Die Frequenzen
Frauenhände machen können: ungeübt, auf unsichere und etwas naive Art sexy, in unregelmäßigen Rhythmen.
Sie nahm einen Schluck von dem heißen Tee, dann kniete sie sich wieder hin. Sie lächelte mich von unten an, mit vollem Mund, ein wenig selbstironisch, als wollte sie sagen:
Schau mich an, versucht da mit einem Mund voller Tee zu grinsen … Mmh
…
Ihre Finger schlossen sich um meinen Penis und zogen mich zu ihr. Ihre langen, lackierten Fingernägel. Sie hielt das Unterkiefer und ihre Lippen so, dass sie keinen Tee verschüttete, und ließ mich in ihren Mund eintauchen. Die Hitze, die mich empfing, war unglaublich. Ich bewegte mich kaum in ihr, schon spritzte ich meine Ladung in ihren Mund ab, wo sie sich mit dem Tee vermischte.
– Schluck’s runter, sagte ich so liebevoll wie möglich und musste mich hinsetzen, da meine Beine zu zittern begannen.
Ich betrachtete die Sauerei, die ich angerichtet hatte. Das meiste davon auf dem Parkettboden. Nur da, ein kleiner Fleck auf dem Teppich. Egal.
Ich ging aus dem Zimmer, um Küchenpapier zu holen. Mein halbsteifer Penis wippte beim Gehen, wippte langsamer, ging über ins Baumeln, hing schließlich kraftlos zwischen meinen Beinen. Als ich ihn anfasste, quoll ein letzter milchiger Tropfen aus der Spitze, den ich zwischen meinen Fingern verrieb.
Am nächsten Tag war ich bei ihr eingeladen und wir unterhielten uns stundenlang.
– Das ist ungefähr so, als würde man versuchen, ein Uhrwerk mit einem Presslufthammer zu reparieren, sagte Valerie und kaute.
– Ehrlich? So schlimm.
Ich stocherte weiter in meinem Essen, auf der Suche nach anderen Gesprächsthemen. Ich drehte die glänzenden Kartoffeln um, und da war es schon, das nächste Thema. Nackt und unschuldig. Eine Nacht vor vielen Jahren. Ich stand vor meiner Zimmertür. Ansichtskarten hingen dort, aus Nachbarländern, schwarzweiß in der Dunkelheit, wie alle Dinge. Ich öffnete die Tür. Das Geräusch wurde lauter. Meine Mutter am Wohnzimmertisch.
– Ich kann nicht schlafen.
– Ah, du auch nicht?, sagte sie. Mmmh …
Durch das schmutzige Glas der Balkontür fiel Licht. Es konnte Mondschein sein, oder auch der Widerschein der Reklametafel auf dem Baukran, der seit einigen Wochen in unserer Siedlung stand.
– Mmmh … mmmh …
– Was?
– Ach, nichts. Ich singe nur so vor mich hin.
Sie wischte etwas Unsichtbares von der Tischplatte, hielt einen Finger an die Nase.
– So staubig, sagte sie. Überall.
– Ja, hab ich gemerkt.
– Was?
– Dass du gesungen hast. Ich bin davon wach geworden.
Sie wischte noch einmal über die Tischplatte.
– Ja, sicher, sagte sie, warum nicht. Warum eigentlich nicht?
Sie nickte.
– Du hast mich aufgeweckt mit deinem Gesumme, sagte ich etwas lauter.
– Oh, wirklich? Das tut mir leid. Ich hab nur so ein Klingeln im Ohr. Das wird in der Nacht immer lauter.
– Druckausgleich?
– Ja. Sicher. Wahrscheinlich. Es pfeift so, ganz fern … ganz, ganz leise. Man muss sich höllisch konzentrieren, damit man es hören kann. Tagsüber ist es einfach nicht da.
Ich setzte mich zu ihr, streckte einen Fuß aus und tauchte ihn in den schmalen Lichtstreifen, der vor uns auf dem Teppich lag. Das Licht war gelblich und warm, also vermutlich nicht der Mond.
– Mmmh … mmh …
– Wie lange hast du das schon?, fragte ich.
Sie sah auf.
– Was?
– Wie lange ist das schon so?
– Ach, jetzt mach dir doch nicht gleich Sorgen. Geh ruhig wieder ins Bett. Ich bin schon still. Ich wollte nur, ich hab nur versucht –
– Die Tonhöhe zu finden, sagte ich.
– Ja, sagte Valerie. Das versuchen sie alle.
Sie schien begeistert, dass ich dieses Thema angeschnitten hatte. Glücklich bearbeitete sie das Gemüse, das auf ihrem Teller lag. Eine kleine Karotte versuchte zu entkommen, wurde aber mit einem gezielten Stich in den Rücken zur Strecke gebracht.
– Das Ohrgeräusch ist allerdings gleich wieder verschwunden, sagte ich. War wahrscheinlich nur ein vorübergehendes Symptom. Oder sie hat es einfach nichtmehr erwähnt und es hinuntergeschluckt, durch beide Ohren in ihren Hals, hinunter in ihren Brustkorb, wo es sich verdichtet hat zu einem kleinen, bösen Ball.
Wir lachten. Valerie hatte hinreißende Falten um den Mund.
Sie holte Luft, wie um etwas zu sagen. Immer noch kauend bereitete sie eine Frage vor, kündigte die Frage durch die üblichen Laute an, die glänzende Gabel hob sich währenddessen in ihrer Hand und wies auf einen wichtigen, noch ungenannten Aspekt der
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