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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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qualvoller Anstrengung schon wieder auf die Beine gestellt und folgte ihm. Er mußte ihn dreimal hinlegen. Endlich fügte er sich, blieb mit erhobenem Kopf liegen und schaute mit so traurigem Blick seinem sich entfernenden Herrn nach, daß dieser verzweifelt zurückkehrte, ihn noch einmal zu umarmen.
    Oben versuchte Lazare, bis Mitternacht zu lesen. Dann ging er schließlich zu Bett. Aber er konnte nicht schlafen, der Gedanke an Mathieu verließ ihn nicht. Er sah ihn immer wieder auf dem Stroh vor sich, mit dem flackernden, zur Tür gerichteten Blick. Morgen würde sein Hund tot sein. Und wider seinen Willen richtete er sich jede Minute auf und horchte, da er glaubte, ihn im Hof bellen gehört zu haben. Sein lauerndes Ohr vernahm allerlei eingebildete Geräusche. Gegen zwei Uhr ließen Klagelaute ihn aus dem Bett springen. Wo weinte denn jemand? Er ging hinaus auf den Treppenabsatz, das Haus war dunkel und still, nicht ein Hauch kam aus Paulines Zimmer. Da vermochte er dem Bedürfnis hinunterzugehen nicht länger zu widerstehen. Die Hoffnung, seinen Hund wiederzusehen, trieb ihn plötzlich zur Eile. Er ließ sich kaum die Zeit, eine Hose anzuziehen, und ging mit seiner Kerze raschen Schrittes hinunter.
    Im Schuppen war Mathieu nicht auf dem Stroh liegengeblieben. Er hatte es vorgezogen, sich ein Stückchen weiter auf die gestampfte Erde zu schleppen. Als er seinen Herrn hereinkommen sah, fand er nicht einmal mehr die Kraft, den Kopf zu heben. Lazare hatte den Leuchter zwischen alten Brettern aufgestellt und sich niedergehockt, verwundert über die dunkle Farbe der Erde; mit zerrissenem Herzen fiel er auf die Knie, als er bemerkte, daß der Hund in seinem Todeskampf im Blute lag, in einer ganzen Blutlache. Es war sein Leben, das da von ihm wich, er klopfte schwach mit dem Schwanz, während seine tiefgründigen Augen einen Schimmer hatten.
    »Ach, mein armer alter Hund!« murmelte Lazare. »Mein armer alter Hund!« Er sprach ganz laut, er sagte zu ihm: »Warte, ich werde dich an einen anderen Platz bringen ... Nein, das tut dir weh ... Aber du bist ja so naß! Und ich habe nicht einmal einen Schwamm! Ob du wohl trinken willst?«
    Mathieu sah ihn noch immer starr an. Nach und nach erschütterte ein Röcheln seine Rippen. Geräuschlos, wie aus einer verborgenen Quelle, verbreitete sich die Blutlache. Leitern und eingeschlagene Fässer warfen große Schatten, die Kerze gab sehr schlechtes Licht. Da raschelte es im Stroh: Es war die Katze, Minouche, die sich auf dem für Mathieu bereiteten Lager niedergelassen hatte und die das Licht störte.
    »Willst du trinken, mein armer alter Hund?« wiederholte Lazare.
    Er hatte einen Lappen gefunden, tauchte ihn in die Schüssel mit Wasser und preßte ihn dem sterbenden Tier auf die Schnauze. Das schien ihm Erleichterung zu bringen, seine vom Fieber wunde Nase wurde ein wenig kühler. Eine halbe Stunde verging, er machte den Lappen immer wieder feucht, den jammervollen Anblick in sich aufnehmend, die Brust von unendlicher Traurigkeit zusammengeschnürt. Wie am Bett eines Kranken überkamen ihn wahnwitzige Hoffnungen: Vielleicht würde er mit dieser einfachen Erfrischung das Leben zurückrufen.
    »Was denn? Was denn?« sagte er plötzlich. »Du willst dich auf die Beine stellen?«
    Von einem Schauer geschüttelt, versuchte Mathieu sich aufzurichten. Er machte seine Glieder steif, während ein Schlucken, ein aus den Flanken kommendes Wogen ihm den Hals schwellte. Doch es war das Ende, er brach über den Knien seines Herrn zusammen, den er nicht aus den Augen ließ und unter seinen schweren Lidern noch zu erkennen suchte. Erschüttert durch diesen klugen Blick eines Sterbenden, behielt Lazare ihn bei sich; und dieser große Körper, lang und schwer wie der eines Menschen, kämpfte in seinen verzweifelten Armen einen menschlichen Todeskampf. Das währte einige Minuten. Dann sah er wirkliche Tränen, schwere Tränen aus den trüben Augen rollen, während aus dem krampfhaft zuckenden Maul die Zunge zu einer letzten Liebkosung hervorkam.
    »Mein armes altes Hundchen!« rief er, während er selber in Schluchzen ausbrach.
    Mathieu war tot. Ein wenig blutender Schaum troff von seinen Lefzen. Als er ausgestreckt auf der Erde lag, schien er zu schlafen.
    Da fühlte Lazare, daß wieder einmal alles zu Ende ging. Sein Hund starb jetzt, und es war ein unverhältnismäßig großer Schmerz, eine Hoffnungslosigkeit, in der sein ganzes Leben unterging. Dieser Tod rief die anderen Tode wach, seine

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