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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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geben würde. Hier oben auf der Pyramide war es ein paar privilegierten Männern, Priestern und Königen, vorbehalten, das Treiben zu beobachten und die Gesellschaft zu bewundern, die sie geschaffen hatten …
    Helenas Stimme brach in Wilsons Gedanken ein.
    »Und was ist das da hinter uns?«
    Wilson drehte den Kopf zu dem bescheidenen Gebäude mit drei Eingängen, das die Pyramide krönte. »Das ist der Tempel des Kukulkan«, sagte er.
    Zwei hohe Steinsäulen trennten die drei Eingänge. Jede hatte die Gestalt einer gefiederten Schlange mit gebleckten Zähnen. »Da sehen Sie ihn«, sagte Wilson. »Den Gott der Maya.« Er tätschelte einer Schlange den Bauch; dann ging er einmal um den Tempel herum, um möglichst viel zu erfahren. Von den Wandbemalungen war das Meiste im Laufe der Zeit verwittert.
    Helena lehnte sich gegen einen hüfthohen Säulenfuß neben dem mittleren Eingang und wrang sich den Regen aus den Haaren.
    Wilson bog um die Ecke. »Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht daraufsetzen«, meinte er.
    »Warum?«
    »Das ist ein Opferaltar.«
    Helena sprang auf und fixierte den narbigen Steinblock mit der stummen Frage, wie viele Menschen an dieser Stelle geschlachtet worden waren. »Das hätten Sie mir auch eher sagen können!« Ihr war, als spürte sie die letzten Augenblicke fremden Entsetzens.
    »Es heißt, dass die Maya ihre Feinde opferten, damit alle es sehen konnten. Dann warfen sie die enthaupteten Leichen zwischen den Riesenschlangen die Treppe runter. Das war ihre Art zu sagen: Das ist unser Tempel, und keiner darf ihn entweihen.«
    Helena schauderte, als sie sich die Szene vorstellte. »Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?«
    Wilson spähte durch den mittleren Eingang in einen kleinen, leeren Raum. »Das ist ein bisschen kompliziert«, antwortete er geistesabwesend.
    Diesiges Sonnenlicht fiel durch die Türöffnung. Wilson ging hinein. Weiter drinnen stützten vier sauber gemeißelte Säulen zwei dicke Holzbalken, auf denen das Dach ruhte. Die vier Meter langen Harthölzer wogen bestimmt ein paar Tonnen. Die Rückseite des Raumes bildete eine unscheinbare, mit Schimmel überzogene Ziegelwand.
    Wilsons Blick wurde von einer Stelle in der rechten oberen Ecke angezogen. Er begann zu zählen: neun Ziegel nach unten, sieben Ziegel zur Seite. Dort drückte er den Finger gegen den fehlerhaften Stein. Nachdem er mit dem Nagel eine Linie in den Schimmel gekratzt hatte, konnte er den Stein eindeutig identifizieren. Dann nahm er die Eisenstange und rammte sie dagegen. Splitter sprangen nach allen Seiten, während er mit aller Kraft hämmerte.
    »Was tun Sie denn da?«, rief Helena.
    Als Wilson ihren Schatten neben sich sah, schlug er noch härter zu.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte sie. »Zu schwierig zu erklären. Oder sind Sie bloß ein Vandale?«
    Beim nächsten wuchtigen Schlag bewegte sich der Stein. »Klar, das Flugzeug war nur zum Aufwärmen«, sagte er. Noch ein Schlag, und der Ziegel fiel in die Wand und war verschwunden. Wilson wich zurück. Gleich würde er wissen, ob seine Reise in die Vergangenheit umsonst gewesen war.
    Es war still.
    »Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt?«, platzte Helena heraus. »Was soll …« Sie stockte, denn die Wand begann zu zittern, und das Beben wurde rasch stärker.
    Wilson rannte ohne ein Wort zum Ausgang.
    Allein in dem Raum spürte Helena das Beben nun unter den Fußsohlen.
    Der Boden vibrierte heftig.
    Ein Erdbeben!
    Ganz langsam, als ginge sie auf sehr dünnem Eis, wich Helena zurück. Als sie endlich aus ihrer Entsetzensstarre erwachte, sah sie, dass Wilson und Esther schon halb die Treppe hinuntergelaufen waren. »He!«, rief sie. »Wartet auf mich!«
    Wilson sprang die Stufen hinunter, so schnell er konnte. Er musste auf kürzestem Weg in die innere Pyramide. Barton hatte sich unmissverständlich ausgedrückt: War der Auslöser erst einmal betätigt, konnte man nicht wissen, wie lange sie noch hielt. Die große Pyramide war in Wirklichkeit die Hülle einer kleineren. Am Fuß der Nordtreppe gab es einen Eingang. Diese Besonderheit war in den späten 1990er Jahren von Archäologen mit Sonargeräten entdeckt worden. Mit unglaublicher Plumpheit hatten sie in die Außenmauer ein Loch gehämmert und waren auf die Treppe gestoßen, die zur inneren Kammer führte.
    Wilson sprang die letzten zwei Stufen hinunter. Das nasse Gras patschte unter seinen Füßen, als er sich dem primitiven Zugang näherte. Dahinter war es stockfinster. Er schaltete die Stablampe

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