Die Frucht des Bösen
das Käsesandwich zwar beiseitegeschoben, aber ihren Fudge immer noch nicht angerührt. «Wir sollten Lightfoots Foto von seiner Website ausdrucken und es den Nachbarn zeigen. Bin gespannt, ob er sich tatsächlich schon länger nicht mehr bei den Harringtons hat blicken lassen.»
«Wie gesagt, Gelegenheit hatte er», überlegte Alex. «Aber hatte er auch ein Motiv?»
«Womöglich eine Affäre mit Denise?»
«Das kann ich mir kaum vorstellen.»
«Mit der Tochter?»
«Interessante Idee.»
«Die Eltern sind dahintergekommen. Und für einen Erleuchteten macht es sich nicht gut, wenn bekannt würde, dass er ein minderjähriges Mädchen verführt hat. Lightfoot muss handeln. Er kennt Ozzies Neigung zu Gewalt, macht kurzen Prozess und verlässt sich darauf, dass wir dieser Spur nachgehen. Oder aber, Möglichkeit zwei», fuhr D. D. fort. «Er bearbeitet den Vater, der finanziell mit dem Rücken zur Wand steht und emotional gestresst ist. Das Problemkind macht jede Menge Arbeit. Dabei hat er mit der Renovierung schon genug am Hals. Jetzt muss er auch noch erfahren, dass seine wohlerzogene Tochter mit einem Wunderheiler rummacht. Patrick stellt Andrew zur Rede. Andrew dreht den Spieß um und überzeugt Patrick, dass er sich den ‹negativen Energien› geschlagen geben muss.»
«Was ihn zum Wahnsinn und zum Mord an seinen Liebsten treibt?»
«Warum nicht? Wir schließen den Fall,
Lifetime
macht einen Film draus, und ich habe endlich wieder Sex.» D. D. stockte. Letzteres hätte sie lieber nicht laut sagen sollen.
«Und wer ist der Glückliche? Lightfoot oder ich?»
«In dem Szenario wandert Lightfoot in den Bau.»
«Perfekt. Verhaften wir ihn.»
«Erst wenn Sie das nächste Problem gelöst haben, den Fall Laraquette-Solis.»
Alex nickte. Er war wieder ernst. «Lightfoot behauptet, sie nicht zu kennen, und ich würde sagen, sie passen auch nicht unbedingt ins Schema seiner Klientel.»
«Aber sie rauchen dasselbe Zeug.» D. D. versuchte, sich ein anderes Szenario auszumalen, kam aber nicht weiter und packte ihren Fudge ein. «Keinen Appetit mehr?», fragte Alex und zeigte auf das übriggebliebene halbe Sandwich. Sie nickte, und er biss hinein. D. D. sah darin eine recht intime Geste. Seht her, die beiden sitzen Schulter an Schulter an diesem winzigen Tisch in diesem hübschen Fudge-Laden und teilen sich ein Sandwich.
Sie fühlte sich plötzlich wieder unbehaglich, hin und her gerissen zwischen dem Leben, das sie führte, und dem, was sie sich wünschte, oder genauer: zwischen der Person, die sie war, und derjenigen, die sie gern wäre.
«Sollen wir?», fragte Alex, als er das Sandwich aufgegessen hatte. D. D. nickte, woraufhin er brav das Tablett wegbrachte. Sie steckte ihren Fudge in die Einkaufstüte und setzte Alex’ Schachtel obenauf. Sie winkten dem Cafébesitzer zum Abschied zu und traten hinaus auf die in der Sonne glühende, touristenüberfüllte Straße.
«Nächster Halt?», fragte Alex, der automatisch die Richtung zum Meer eingeschlagen hatte. Am Ende der Straße sahen sie einen Ausschnitt der blauen Wasseroberfläche schimmern. Weiter darauf zuzugehen war verlockend.
«Ich weiß nicht», antwortete D. D. mit Blick auf das Meer und lauschte den Möwen.
«Vielleicht sollten wir Lightfoot weiter auf den Zahn fühlen.»
«Vielleicht.» Aber sie war nicht wirklich bei der Sache.
Alex schien ihre Apathie zu spüren. «Es könnte durchaus sein, dass die Verbrechen nichts miteinander zu tun haben.»
«Könnte sein», erwiderte sie. «Aber mein Bauchgefühl sagt mir etwas anderes.»
Alex blinzelte versonnen. Es dauerte eine Weile, bis bei ihr der Groschen fiel.
«So ein Unsinn. Jetzt rede ich schon wie er.»
«Cops verstehen sich auf Woo-woo.»
«Jetzt weiß ich’s. Ich will nach Hause und duschen.»
«Bin dabei», sagte er.
Sie schüttelte den Kopf und steuerte auf ihren Wagen zu. «Wir fahren zur Station zurück.»
«Keine Dusche?»
«Nein. Wir stellen uns an die Tafel, gehen die Berichte durch und analysieren jedes Detail, bis wir weiterwissen. Von wegen Woo-woo. Wissen Sie, was unsere Welt besser macht? Gute, altmodische, harte Arbeit.»
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18 . Kapitel
Danielle
«Was macht die Arbeit?», fragte Dr. Frank.
Er saß in einem dunkelgrünen und mit kleinen goldenen Sternen gemusterten Ohrensessel. Ich saß ihm gegenüber, nicht auf der sprichwörtlichen Couch, sondern ebenfalls in einem sternübersäten dunkelgrünen Sessel. Zwischen uns stand ein Tisch aus
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