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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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ich habe dir einen Brief geschrieben, damals schon von Delfzijl aus, aber vielleicht ist er ist nicht angekommen.“
    Inken schloss kurz die Augen und wappnete sich gegen den Schmerz. Einen Brief an sie wollte er geschrieben haben?
    „Es ist ein Brief gekommen“, sagte sie leise. „Allerdingsnicht von dir, sondern von der besorgten Lucia, die mich nicht länger leiden lassen wollte.“
    „Von Lucia an dich? Ich weiß nichts darüber.“ Cirk griff sich an die Stirn. „Ich habe keine einzige Zeile an Lucia geschickt. Inken, ich hatte Thomas Briefe an dich und an Tjalda mitgegeben. Er sollte euch aufsuchen und alles erklären. Doch dazu ist er nicht mehr gekommen. Du weißt, warum!“ Cirks Stimme klang bei seinen letzten Worten so traurig, dass Inken einen Moment Mitleid mit ihm hatte, dennoch konnte sie ihre Worte nicht zurückhalten.
    „Hast du etwa wirklich geglaubt, ein Brief würde ausreichen, um dein kaltblütiges Tun zu entschuldigen. Ein Brief sollte ausgleichen, was du mir angetan hast?“ Ihr Zorn ließ sie hart werden wie einen Stein. „Mit welchen Worten wolltest du mir beschreiben, dass ich nur die Geliebte für kurze Zeit war? Oder wie wolltest du Tjalda erklären, warum du plötzlich für Reemt Neehus arbeitest, den sie verabscheut, und warum du wegläufst vor deiner Verantwortung Lucia gegenüber?“
    Jetzt waren die Worte ausgesprochen, die Inken sich vorgenommen hatte, besser nicht zu sagen, sondern stattdessen lieber sachlich und kühl zu bleiben. Inken legte beide Hände an den Kopf. Kein Triumph wollte sich einstellen, als sie sah, wie Cirk blass wurde. „Alles, was in diesem Brief an mich, von dem du sprichst, hätte stehen können“, fuhr sie fort, „wäre zu spät gekommen. Ich kann dir nicht mehr glauben, Cirk! Nicht mehr, seitdem ich Lucia und dich zusammen gesehen habe.“
    Sie wollte aufspringen und das Zimmer verlassen, doch Cirk umklammerte ihren Arm. Jetzt lag auch auf seinem Gesicht Wut.
    „Du kannst mir nicht glauben, obwohl ich mich dir zuFüßen gelegt habe? Du bleibst jetzt hier und hörst dir noch einmal die Worte an, die ich geschrieben habe, und dann sag mir nochmal ins Gesicht, dass du mir nicht glauben kannst!“ Verbissen und mit geschlossenen Augen rezitierte Cirk Worte und Sätze, die Inken abwechselnd rot und blass werden ließen. Ihr Atem ging schwer, und sie meinte, ihm keinen Augenblick länger zuhören zu können.
    „Diesen Brief meinst du …“ Da war sie wieder, die Bitterkeit, die ihr das Herz vergiftete. „Mir scheint, du verwechselst deine Gespielinnen. Diese Zeilen hast du an Lucia geschickt! Und durch sie bin ich auch endgültig von deiner Täuschung überzeugt worden!“
    Fassungslos starrte Cirk sie an. „Ich sagte dir schon, dass ich kein einziges Wort an Lucia geschickt habe. Warum auch?“
    „Du weißt genau warum! Sie erwartete ein Kind von dir. Ist das nicht Grund genug?“
    „Das hast du also wirklich geglaubt!“ Cirk ließ sich fassungslos zurück auf das Lager sinken. „Warum hast du mir nicht vertraut?“
    „Du verstehst überhaupt nichts!“, antwortete Inken gepresst.
    „Was verstehe ich nicht?“ Sein Blick suchte den ihren, doch sie wandte sich ab.
    „Für dich war ich nur ein angenehmer Zeitvertreib. Aber für mich warst du die ganze Welt – meine Welt. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die …“ – sie zögerte einen Augenblick – „die sich nur zum Vergnügen verschenken. Ein Teil von dir wird mich für den Rest meines Lebens begleiten. Doch ich werde dir keinen weiteren Raum mehr in meiner Welt geben!“
    „Inken“, begann Cirk. Seine Wut war verschwunden, und ein bittender Unterton lag in seiner Stimme. Doch Inkenschnitt ihm das Wort ab. „Du hast mich lieben gelehrt, in den Wolken zu schweben, fliegen zu können. Doch ich bin längst wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Ich habe jetzt ein eigenes Leben, in dem ich ohne dich zurechtkommen werde.“
    „Habe ich mich so in dir geirrt?“ Gepresst kamen die Worte aus Cirks Mund. „Ich dachte, du würdest mich bedingungslos lieben und mir vertrauen. Ich dachte, du wärst kein halbherziges Kind mehr, das vor dem Leben davonläuft“, brach es aus ihm heraus.
    „Du bist nicht mehr mein Leben!“ Wieder mischte sich Wut in Inkens Trauer. „Ich will vergessen, was zwischen uns war, verstehst du?“
    „Kannst du es denn vergessen?“ Leise kam seine Frage, die Inken dazu brachte, fluchtartig aufzuspringen. Die Tür schlug hinter ihr zu, und zurück blieb nur

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