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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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Schmuggeln lässt sich mittlerweile ja kein Geld mehr verdienen. Und so hat er dem Gouverneur versprochen, ein wenig eher nach Emden aufzubrechen, um euch zunächst einmal dabei zu helfen, die Franzosen auszuräuchern. Aber nicht nur er ist mit seinem Schiff ausgelaufen, mit ihm zusammen sind diesen Nachmittag noch zwei weitere Briggs in Emden angekommen.“
    „Das ist eine gute Nachricht. Wir können wirklich jede Hilfe brauchen.“ Cirk fuhr sich mit einer Hand durch dasHaar. Doch als Lucia wieder die Hände um seinen Hals legte, wehrte er sie ab.
    „Weiß Thomas, dass du mitgefahren bist?“, fragte er, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
    Lucia machte ein unschuldiges Kleinmädchengesicht. „Oh Cirk, er hätte mich natürlich nie freiwillig mitgenommen. Du kennst ihn doch. Aber ich musste dich einfach wiedersehen.“
    Inkens Blick glitt fragend zwischen Cirk und Lucia hin und her, und eine düstere Ahnung stieg in ihr auf. Das konnte einfach nicht wahr sein ...
    „Lucia, ich habe dir schon in England gesagt ...“, setzte Cirk an, wurde jedoch von Lucia unterbrochen.
    „Ich weiß! Du willst mich von allen Gefahren fernhalten. Aber wo du bist, will ich auch sein.“ Theatralisch streckte sie die Hände nach ihm aus. „Und letztendlich bist du jetzt doch glücklich, mich hier zu haben, nicht wahr?“
    Sehr glücklich sah Cirk allerdings nicht aus. Er suchte Inkens Blick, die beharrlich zu Boden starrte, worauf er sich seufzend an Tjalda wandte. „Lucia ist die Schwester meines Freundes Thomas Devon, von dem ich dir schon oft erzählt habe“, erklärte er, und Tjalda nickte. „Wir haben während der Schmugglerzeit eng zusammengearbeitet. Thomas hat Waren von England nach Helgoland gebracht, und ich habe sie dann aufs Festland geschafft. Eigentlich ist Thomas ein halber Ostfriese.“
    Er lächelte in sich hinein. „Seine Mutter stammt aus Aurich und hat einen Engländer geheiratet. Thomas und Lucia sind in England geboren und aufgewachsen. Doch nach dem Tod des Vaters hat das Heimweh ihre Mutter wieder in ihre alte Heimat zurückgetrieben, wo sie eine zweite Ehe mit einem Geschäftsmann aus Emden einging.“ Er blickte Tjalda an. „Reemt Neehus, du kennst ihn.“
    Tjalda verzog das Gesicht. „Ja, den kenne ich genau.“ Ihr Tonfall war ablehnend.
    Cirk nickte ihr beifällig zu. „Thomas hat sich nie mit seinem Stiefvater verstanden und mehr Zeit bei den Großeltern in England verbracht als hier. Mittlerweile ist seine Mutter gestorben, doch noch immer hält er die Verbindung zu alten Freunden wie mir aufrecht und fährt auch gerne als Kapitän für hiesige Geschäftsleute. Diese junge Dame“ – er wies auf Lucia, die seinen Ausführungen gelangweilt gelauscht hatte – „habe ich bei meinen Besuchen in England kennen gelernt.“
    „Er hat mich kennen und lieben gelernt“, stellte Lucia richtig und blickte triumphierend zu Inken hinüber. Diese hatte nach wie vor wie versteinert neben Tjalda gestanden, nun aber maß sie die Engländerin mit einem wütenden Blick. Was sollte das alles? Glaubte dieses kleine Biest etwa, Cirk gehöre ihr? Das konnte einfach nicht sein. Inken griff sich an die Stirn, die zu schmerzen begann. Es war, als ob sie sich in einem schlechten Theaterstück befand. Aber noch weigerte sich ihr Verstand zu glauben, was die Fremde ihr zu verstehen geben wollte und was ganz offensichtlich wahr zu sein schien.
    Cirk hob zu einer Erwiderung an, doch wieder schnitt ihm Lucia mit einer Handbewegung das Wort ab. „Was trödelst du hier eigentlich noch rum, Cirk. Zieh dich an, Thomas wartet auf dich. Als er mich entdeckte – ich bin natürlich erst hier in Emden aus meinem Versteck gekommen – hat er mich gleich losgeschickt, um dich zu holen.“
    Wenn Lucia sprach, tat sie es mit ihrem ganzen Körper. Ihre Augen blitzten, das Haar flog, und selbst Inken konnte nicht umhin anzuerkennen, dass sie außergewöhnlich schön war.
    „Nun beeil dich endlich, damit wir von hier wegkommen.“ Sie maß Inken und Tjalda mit einem vernichtenden Blick. „Es bleibt nicht viel Zeit, denn heute noch soll es nach Termunterzyl gehen. Im Augenblick werden die Männer der ostfriesischen Landwehr auf 17 Schiffe verteilt, und du sollst eines davon übernehmen. Die englischen Briggs werden euch Schutzgeleit geben. Jedes der Schiffe ist mit 18 bis 20 Kanonen bestückt.“ Lucia wirbelte zur Tür, ohne Tjalda und Inken noch eines Blickes zu würdigen.
    Cirk schüttelte tadelnd den Kopf. „Lucia, du

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