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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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waren sie im Sommercamp», antwortete Miss Patsy. «Und dann haben sie auch ihrem Vater beim Renovieren geholfen. Der war ja den ganzen Tag über am Werkeln. Auf der Veranda haben sie gern ein bisschen verschnauft. Ist ja auch schrecklich anstrengend, bei der Hitze zu arbeiten.» Miss Patsy fächelte sich Luft zu.
    «Hat die Familie häufig Besuch gehabt? Oder waren selbst bei Nachbarn drüben?»
    «Oh ja, Ma’am. Die Harringtons waren glücklich, hier zu wohnen, und wollten alle kennenlernen. Ich glaube, die Gegend, in der sie vorher gelebt haben, war ziemlich problematisch. Jedenfalls nichts für Kinder. Das weiß ich von Denise. Wie gesagt, sie waren froh, hierhin gezogen zu sein.»
    «Haben Sie die Eltern manchmal streiten hören?», fragte D. D. geradeheraus.
    «Sie meinen Geschrei? Mitten in der Nacht?»
    «So was in der Art.»
    «Nein, Ma’am», antwortete Miss Patsy leicht pikiert.
    «Uns ist zu Ohren gekommen, dass Patrick seinen Job verloren hat. Finanziell scheint es ihm nicht gutgegangen zu sein.»
    «Ist doch überall das Gleiche», sagte die Alte. «Trotzdem haben sie immer einen oder zwei Dollar in die Kollekte gegeben. Das habe ich gesehen. Notleidend waren sie wohl nicht.»
    «Hat er oder sie manchmal einen über den Durst getrunken?»
    «Wenn sie mal etwas getrunken haben, dann immer nur Wein oder Bier, und das in Maßen. Sie waren sehr verantwortungsbewusst.»
    «Drogen?»
    «Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Bei den Harringtons liegen Sie mit so was vollkommen daneben», antwortete Miss Patsy und ließ anklingen, dass vielleicht andere in der Nachbarschaft dafür eher in Frage kämen.
    «Sind Ihnen an Denise oder den Kindern schon mal blaue Flecken aufgefallen? Gab es jemals Hinweise auf ungewöhnliche Verletzungen?»
    «Durch Treppenstürze oder dergleichen?»
    «Ja.»
    «Nein, Ma’am. Patrick hat nicht geschlagen. Den Jüngeren hätte er vielleicht ein bisschen härter rannehmen sollen. Wie oft hat er seinen Vater provoziert! Aber Patrick blieb immer ruhig. Es war ein anständiger Mann. In der Kirche bat er immer um Geduld, und das aus gutem Grund.»
    D. D. tauschte Blicke mit Phil und Alex. «Aus gutem Grund? Was soll das heißen?»
    «Der jüngere Sohn, der adoptierte, war ein Sorgenkind. Ein Satansbraten mit Engelsgesicht, wenn Sie mich fragen.»
    «Der Jüngste war adoptiert?» D. D. blätterte in ihren Aufzeichnungen herum. «Oswald?»
    «Seine Mutter starb, als er drei Jahre alt war. Es heißt, dass ihre Leiche erst Monate später gefunden wurde. Ozzie hat die ganze Zeit mit ihr in der Wohnung verbracht und sich von dem ernährt, was in den Schränken war, einschließlich Mehl, Pappe und Limonadenpulver. Denise sagte, als man das Kind abholte, habe es sich mit Händen und Füßen gewehrt und geschrien wie am Spieß. Er verbrachte dann längere Zeit in einer psychiatrischen Kinderklinik. Ich wusste gar nicht, dass es solche Einrichtungen gibt.»
    Interessante Neuigkeiten. D. D. bemerkte, wie sich Alex und Phil nach vorn beugten, behielt aber Miss Patsy im Blick. «Kennen Sie den Namen dieser Klinik?»
    «Nein, aber sie muss hier irgendwo in Boston sein. Er war dort bis vergangenes Jahr. Sie holten ihn zu sich kurz nach ihrem Umzug ins neue Haus.»
    «Es scheint, dass Sie und Denise regen Austausch hatten», stocherte D. D. nach. «Ist sie oft zu Ihnen rübergekommen? Zu einem Glas Eistee auf der Veranda?»
    Miss Patsy nickte. «Ja. In diesem Sommer kam sie mehrmals in der Woche. Meist hat sie Kekse mitgebracht oder auch ein Stück Torte. Sie war sehr großzügig. Ja, und solche kleinen Auszeiten taten ihr bestimmt auch gut.» Miss Patsy hob eine Hand. «Was nicht heißen soll, dass sie und ihr Mann Streit hatten. Sie hat den ganzen Tag gearbeitet und sich anschließend um den Haushalt und die Kinder gekümmert, von denen eins besonders viel Aufmerksamkeit brauchte. Da ist es doch nur verständlich, dass sie gelegentlich ein bisschen Ablenkung brauchte, oder?»
    «Durchaus. Hat Denise jemals ein Wort über ungewöhnliche Vorkommnisse fallenlassen? Sie hatte vielleicht keinen Streit mit ihrem Mann, aber es könnte doch sein, dass ihr jemand schöne Augen gemacht hat oder dass sich Patrick für eine andere Frau interessierte. Soll ja vorkommen. Vielleicht hat Denise bei Ihnen Rat gesucht.»
    «Nein, von solchen Dingen war nie die Rede.» Miss Patsy faltete ihre Hände auf dem Schoß. Es entstand eine längere Pause. Dann hob sie den Blick und schaute D. D. in die Augen. «War es

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