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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Warum müßt ihr euch so erregen und nicht wiedergutzumachende Dinge sagen, unter denen ihr hinterher leidet? Nein, nein, schweigt, ich will nicht, daß das so weitergeht!«
    Louise war, in Tränen aufgelöst, auf einen Stuhl gesunken, während Lazare, heftig erschüttert, mit großen Schritten hin und her ging.
    »Die Tränen sind zu nichts nütze, meine Liebe«, begann das junge Mädchen wieder. »Du bist wirklich nicht sehr duldsam, du hast oft unrecht ... Und du, mein armer Freund, wie kannst du so über sie herfallen? Das ist widerlich, ich hielt dich wenigstens für gutherzig ... Ja, ihr seid alle beide gleichermaßen schuldige große Kinder, die nicht wissen, was sie anstellen sollen, um sich zu quälen. Aber ich will keine trübseligen Leute um mich haben, versteht ihr! Ich will es nicht ... Ihr werdet euch sogleich umarmen.«
    Sie versuchte zu lachen, sie fühlte nicht mehr jenen nahenden Schauer, der sie beunruhigte. Sie hatte nur noch den einen glühenden, barmherzigen Wunsch, sie vor ihren Augen einander in die Arme zu führen, um sicher zu sein, daß der Streit ein Ende hatte.
    »Ich ihn umarmen? O nein!« sagte Louise. »Er hat mir zuviel Grobheiten gesagt.«
    »Niemals!« rief Lazare.
    Da brach Pauline freimütig in Lachen aus.
    »Nun macht schon, schmollt nicht! Ihr wißt, ich bin sehr starrköpfig. Mein Abendessen brennt an, unsere Gäste warten auf uns ... Ich helfe nach, Lazare, wenn du nicht gehorchen willst. Knie vor ihr nieder, nimm sie liebevoll an dein Herz ... Los, los, noch besser!«
    Und sie trieb die beiden in eine liebevolle Umarmung; mit dem Ausdruck fröhlichen Triumphes, ohne daß sich der Grund ihrer klaren Augen trübte, sah sie zu, wie sie sich auf den Mund küßten. Es war in ihr eine freudige Wärme, gleich einer zarten Flamme, die sie über die beiden erhob. Indessen drückte ihr Cousin seine Frau mit einem verzweifelten Selbstvorwurf an sich, während diese, noch immer im Nachthemd, mit nackten Armen und bloßem Hals, seine Zärtlichkeiten unter noch heftigerem Weinen erwiderte.
    »Seht ihr wohl, das ist besser als sich schlagen«, sagte Pauline. »Ich verziehe mich, ihr braucht mich nicht mehr, um Frieden zu schließen.«
    Schon war sie an der Tür und schloß sie rasch wieder vor diesem Liebeszimmer mit dem aufgeschlagenen Bett und den herumliegenden Kleidern, deren Heliotropduft sie jetzt gerührt stimmte, gleich einem verbündeten Duft, der ihre Aufgabe der Versöhnung zu Ende führen würde.
    Unten in der Küche begann Pauline zu singen, während sie noch einmal ihr Ragout umrührte. Sie zündete ein Reisigbündel an, stellte den Bratenwender für die Ente auf und überwachte den Braten mit kundigem Auge. Diese Mägdearbeit machte ihr Spaß, sie hatte sich eine große weiße Schürze umgebunden und war entzückt, ihnen allen zu dienen, sich auf diese Weise zu den niedrigsten Dienstleistungen herabzulassen, um sich sagen zu können, daß sie an diesem Tage ihre Heiterkeit und ihre Gesundheit ihr zu danken hätten. Jetzt, da sie dank ihrer lachten, war es ihr Traum, ihnen ein Festmahl aufzutragen, sehr gute Dinge, von denen sie viel essen und dabei am Tisch in fröhliche Stimmung geraten würden.
    Ihr fielen wieder der Onkel und der Kleine ein, sie lief eilend auf die Terrasse und war sehr erstaunt, Lazare bei dem Kind sitzen zu sehen.
    »Wie!« rief sie. »Du bist schon wieder unten?«
    Er antwortete mit einem bloßen Kopfnicken; wieder von seiner müden Gleichgültigkeit erfaßt, saß er mit gebeugten Schultern und müßigen Händen da. Pauline fragte beunruhigt:
    »Ihr habt hoffentlich nicht hinter meinem Rücken wieder von vorn angefangen?«
    »Nein, nein«, entschloß er sich endlich zu sagen. »Sie kommt runter, wenn sie ihr Kleid angezogen hat ... Wir haben uns verziehen. Aber wie lange wird das dauern! Morgen wird es eine andere Geschichte sein, und so alle Tage und alle Stunden! Ändert man sich denn, kann man denn etwas verhindern?«
    Pauline war ernst geworden, ihre betrübten Augen senkten sich. Er hatte recht, sie sah klar und deutlich ähnliche Tage abrollen, ohne Unterlaß denselben Streit zwischen ihnen, den sie schlichten mußte. Und sie selber war nicht sicher, daß sie geheilt war und nicht abermals eifersüchtigen Heftigkeitsausbrüchen unterliegen würde. Ach, welch ewiges Wiederbeginnen in diesen täglichen Unzulänglichkeiten! Doch sie blickte schon wieder auf: Sie hatte sich so oft bezwungen! Und außerdem würde man schon sehen, ob nicht den beiden

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