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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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auftauchen, sei einfach auf der Hut.«
    Ich hängte auf. Nach Nataraja, dem Führer des Volkes in Atlanta, war Ghastek der talentierteste Herr der Toten. Und auch der gefährlichste.
    »Bist du mit Telefonieren fertig?«, erkundigte sich Raphael vorsichtig.
    »Ja.«
    Sein Lächeln bekam etwas Raubtierhaftes. »Gut.«
    Wenn man den Ausdruck »sich auf etwas stürzen« hört, denkt man gemeinhin an eine Katze. Vielleicht auch an einen Hund. Aber niemand kann sich so gut auf etwas stürzen wie ein liebestolles Werhyänenmännchen.
    Wir brauchten eine Dreiviertelstunde, bis wir endlich das Haus verließen. Das lag zum einen daran, dass Raphael mich so angesprungen hatte, zum anderen aber auch an mir selbst, weil ich mir Zeit ließ und ein bisschen nachdachte. Noch immer in seinen Armen liegend versuchte ich mir über alles klar zu werden, und während mein Verstand eifrig darum bemüht war, alle Gefühle fein säuberlich auseinanderzudividieren, schmiegte sich mein geheimes Ich selig schnurrend an seinen warmen Körper.
    Beim Outfit ging er diesmal aufs Ganze: schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt, schwarze Jacke und genügend Messer, um es mit einer Horde Ninjas aufnehmen zu können. Wenigstens trug er kein Leder, ansonsten hätten wir vermutlich gleich massenhaft Verkehrsunfälle verursacht.
    Seine Mutter hatte er auch angerufen. Zu Lebzeiten war Alex Doulos tatsächlich Polytheist gewesen und hatte Hades angebetet. Genaueres wusste Tante B jedoch auch nicht. Dass der Schatten ihres Gefährten hinter dem Wehr irgendeines Nekromanten eingeschlossen war, ließ Raphael unerwähnt. Damit wollten wir sie einstweilen verschonen.
    »Was hast du?«, fragte er, während ich den Jeep durch den Verkehr manövrierte. In der Nacht war es mal wieder zu einer Magieschwankung gekommen. Wenigstens konnten wir uns nun unterhalten, ohne uns über das Getöse des Wassermotors hinweg anschreien zu müssen. »War der Morgen für dich nicht schön?«
    Er machte sich Sorgen. Wenn er wüsste, dass mich der Sex mit ihm vollkommen umgehauen hatte, würde ihm das bestimmt zu Kopf steigen. Ich gab mir alle Mühe, nicht zu lachen. »Sex zum Frühstück ist nie verkehrt.«
    »Ernsthaft?«
    »Ich fand es toll.« Der beste Sex, den ich je hatte, aber das brauchte er ja nicht zu wissen. »Hast du das denn nicht gemerkt?«
    »Man weiß ja nie. Frauen sind kompliziert.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn es das nicht ist, was ist es dann? Du guckst so gequält.«
    »Ich dachte immer, Männer seien unfähig, weibliche Mimik zu deuten.«
    Seufzend sagte Raphael: »Aber nicht, wenn es um die Mimik der Frau geht, nach der man sich schon seit Monaten verzehrt. Sag es mir.«
    Ich schwieg. Wenn ich mit der Wahrheit rausrückte, hätte er vielleicht nicht mehr eine so gute Meinung von mir.
    »Das ist übrigens eine meiner Eigenheiten«, sagte er. »Ich werde dich so lange löchern, bis du es mir endlich sagst.«
    Also gut. »Ich bin Profi«, sagte ich. »Ich habe die Ausbildung durchlaufen, bin zur Ritterin geschlagen worden, das ganze Programm. Ich bin für meine Arbeit ausgezeichnet worden. Doch wenn es darum geht, das Volk dazu zu bringen, mit mir zu reden, bin ich auf Kate angewiesen. Das ärgert mich.«
    Raphael hörte aufmerksam zu.
    »Damals in Texas haben meine Partnerin und ich eine Horde Loups zur Strecke gebracht. Meine Partnerin hat es erwischt, sie hat sich mit dem Lyc-Virus infiziert und wurde zum Loup. Ich musste sie erschießen. Danach hat der Orden mich getestet, aber ich war sauber.«
    »Wie hast du das denn angestellt? Das Virus ist doch in deinem Blut.«
    »Ich hatte ein Silberimplantat in der Achselhöhle, direkt unter der Haut. Ich habe mir den Arm abgebunden und mir flüssiges Silber in die Venen gespritzt. Das hat das Virus abgetötet. Dann habe ich mir die Pulsader aufgeschnitten und die toten Viren ausgeblutet. Das Silberimplantat hat verhindert, dass die übrigen Lyc-Viren wieder in den Arm gelangten.« Allein beim Gedanken an diese Prozedur wollte ich mich am liebsten vor Schmerz zusammenkrümmen.
    »Das war wahnsinnig gefährlich. Du hättest dabei deinen Arm verlieren können.«
    »Das hätte ich auch fast. Aber so war mein Blutbild einwandfrei und das Amulett in meinem Schädel, das du während eines Flairs herausgezogen hast, verhinderte, dass meine Magie auf dem M-Scan zu sehen war. Ich hatte eine blütenreine Weste, dennoch hat man mich nach Atlanta abgeschoben. Ted Monahan, der Protektor, hat mich hier aufs Abstellgleis gestellt.

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