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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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dann aber, dass es fast zehn war. Ich fuhr nach Hause, machte aus keinem bestimmten Grund den Umweg über den Palisades Parkway, und als ich zu Hause ankam, war das Licht aus, wie ich es vermutet hatte.
     
    Auf die Weise ging, mit viel Arbeit, die Woche vorbei: Janene kam Mitte der Woche aus Nantucket zurück und brachte eine Schachtel selbstgemachter Karamellbonbons mit in die Praxis. So verbrachte sie ihren Urlaub: saß mit ihren Kindern zusammen, ging schwimmen und machte Bonbons. Das ist etwas typisch Weibliches, dachte ich, mit Mitbringseln in der Praxis zu erscheinen. Ich war noch nie auf die Idee gekommen, anderen als mir selbst etwas aus dem Urlaub mitzubringen, und wenn Vince Dirks verreiste – gewöhnlich an einen gottverlassenen Ort, wo er Weitwinkel-Fotos vom Elend machte –, brachte er bloß irgendeinen Magenvirus oder einen seltsamen Ausschlag oder beides mit. Elaines Kurse fingen wieder an.Ich besorgte Roseanne für vierzehn Tage später einen Termin bei April, die sich entschuldigte, aber die Zahl der Patienten, die an ihre Tür klopften, kaum noch bewältigen konnte.
    Trotzdem war mir ganz flau beim Gedanken an die am Freitagabend bevorstehende Auseinandersetzung mit Alec. Es gab natürlich eine Chance, dass er wieder Vernunft annahm, wie vereinbart am College anfing und sich die Flausen mit Paris und Laura aus dem Kopf schlug. Es bestand sogar die geringe Chance, dass Laura selbst zur Besinnung gekommen war und inzwischen fand, Paris sei noch viel interessanter ohne einen Einundzwanzigjährigen, der kein Wort Französisch sprach und ihr ständig am Rockzipfel hing. Meine Hoffnungen wurden bereits etwas gedämpft, als mich am Mittwochnachmittag mein Bruder anrief und mir erzählte, Alec habe seine Cousine Lindsey um ein paar Last-Minute-Stunden Französischunterricht gebeten. »Was zum Teufel hat er denn jetzt wieder?«
    Mit wurde ganz heiß. »Er überlegt, ob er im Ausland studieren soll«, sagte ich.
    »Muss man nicht schon studieren, wenn man ein Auslandssemester machen will?« Ich sah förmlich vor mir, wie Phil sich über den Ebenholzschreibtisch in seiner Kanzlei im fünfundvierzigsten Stock beugte. Ruft mich zwischen zwei Fünfhundert-Dollar-die-Stunde-Terminen an, bloß um mir eins reinzuwürgen.
    »Er fängt jetzt im Herbst an der New School an«, sagte ich, und die Hitze stieg höher, stieg mir in den Hals, in die Wangen. Phil schwieg. »Hast du andere Informationen?«
    »So viel kann man mit Französisch nicht anfangen, Pete. Wenn er wirklich was sucht, was ihn weiterbringt, sollte ihm mal jemand stecken, dass viele Gärtner und Restaurantangestellte im Umkreis von New York auf Spanisch setzen.«
    »Leck mich, Phil.«
    »Ich versuch bloß zu helfen, Pete.«
    Ich weiß nicht mehr, wer von uns beiden zuerst auflegte.
    Als ich irgendwann im Verlauf dieser Woche einmal vollkommen erschöpft war, kam mir der Gedanke, dass nachgeben hier vielleicht die richtige Taktik war. Alec fuhr nach Paris, dort ging ihm das Geld oder die Geduld aus, und er sehnte sich nach zu Hause. Oder er und Laura lebten sich allmählich auseinander, und wenn er dann allein war und in der Fremden gegenüber notorisch unfreundlichen Stadt keine Arbeit fand, wartete er bloß noch den richtigen Augenblick ab, bevor er sich reumütig wieder auf unserer Türschwelle einfand. Oder er fuhr mit, sie kriegten einen Mordskrach, und er kam noch so zeitig wieder heim, dass er bei seinen Lehrveranstaltungen nur eine Woche versäumt und kaum Hausaufgaben nachzuholen hatte. Egal wie, er wäre schließlich und endlich wieder am College, und nur darauf kam es an.
    Ich hatte freilich nicht vergessen, dass das eigentlich Alecs letztes Jahr war oder vielmehr hätte werden sollen und dass es nächsten Mai wieder eine Runde von Abschlusspartys für beispielsweise Neal Stern geben würde, auf denen wir endlos Fragen würden beantworten müssen, was Alec eigentlich machte – oder, noch schlimmer, unsere Nachbarn und Kollegen verkniffen sich das Fragen gleich ganz. Klar, vielleicht klang es toll zu sagen: Oh, der lebt jetzt in Paris. Aber ich würde wissen, wie sehr die Sache in Wirklichkeit stank: Unser Sohn jobbt in einem von Tunesiern betriebenen Klamottenladen und ist das Spielzeug einer Frau, die anderthalbmal so alt ist wie er. Ich würde meinen Nachbarn und Kollegen nicht in die Augen sehen können, denn wahrscheinlich hatte ich dann schon seit Monaten oder einem ganzen Jahr nicht mit meinem Sohn gesprochen.
    Diese Gedanken gingen

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