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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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schmerzhaften Wellen geschüttelt, die man bei der immer heftigeren Spannung des Fleisches eine nach der anderen unter ihrer Haut dahingleiten sah.
    »Nimmt das denn kein Ende, mein Gott! Nimmt das denn kein Ende?« murmelte Pauline.
    Dieser Anblick nahm ihr die gewohnte Ruhe und ihren sonstigen Mut. Und in einer eingebildeten Anstrengung preßte sie bei jedem Ächzen, mit dem die Gebärende wie eine außer Atem geratene Arbeiterin ihre Verrichtung begleitete. Die zunächst dumpfen Schreie wurden nach und nach lauter, schwollen an zu Klagen der Erschöpfung und Ohnmacht. Es war die rasende Wut, der verzweifelte Urlaut des Holzhackers, der seine Axt seit Stunden auf denselben Knorren niedersausen läßt, ohne auch nur die Rinde verletzen zu können.
    Zwischen den Wehen, in den kurzen Augenblicken der Ruhe, klagte Louise über brennenden Durst. Ihre ausgetrocknete Kehle schien auf qualvolle Weise zugeschnürt zu werden.
    »Ich sterbe, gib mir etwas zu trinken!«
    Sie trank einen Schluck sehr leichten Lindenblütentee, den Véronique vor dem Feuer stehen hatte. Doch oft mußte Pauline ihn in dem Augenblick, da sie die Tasse an die Lippen führte, wieder fortnehmen, denn eine neue Wehe setzte ein, die Hände begannen wieder zu zittern, während bei dem erneuten Pressen, das die Muskeln anspannte, das hintenübergeworfene Gesicht dunkelrot wurde und der Hals sich mit Schweiß bedeckte.
    Es traten auch Krämpfe auf. Alle Augenblicke wollte Louise aufstehen, um ein Bedürfnis zu verrichten, unter dem sie zu leiden behauptete. Die Hebamme widersprach energisch.
    »Bleiben Sie doch ruhig. Das ist eine Wirkung der Wehen ... Was hilft es Ihnen, wenn Sie aus dem Bett steigen, um dann doch nichts zu machen, hab ich nicht recht?«
    Um drei Uhr verbarg Frau Bouland vor Pauline ihre Unruhe nicht länger. Beängstigende Symptome traten in Erscheinung, vor allem eine langsame Verminderung der Kräfte. Man hätte glauben können, die Gebärende leide weniger, denn ihre Schreie und ihre Anspannungen wurden schwächer; doch in Wahrheit drohten die Wehen in der allzu großen Erschöpfung auszusetzen. Sie unterlag den endlosen Schmerzen, jede Minute der Verzögerung wurde zur Gefahr. Der Fieberwahn trat wieder auf, sie fiel sogar in Ohnmacht. Frau Bouland benutzte die Gelegenheit, Louise zu befühlen und die Lage des Kindes besser zu ergründen.
    »Meine Befürchtung war richtig«, murmelte sie. »Hat sich denn das Pferd die Beine gebrochen, daß sie nicht zurückkommen?«
    Und als Pauline ihr sagte, sie könne die Unglückliche doch nicht so sterben lassen, wurde sie aufgebracht.
    »Glauben Sie etwa, ich bin in einer angenehmen Lage? Wenn ich den Eingriff versuche und es geht übel aus, dann habe ich alle nur möglichen Unannehmlichkeiten auf dem Halse ... Man ist da alles andere als nachsichtig mit uns!«
    Als Louise die Besinnung wiedererlangte, klagte sie über etwas Lästiges.
    »Das ist der kleine Arm, der heraushängt«, fuhr Frau Bouland ganz leise fort. »Er liegt vollständig frei ... Aber da ist die Schulter, und die wird nie herauskommen.«
    Um halb vier Uhr jedoch, angesichts der immer bedenklicher werdenden Situation, schien sie sich halbwegs zum Handeln zu entschließen, als Véronique wieder aus der Küche heraufkam, Pauline auf den Flur rief und ihr sagte, der Arzt sei gekommen. Man ließ sie einen Augenblick bei der Gebärenden, das junge Mädchen und die Hebamme gingen hinunter. Mitten auf dem Hof stammelte Lazare Flüche gegen das Pferd; doch als er erfuhr, daß seine Frau noch lebte, war die Reaktion so stark, daß er sich wie mit einem Schlag beruhigte. Schon stieg Doktor Cazenove die Freitreppe hinauf, wobei er Frau Bouland rasch einige Fragen stellte.
    »Ihre plötzliche Anwesenheit würde Louise erschrecken«, sagte Pauline auf der Treppe. »Jetzt, da Sie da sind, muß man sie vorbereiten.«
    »Machen Sie schnell«, entgegnete er nur in knappem Ton.
    Pauline ging allein hinein, die anderen blieben an der Tür stehen.
    »Mein Liebes«, erklärte sie. »Denke dir, der Doktor hat etwas vermutet, nachdem er dich gestern gesehen; und jetzt ist er gekommen ... Du solltest einwilligen, ihn zu sehen, denn das nimmt hier kein Ende.«
    Louise schien nicht zu hören. Sie rollte verzweifelt den Kopf auf dem Kissen hin und her. Endlich stammelte sie:
    »Wie ihr wollt, mein Gott! Ich weiß auch nicht, ich lebe schon nicht mehr.«
    Der Doktor war näher getreten. Da forderte die Hebamme Pauline und Lazare auf hinunterzugehen: Sie

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