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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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ihrem grünen Sweatshirt in der Stellung Hund mit dem Kopf nach unten auf der Matte vorzufinden.
    »Du möchtest wohl mit gutem Kharma ins neue Jahr starten, was?«
    Sie sah zu mir hoch und seufzte. »Mach dich nicht lustig.«
    »Tu ich nicht«, sagte ich, und das stimmte auch. »Soll ich Kaffee machen? Oder besser Kräutertee? Oder vielleicht Chai?«
    Elaine ging in die Plankenposition und wechselte dann in die Kobra (ich hatte selbst ein paar Yogastunden genommen, als das im JCC angeboten wurde), dann ließ sie sich auf den Boden plumpsen. »Kaffee wäre toll«, sagte sie. »Wir haben gestern Abend wirklich zuviel getrunken, oder?«
    »Da ist was dran«, sagte ich und ging in die Küche. »Was hat Joe gesagt, wann sollen wir kommen?«
    »Gegen zwölf, halb eins. Im Kühlschrank ist Babka, das ist für gleich, lass sie bitte stehen.«
    »Babka, aha.«
    »Hab ich gestern in der Rockland Bakery bekommen. Wirklich, Pete, lass den Kuchen stehen.«
    Gemächlich tranken wir unseren Kaffee, duschten und zogen uns an. Ich nahm wie üblich Jeans und Tweedjackett, und Elaine verwendete einige Zeit auf ihr Make-up und ihre Haare. Fünfundzwanzig Jahre verheiratet und vielleicht mehr als das übliche Auf und Ab in der Ehe, und dennoch sah keiner von uns an dem Vormittag sehr mitgenommen aus. Elaine zog eine hübsche türkisfarbene Bluse und eine schwarze Hose an, und ich half ihr, die starken Träger des Sport-BHs zu richten, den sie immer noch gern anzog, damit alles gut in Form saß.
    »Du siehst toll aus, Lainie«, sagte ich und küsste sie auf den Hals.
    Sie klopfte sich auf die Hüften. »Ich schwöre, dieses Jahr nehme ich zwanzig Pfund ab.«
    »Das brauchst du überhaupt nicht.« In meinen Augen sah sie bezaubernd aus – ich hatte eine Schwäche für üppigere Formen –, und ich tätschelte ihr den Po, aber sie gab mir einen Klaps auf die Hand.
    »Träum weiter«, sagte sie. »Ich esse kein Stück Babka. Und Eierpunsch ist auch gestrichen.« Elaine trank Eierpunsch für ihr Leben gern. »Es ist mein voller Ernst, Pete. Zwanzig Pfund, bis zum einunddreißigsten Dezember.«
    Als wir an der hinteren Tür mit unseren Mänteln hantierten, sah Alec von seinem Hochstuhl an der Küchentheke zu uns herüber. Er verputzte gerade sein Neujahrsfrühstück aus Häagen-Dazs Kirsch-Vanille-Eis und kritzelte in einem Kreuzworträtsel herum. »Wo wollt ihr denn in diesem Aufzug hin?«
    »Zum Brunch bei den Sterns«, sagte Elaine und zog sich im Spiegel neben der Tür noch einmal den Lippenstift nach.
    »Wolltet ihr mich nicht mitnehmen?«
    Ich dachte, er scherzt.
    »He, was soll das? Ich muss bloß kurz duschen. In fünf Minuten bin ich fertig.«
    »Du willst mitkommen?«
    »Warum sollte ich nicht mitkommen wollen?«
    »Warum solltest du?«
    Er sah uns irritiert an, packte das Eis zurück ins Kühlfach und rannte die Treppe hinauf. »Weil die Partys bei den Sterns klasse sind«, rief er; vermutlich ist das der einzige und beste Grund, um überhaupt zu einer Party zu gehen.
    Seit Alec vom College zurück zu Hause war, war er entweder aufsässig oder beleidigt gewesen, und erst seit wir mit dem Umbau des Ateliers über der Garage fertig waren, zeigte er minimales Interesse an zivilisiertem Benehmen. Die Liste seiner Vorwürfe war einen Meter lang, und er ratterte sie oft aus heiterem Himmel herunter, aber ich wurde nie ganz schlau daraus, was genau wir getan hatten oder warum er so scharf darauf gewesen war, wieder zu uns Verbrechern nach Hause zu kommen. Ein wichtiger Punkt war offenbar, dass wir ihm mit unserer Forderung, vier Jahre aufs College zugehen, bürgerliche Vorstellungen (ich scherze nicht) oktroyierten, die unsere, aber nicht seine waren. Außerdem sei dadurch bewiesen, dass wir nicht an ihn als Künstler glaubten, denn wenn wir das täten, hätten wir ihm, statt das Geld für Unterricht zu verschleudern, eine ausgedehnte Rundreise durch europäische Galerien und Museen finanziert. Vier Jahre lang berühmte Leinwände im Louvre, in der Tate, in der Reina Sofia und in den Uffizien zu betrachten wäre für ihn und unser Konto sinnvoller gewesen als »beschissenes figürliches Zeichnen« in Hampshire. Damit konnte er sogar recht haben, doch das machte ihn nicht zu einem angenehmeren Hausgenossen, und es bedeutete auch nicht, dass Elaine und ich ihn vier Jahre lang auf unsere Kosten durch Europa Party machen lassen wollten.
    Das Atelier über der Garage besänftigte ihn ein wenig, und er besorgte sich einen Job in der Stadt,

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