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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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schluckte.
    «Sie sollten demnächst mal zum Essen bei mir vorbeikommen», meinte Alex.
    Daher wehte also der Wind. «Phil hat mich verraten und Ihnen gesteckt, was mich schwach macht.»
    «Für weniger als dreißig Silberlinge», bestätigte Alex heiter. «Meine Einladung gilt.»
    «Ich verkehre privat nicht mit Kollegen.»
    «Ich bin kein Kollege.» Er lächelte sie an. «Nur Statist für einen Monat.»
    Als hätte sie ihn nicht gehört, erklärte sie: «Mit Kollegen unterhält man sich am Ende doch nur immer über den Beruf.»
    «Wir könnten uns über gute Küche unterhalten, über meine Rezepte und Ihren Genuss daran.»
    «Ich finde alles lecker.»
    «Ist mir recht.»
    Sie fixierte ihn mit ihrem Blick. «Lassen Sie sich von meiner guten Laune nicht täuschen. Ich kann manchmal unausstehlich sein.»
    «Und ich bin nicht immer so charmant.»
    «Warum unterrichten Sie?», wollte sie wissen. «Warum haben Sie den aktiven Dienst aufgegeben?»
    «Ich war verheiratet und wollte Kinder. Da empfiehlt es sich, ein bisschen mehr Zeit zur freien Verfügung zu haben.»
    «Was ist passiert? Hat Ihrer Frau Ihre Bolognese-Sauce nicht mehr geschmeckt?»
    «Sie konnte nicht schwanger werden. Und weil sie keine Mutter sein konnte, wollte sie auch keine Ehefrau mehr sein. Wir haben uns vor zwei Jahren einvernehmlich getrennt.»
    «Aber Sie unterrichten noch.»
    «Weil’s mir gefällt.»
    «Warum dann die Auszeit?»
    «Weil mir auch die praktische Arbeit gefällt.»
    «Was Ihnen nicht alles gefällt», bemerkte D. D. und hob eine Braue.
    «Nehmen Sie meine Einladung an?»
    «Ich will keine Kinder», sagte D. D. freiheraus. «Dazu bin ich zu alt und zu launisch.»
    «Perfekt, mir geht’s letztlich nur um Sex.»
    D. D. lachte, und nach achtzehn Stunden im Dienst tat es gut zu lachen. «Ich denke darüber nach», sagte sie schließlich. Sie nahm einen Bissen, kaute und schluckte. «Zurück zur Sache. Was ist von unserem neunjährigen Ozzie Harrington zu halten?»
    «Offenbar ein komplizierter Zeitgenosse.»
    «Und jetzt tot.»
    «Angeblich hat er Tiere gequält und Feuer zu legen versucht. Wenn er auch noch ins Bett gemacht hat, wäre er ein potenzieller Serienkiller wie aus dem Lehrbuch.»
    «Dexter meint, das mit der Grillkohle wäre wirklich ein Zufall gewesen», meinte D. D.
    «Aber er wurde jedes Mal nervös, wenn wir den Namen des Jungen erwähnt haben. Der Bengel war ihm unheimlich, und er wollte nur höflich sein.»
    «Er sagte, Patrick und Denise hätten ihn im Griff gehabt. Und er hätte seinen Bruder Jacob angehimmelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich über sie hergemacht hat, jedenfalls nicht in dieser Entschlossenheit, mit der hier einer nach dem anderen getötet wurde.»
    «Nun, einem Neunjährigen mit einer solchen psychiatrischen Vorgeschichte ist durchaus zuzutrauen, dass er mitten in der Nacht von einem Schlafzimmer zum anderen geht … Wenn unser Tatort danach ausgesehen hätte, würde ich sagen, der Junge war’s, und Patrick ist nur zufällig mit dem Leben davongekommen.»
    «Aber es war Abend und die Tatwaffe ein Küchenmesser», entgegnete D. D. leise. «Patrick ist kräftig gebaut. Der vierzehnjährige Jacob wäre jedenfalls stark genug gewesen, um einen mageren Neunjährigen niederzuringen.»
    «Und die Stichverletzungen hätten anders ausgesehen», ergänzte Alex. «Ozzie war der Kleinste in der Familie. Er wäre mit Sicherheit auf Gegenwehr gestoßen. Außerdem bin ich mir sicher, dass er zu einem so wuchtigen Todesstoß wie den gegen Mrs Harrington nicht in der Lage gewesen wäre. Der Obduktionsbericht steht noch aus, aber ich glaube, wir können davon ausgehen, dass Denises Mörder größer und nicht kleiner als sie war.»
    «Als Täter passt er auch nicht ins übrige Bild», sagte D. D. «Wie sollte man sich das vorstellen? Erschießt zuerst den Vater, nimmt sich dann das Küchenmesser, tötet die Mutter und den Bruder mit einem Stich, jagt dann die Schwester durchs Haus und schneidet sich schließlich selbst die Kehle durch? Eine eher ungewöhnliche Art, sich das Leben zu nehmen.»
    «Obwohl mir ein solcher Fall tatsächlich schon zu Gesicht gekommen ist.»
    «Wirklich?»
    «Ja, das war siebenundneunzig. Ein Werbefachmann, litt unter Depressionen. Wegen der Verletzung hatten wir unsere Zweifel, aber die Gerichtsmedizin konnte nachweisen, dass er sie sich selbst zugefügt hatte. Fragen Sie mich nicht, wie. Diese Pathologen verblüffen einen immer wieder.»
    «Na schön. Ozzie schlitzt

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