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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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einbildest, dass du mit ihr zusammen in ein Flugzeug nach Paris steigst, bist du genauso reif für die Anstalt, wie sie es war.«
    »Leck mich, Dad.«
    »Alec, so redest du nicht mit mir.«
    »Leck mich …«
    Wir hörten erst auf, als wir Elaines unterdrücktes Schluchzen hörten. »Bitte«, flüsterte sie. »Bitte, es ist mein Geburtstag. Bitte, können wir heute nicht streiten?«
    Alec setzte sich wieder, hatte aber die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte mich wütend an. Ich hätte sofort mit Mark Krieger getauscht, wenn ich den Jungen hätte hochnehmen, ihm sagen, er sei ein böser Junge gewesen, und ihn für den Rest der Woche in seinem Zimmer einsperren können.
    »Bitte nicht jetzt darüber sprechen, geht das?«, sagte Elaine. »Bitte.«
    »Entschuldige, Mom.«
    Ich sah ihn nur weiter an.
    »Nächste Woche«, sagte Elaine. »Meinetwegen, ja? Tut mir einen Gefallen, lasst das Ganze nur für eine Woche ruhen. Ihr könnt noch mal darüber sprechen, aber melde dich noch nicht ab, ja, Alec? Okay? Und am Freitag reden wir noch einmal darüber.«
    »Aber …«
    »Bitte«, sagte Elaine. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. »Freitagabend, da könnt ihr euch zusammensetzen und über alles reden. Aber bis dahin nicht. Lasst euch eine Woche Zeit. Bitte.«
    »In Ordnung«, sagte Alec. Er klang ernüchtert.
    Ich stand auf, stürmte in die Küche, schlug die Tür zu und knallte das Geschirr in die Spüle. Mit einer heftigen Bewegung fegte ich die Champagnerflöten von der Arbeitsfläche und ließ sie auf dem Boden zerschellen.
    Vor diesem einen hatte Elaine dreiundfünfzig glückliche Geburtstage gehabt. Man kann weiß Gott nicht bei allen Glück haben.Am Montagmorgen ging ich zur Arbeit, entschlossen, mir von Alecs vorübergehendem Wahnsinn nicht die ganze Woche verderben zu lassen. Zwischen zwei Patienten rief ich vom Apparat im Untersuchungszimmer bei der Verwaltung der New School an und vergewisserte mich, dass der Junge seine Einschreibung nicht zurückgezogen hatte. Ich bat darum, ihm das zu verweigern, falls er noch anrief, aber man sagte mir, das dürfe die Verwaltung nicht. Ich bettelte. Abgelehnt. Ich legte auf.
    Mich erwartete in der Praxis ein vollgepackter Tag, und das war gut so, denn dadurch war ich wenigstens abgelenkt. Mit etwas Glück gab es gegen sieben eine kleine Katastrophe im Krankenhaus, dank derer ich so lange würde bleiben müssen, bis ich nicht mehr klar denken konnte. Elaine und ich hatten das ganze Wochenende nicht über Alec gesprochen. Jeder lebte sein Leben, wir waren freundlich zueinander, auch wenn wir jeder für sich aßen – wir hatten beide schließlich so viel zu tun. Alec arbeitete drei Schichten im Künstlerbedarf Utrecht und fuhr ansonsten natürlich nach New York. Einmal schoss mir durch den Kopf, Joe anzurufen und das Ganze mit ihm zu besprechen, aber als ich zum Telefon griff, erstarrte meine Hand, und auf einmal konnte ich nicht mit ihm sprechen, weil mir klar wurde, was mir womöglich herausrutschte. Ich merkte, dass ich ihm zum Teil – eigentlich fast zum Ganzen – die Schuld daran gab. Das war natürlich nicht richtig. Aber wenn Kinder die Summe ihrer Eltern sind, was zum Teufel sagte Laura über ihn aus?
    Ich war deshalb am Montag erleichtert, in die Praxis fahren zu können, und bald schon drängten sich die Patienten. Eine Friseuse mit Arthrose, die ich seit zwei Jahren betreute, zwei neue Diabetiker, ein paar zwischengeschobene halbe Notfälle, die hypochondrische Redakteurin einer Zeitschrift, die ihre Brustschmerzen für einen Herzanfall hielt, sich aber bloßbeim Pilates die Muskeln gezerrt hatte. Ein Lehrer mit einer ziemlich schweren Bronchitis. Und dann ein Pulk von Collegestudenten, die zur ärztlichen Untersuchung kamen, bewaffnet mit gewichtig aussehenden Formularen, die ich unterschreiben musste.
    Während der Mittagspause bat ich Mina, in April Franks Praxis anzurufen und nachzufragen, ob sie Roseanne Craig irgendwo dazwischenschieben konnte. Am Abend musste ich – ich hatte also Glück, die Betroffenen allerdings natürlich nicht – zwei Patienten mit mittelschweren bis schweren Beschwerden in die Notaufnahme bringen lassen, ich blieb bei ihnen und hielt ihnen die Hand, als die Fachärzte eintrafen und den Voodoo veranstalteten, den sie so gut beherrschten. Ich machte meine Krankenbesuche. Holte mir in der Krankenhaus-Cafeteria etwas zum Abendessen: Hühnerpiccata, Himbeer-Götterspeise. Ich erwog, ins JCC zum Sport zu gehen, sah

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