschen.«
»Sie haben also Geheimnisse vor den anderen«, meinte Wilson herablassend.
»Im Badezimmer gibt es keine Abhörvorrichtung.«
»Das ist gut.« Wilson blickte auf die schwarze Porzellantoilette. »Privatsphäre kann nicht hoch genug geachtet werden, auch nicht bei Enterprise Corporation.«
Barton lehnte sich gegen das Waschbecken. »Wilson, ich glaube, es ist wichtig, dass wir von jetzt an ehrlich miteinander sind.« Er wirkte mit einem Mal gestresst, was gar nicht zu seiner Rolle passte. »An diesem Punkt wird die ganze Sache nämlich kompliziert.«
»Ist es möglich?«, erwiderte Wilson lachend. Er lachte immer, wenn er nervös wurde. »Was könnte abenteuerlicher sein als das, was Sie mir bereits offenbart haben? Man findet nicht jeden Tag heraus, dass die Qumran-Rollen Bauanweisungen für eine Zeitmaschine enthalten.«
Barton rieb sich das Kinn. »Die Wissenschaftler des Mercury-Teams wissen eigentlich nicht, was vor sich geht. Sie glauben, dass ich Sie nur um ein paar Minuten in die Zukunft schicke.«
Wilson wurde misstrauisch. »Aha.«
»Aber das wird nicht der Fall sein, sollten wir zu einer Einigung kommen.«
Wilson setzte sich auf den Toilettendeckel. »Was haben Sie stattdessen vor?«
Der Wissenschaftler blickte ihm direkt in die Augen. Er bot wieder ein Bild kühlen Selbstvertrauens. »Ich werde Sie in die Vergangenheit schicken.«
Wilson lächelte im Stillen. Bartons Art, mit ihm zu sprechen, wirkte viel verlockender als seinerzeit Authors betrunkenes Geschwafel. »Sie meinen das ernst, nicht wahr?«
Barton schürzte die Lippen. »Wie ernst es mir damit ist, haben Sie wahrscheinlich noch gar nicht begriffen.«
»Jetzt aber mal Scherz beiseite«, sagte Wilson. »Ich bin auch dafür, dass wir ehrlich sein sollten. Sagen Sie mir einfach die Wahrheit. Worum geht es wirklich?«
Barton rieb sich das Kinn wie immer, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte. »Ich habe vor, Sie fünfundsiebzig Jahre in die Vergangenheit zu schicken.«
Wilson schauderte unwillkürlich; um es zu überspielen, lehnte er sich an die Wand und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Gehen wir mal davon aus, Sie könnten mich tatsächlich in der Zeit zurückschicken – was ich ernsthaft bezweifle. Wie werde ich dann an mein Geld kommen? Was meinen Sie? Sie werden da noch gar nicht geboren sein.«
»Sie werden irgendwann in die Gegenwart zurückkehren«, sagte Barton vollkommen ruhig. »Sie werden Ihr Geld von mir bekommen, die eine Hälfte jetzt, die andere später.« Er schwieg kurz. »Ich erwarte nicht, dass Sie sofort zustimmen. Begrifflich ist die Sache sehr schwer zu verstehen, das ist mir klar. Ich habe selbst meine Schwierigkeiten damit.«
Wilson kratzte sich am Kopf. »Warum fünfundsiebzig Jahre zurück? Sie müssen einen bestimmten Grund haben.«
»Allerdings.« Barton überlegte eine ganze Weile, ehe er fortfuhr. »Das Ziel ist, einen geheimen Auftrag zu erfüllen.«
Wilson grinste breit. »Oh, ein geheimer Auftrag! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Lassen Sie mich raten. Sie wollen, dass ich in der Vergangenheit jemanden umbringe, wie im Film, wenn der Mörder jemandes Urgroßmutter und ihren Stammbaum auslöscht.«
Barton fand das gar nicht lustig. »Nichts dergleichen, Wilson. Ich schlage vor, Sie hören mir zu und sparen sich die Witzeleien.« Es folgte ein längeres Schweigen, bei dem sich die Männer anblickten und keiner als Erster weggucken wollte. Schließlich sagte Barton: »Das Mercury-Team weiß nichts von diesem Unternehmen. Sie glauben, ich versuche, die Theorie
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