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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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schluckten.
    «Ich fürchte, Lightfoot ist überzeugt von dem, was er tut», sagte D. D. «Und ich fürchte, sein Charisma und sein Aussehen sind eine verdammt gefährliche Kombination. Starker Mann. Schwache Eltern. Mein Bullshit-Pegel erreicht ein nie da gewesenes Hoch.»
    Alex schnitt sich noch ein Stück von seinem Fudge ab. «Wieso?»
    «Das fragen Sie? Zwischenebenen, Geistheilung, Umarmungen von Engeln. Diese Kinder sind extrem aggressiv. Sie erschlagen ihre Väter, erschießen ihre Mütter und stechen ihre Geschwister ab. Ich glaube, sie brauchen mehr als Übungen in Sachen Tiefenatmung.»
    «Mehr was?», fragte Alex schulterzuckend. «Erinnern Sie sich an Schwester Danielle von der Kinderpsychiatrie? Unsere Medizin weiß auch nicht, wie sie diesen Kindern helfen kann. Die Auswahl an geeigneten Medikamenten ist gering, die Nebenwirkungen viel zu heftig. Ich weiß nicht. Ich habe zwar noch nie meditiert, aber wenn ich ein Kind mit solchen Beschwerden hätte und die Ärzte wüssten keinen Rat … nun, dann würde ich mich vielleicht auch an Lightfoot wenden. Meditieren tut einem Kind nicht weh. Ebenso wenig wie Gemüsesuppe, biologisch angebaute Früchte oder nächtliche Besuche der Zwischenebenen. Man kann Eltern nicht verdenken, dass sie es auch damit versuchen.»
    «Ich find’s gefährlich», sagte D. D.
    Alex hatte sie fest im Blick. «Sie kaufen ihm überhaupt nichts ab? Auch nicht das, was er über negative und positive Persönlichkeiten sagt? Meine Tante Janine könnte den Vorsitzenden des Vereins für Optimisten zum Selbstmord treiben. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie so was wie negative Energie ausstrahlt.»
    «Manche Leute sind von Natur aus gut drauf, andere eher traurig, klar. Aber diese Beobachtung hat mit nächtlichen Spritztouren auf dem spirituellen Superhighway nicht das Geringste zu tun.»
    «Ich glaube wirklich, dass sich Cops auf Woo-woo verstehen», fuhr Alex fort. «Das trifft zumindest auf gute zu.»
    «Sie haben einen ausgeprägten Instinkt, nicht mehr, nicht weniger», entgegnete D. D.
    «Manche behaupten, Instinkt sei nur ein anderer Name für Woo-woo.»
    «Falsch. Instinkt ist ein Produkt der Evolution. Simpler Darwinismus. Wer seine Feinde schnell erkennt, lebt länger und bringt letztlich Nachkommen hervor, die sich für die Polizeiarbeit eignen.»
    Alex beugte sich vor und wischte sich mit der Fingerspitze Erdnussbutter aus dem Mundwinkel. «Der Schamane hat es Ihnen angetan», wiederholte er.
    «Blödsinn», schnappte D. D. Dabei hatte Alex irgendwie recht. Denn wenn der Schlüssel zum Glück die Begegnung mit dem inneren Kind war, hatte sie wahrhaftig nichts zu lachen.
     
    «Tun wir zur Abwechslung mal so, als wären wir Cops», schlug sie drei Minuten später vor. «Wir haben –», sie warf einen Blick auf die Uhr, «ungefähr vier Stunden bis zu den Abendnachrichten und der Meldung eines zweiten tödlichen Familiendramas innerhalb von nur achtundvierzig Stunden. Wenn wir Glück haben, werden die Reporter mit Hinweis auf die geographischen und sozialen Unterschiede von einem tragischen Zufall sprechen. Anschließend gibt’s dann die eine oder andere Sondersendung zum Thema soziale Dienste und Familien in Not. Wenn wir Pech haben, wittert jemand einen Zusammenhang zwischen den Verbrechen und behauptet, irgendein Serienkiller mache Boston und Umgebung unsicher. Sofort schnellen die Umsätze von Handfeuerwaffen in die Höhe, was möglicherweise zu Schießereien führt, in die zufälligerweise kleine Kinder verwickelt sind. Wären Sie bereit, Wetten darauf abzugeben?»
    «In Ihnen gewinnen negative Energien die Oberhand», meinte Alex trocken.
    «Das ist meine Stärke.»
    Alex wollte etwas sagen, machte den Mund aber wieder zu. D. D. hätte gern gehört, was ihm auf der Zunge lag.
    Alex packte den Rest seines Fudges wieder ein. «Lightfoot hatte mit den Harringtons ein Jahr lang zu tun und besaß wahrscheinlich deren Vertrauen. Wenn er abends bei ihnen angeklopft hätte, wäre ihm mit Sicherheit aufgemacht worden. Mit anderen Worten: Er hatte Gelegenheit zur Tat.»
    «Aber seine Therapie war so gut wie abgeschlossen. Ozzie hat große Fortschritte gemacht, wie er behauptet. Genauso wie der Rest der Familie. Ihr fehlte nur noch eins – schon wieder vergessen, was er gesagt hat? Was hätte sie noch lernen müssen?»
    «‹Ihre inneren Wahrheiten anzuerkennen.›»
    «Genau. ‹Glücklich nur, wer seine inneren Wahrheiten anerkennt.› Zitat Ende.» D. D. hatte

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