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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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ausschließlich das schwächste Glied, nicht die gesamte Kette.»
    «Apropos, wie stehen eigentlich die jeweiligen Hausärzte zu Ihrer Arbeit?», fragte Alex.
    Lightfoot zuckte mit den Achseln. «Manche sind aufgeschlossen, andere reagieren ablehnend, wie Sie sich denken können. Ich für mein Teil sehe meinen Zuständigkeitsbereich allein im Spirituellen. Alles andere überlasse ich den Medizinern.»
    «Sie haben gerade noch gesagt – zumindest sinngemäß –, dass Sie Ihren Patienten helfen, nicht krank zu sein», konterte D. D. «Das klingt mir doch sehr nach ärztlicher Betreuung.»
    «Aber die Kinder, von denen die Rede ist, sind nicht krank», entgegnete Lightfoot. «Sie leiden unter dem Einfluss der Negativität, gegen die ich sie spirituell zu wappnen versuche.»
    «Und wie wär’s mit geeigneten Medikamenten?»
    «Damit ist es bei den meisten Kindern, die ich sehe, längst versucht worden.»
    «Soll heißen, Medikamente taugen Ihrer Ansicht nach nichts.»
    «In der Tat.»
    «Sagen Sie das auch den Eltern?»
    «Wenn Sie mich danach fragen.»
    «Vermutlich finden Ärzte solche Einmischung in ihre Therapie nicht so erfreulich.»
    «Damit haben Sie vermutlich recht.»
    D. D. musterte ihr Gegenüber mit kritischer Miene. «Und was empfehlen Sie? Abgesehen von spirituellen Übungen?»
    «Entgiftung. Sie sind doch Kriminalbeamtin. Vielleicht interessiert es Sie zu erfahren, dass in einer Studie bei Gefängnisinsassen ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Schwermetallen festgestellt wurde, insbesondere Quecksilber, von dem man weiß, dass es auf die Stimmung schlägt und die Reizbarkeit erhöht. In solchen Fällen empfehle ich eine einwöchige Diät. Gesunde Ernährung lässt auch die Seele gesunden.»
    «Noch so eine Formel», erwiderte D. D. «Macht sich immer gut.»
    «Ich biete auch Workshops an», fuhr er ungerührt fort. «Das Programm finden Sie unter andrewlightfoot.com  …»
    D. D. warf einen Blick auf Alex. Das Hündchen auf seinem Schoß war eingeschlafen, während Alex jene nichtssagende Miene eines Detectives zur Schau stellte, dem viele Dinge gleichzeitig durch den Kopf gingen.
    «Kommen wir zu den Harringtons», sagte D. D. wieder mit Blick auf Lightfoot. «Was haben Sie in deren Fall verordnet?»
    «Kein Kommentar», antwortete er ohne das geringste Anzeichen von Nervosität.
    «Warum, wenn ich fragen darf?»
    «Ich bin zwar kein Arzt im herkömmlichen Sinne, respektiere aber die Privatsphäre meiner Patienten. Wenn Sie Auskunft darüber haben möchten, müssen Sie sie schon selbst fragen.»
    D. D. beschloss zu bluffen. «Wenn ich jetzt bei den Harringtons anriefe und darum bitten würde, dass sie Ihnen erlaubten, uns Auskunft zu geben, würden Sie dann bei grünem Licht auf meine Frage antworten?»
    «Ich müsste sie schon selbst sprechen», entgegnete Lightfoot nach kurzem Zögern. «Um mich davon zu überzeugen, dass tatsächlich die Harringtons am Apparat sind. Und wenn es denen recht ist, gebe ich natürlich gern Auskunft.»
    «Na, dann los», sagte D. D. leise.
    Lightfoot stand auf, steuerte eine chinesische Kommode auf der anderen Seite des Zimmers an, nahm ein schnurloses Telefon und wählte. D. D. schaute Alex an, der Tibbies Ohren kraulte.
    «Er weiß es nicht», murmelte Alex.
    «Oder er ist ein guter Schauspieler.»
    «Jedenfalls sehr charmant.»
    «Jedenfalls scheint er mit seiner Art gut anzukommen.»
    «Bei Ihnen auch?», fragte Alex.
    D. D. hielt es nicht für nötig, diese Frage mit einer Antwort zu würdigen. Lightfoot kehrte zurück und hielt das Telefon schulterzuckend in die Höhe. «Scheint niemand zu Hause zu sein», sagte er.
    «Es ist niemand zu Hause», bestätigte D. D.
    «Sie wussten Bescheid?»
    «Ja.»
    Lightfoot lächelte nicht mehr. «Reden wir nicht länger um den heißen Brei herum. Was wollen Sie wissen?»
    D. D. ging aufs Ganze. «Warum haben Sie Ozzie Harrington geholfen, seine Familie umzubringen?»

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    17 . Kapitel
    «Innerer Engel, so ein Quatsch!», murmelte D. D. zwanzig Minuten später. Es war inzwischen Mittag. Sie saßen wieder im Auto und verließen die Auffahrt von Lightfoots Anwesen. Ihr Blutdruck war zu hoch, der Zuckerspiegel zu niedrig. Sie gab Gas und bog Richtung Rockport ab.
    «Wo geht’s hin?», fragte Alex. Er hatte das Fenster runtergelassen und hielt sich am Dach fest, weil sie die Kurven ein bisschen zu schnell nahm.
    «In den nächsten Laden, wo es Fudge gibt», antwortete sie und trat das

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