Die Frequenzen
Ball am Ohr.
Als ich wenig später im Lift meinem schlecht gelaunten Spiegelbild gegenüberstehe, gestatte ich mir einen Blick auf die Uhr.
–
Ehrd-geh-schoosch
, verkündet eine weibliche Stimme.
Es ist inzwischen klar, dass ich die Inskriptionsfristen für dieses Semester versäumt habe. Ich habe mich auch nichtwirklich darum gekümmert, obwohl ich meinen Job gekündigt habe, um mein Studium nach drei Jahren wieder fortzusetzen.
Aber jetzt gibt es das alles nicht mehr. Ich habe einen Zeitsprung gemacht.
Die Welt in der Zukuft
von Alex Kerfuchs, dritten Klasse
Die Welt in 50 Jahren wird sehr Anders aussehen als heutige. Es wird zum Beispiel viel mehr Hochhäuser geben als heute. Sogar in einer kleinen Stadt wie hier in Graz. Und ausserdem werden die Autos mit einem anderen Amtrieb fahren als mit dem heutigen
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Ich selbst werde in 50 Jahren 59 sein. Davon kann man genau ablesen, wie alt ich heute bin nhmlich 9. Dann habe ich bestimmt schon eine eingene Familie
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Aber obwohl im Jahr 2044 gibt es dann auch warscheinlich keine Eltern mehr und ebenso mit der Erziehung und alle Kinder werden älter, ohne, das sie sich anpassen müssen. Sie gehen einfach von Haltestelle zu Haltestelle und werden dabei älter
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In der zukunft gibt es auch keine Keller mehr. Alle Häuser haben oberirdische Ablagerungplätze. So verfault es nicht so schnell und das Haus steht sichererer
.
Ich hoffe auch dass in der Zukunft die Menschen besser zusammen komunitzieren und handeln können, denn es gibt sehr wenige
Toleranz auf der Welt. Viele Kinder haben noch nicht ein Mal ein Dach über den Kopf wenn es regnet. In ihren Augen nisten z. B. Fliegen, und sind sehr traurig. Sie liegen den ganzen Tag da und haben ganz dicke Bäuche vom vielen Hunger
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In der zukunftigen Welt werden die Krankeiten auf andere arten behandelt werden wie die heutigen, jedoch gleich bleiben wird ihre riesige Anzahl wird jedoch gleich bleiben. Eines weis ich sicher. Die Menschen werden sicher nicht mit Raumschiffen zur Arbeit fahren und wenn dann nur weil sie Astronauten sind
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In fünfzich Jahren wird die Welt sich unheuerlich verändern. Auf jeden Fall ist bis da hin noch eine sehr lange Zeit
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Ich habe ein Skriptum ins Krankenhaus mitgenommen. Eine Studienkollegin hat es mir damals geborgt und ich habe es nie zurückgegeben. Auch die Prüfung habe ich nie gemacht. Die Mitschrift ist in mindestens drei verschiedenen Handschriften verfasst und sieht von ferne aus wie die späten Cantos von Ezra Pound. Mit den Cantos hat sie auch gemein, dass sie an den Seitenrändern kleine Piktogramme enthält, die manchmal an chinesische Schriftzeichen erinnern, Automatismen der übermüdeten Hand, Ornamente der Langeweile, wie die im Schachbrettmuster bemalten Kästchen des Ringblocks oder der seltsame knochenköpfige Stierkopf, der in den Unterlagen immer wieder auftaucht und einen ungläubig anglotzt.
Die Beschäftigung mit der unbewegten und leidenschaftslosenWelt des Studiums beruhigt mich, auch wenn ich bis zum nächsten Anmeldetermin warten muss. Meine Finger streichen über das unzählige Male kopierte Papier, ein Palimpsest von verschieden stark ausgeprägten Prüfungsängsten. Auf einer Seite hat jemand ein Fragment seiner Handfläche mitkopiert. Wer war das? Man wird es nie erfahren.
Nichts kann einen universitären Betrieb für lange Zeit aufhalten. Er hat seinen Teil an der Ewigkeit vor langer Zeit abgemessen. Mathematiker schraffieren weiter kleine Intervalle unter der Gauss’schen Glockenkurve, auch wenn im Nebengebäude geschossen wird. Studenten rekeln sich in der Wiese und prüfen sich gegenseitig, am Nachmittag gehen sie demonstrieren. Ein Bild ewiger Jugend und Gleichgültigkeit. Es ist Sommer, und die Hörsäle sind zum Bersten voll. Man schwitzt, man hört der Stimme vor der Tafel oder vor dem großen Projektorbild zu, schreibt mit, sieht den eigenen Händen zu, wie sie automatisch über das Papier wandern. Selbst wenn Polizeihubschrauber über dem Bezirk kreisen und sich Kinderwägen, die friedlich in der Sonne gestanden sind, in schreiende Sirenen verwandeln, wird der viel beschäftigte Assistent in seiner kleinen Kammer nur kurz von seinem Monitor aufblicken. Sein Zimmer hat vielleicht nicht einmal ein Fenster.
Eine Studentin, eine unauffällige Erscheinung mit einem sehr mädchenhaften, jungen Gesicht, sitzt am Fenster und konzentriert sich auf eine Seite eines Chemiebuchs. Wie jeden Tag gehen ihre Kollegen an ihr vorbei, grüßen sie. Sie
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