Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
euch trennen. Was hast du dir dabei nur gedacht? Du bist über hundertfünfzig Pfund schwerer als sie und ihr seid noch nicht mal von der gleichen Art!«
    »Ich war erst vierzehn«, knurrte er. »Ich wusste es einfach nicht besser. Und sie hat immer so aufreizend mit ihrem Po gewackelt …«
    »Du bist wie ein gieriges Kind in der Eisdiele. Du willst alle Sorten probieren, türmst dir die bunten Kugeln in die Waffel und schlingst das Zeug runter, bis du nicht mehr geradeaus denken kannst. Du hast null Selbstbeherrschung. Warum sollte ich mich also mit dir einlassen? Beim nächsten aufreizenden Hinterteil bist du dann über alle Berge. Ich bitte dich.«
    Ich schnappte mir eine Gabel, stach sie in das Fleisch und marschierte mit meinem verkohlten Steak aus dem Haus. Im Jeep fiel mir dann ein, dass ich ja meine Waffen und die Schlüssel drinnen liegen gelassen hatte. Das Einzige, was ich tun konnte, war, auf meinem Stück Fleisch herumzukauen. Mir war zum Heulen.
    Ich war einfach total verkorkst. Ich gab mir solche Mühe, mich wie ein Mensch zu geben, und er, er warf mich einfach so aus der Bahn. Die Prügel, die Demütigungen, die Angst, all das hatte ich doch längst hinter mir gelassen. Bislang hatte es mir nie etwas ausgemacht, wenn ich mit Boudas zu tun hatte. Doch mit Raphael brach die ganze Vergangenheit wieder über mich herein und drohte, mich mit ihrem Schmerz zu ersticken.
    Nur Kate, die Boudas und der Herr der Bestien kannten mein Geheimnis. Wenn das Rudel herausfand, dass ich eine Tiernachfahrin war, würde Curran mich beschützen. Der Herr der Bestien hatte über das Thema nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er einen Genozid an uns nicht dulden würde. Aber zumindest einige der Gestaltwandler würden mich hassen. Und wenn der Orden herausfand, was ich war, würden sie mich auf der Stelle vor die Tür setzen. Der Orden hielt nicht viel davon, Monster in den eigenen Reihen zu haben, es sei denn, sie waren hundertprozentig menschlich.
    Hinter mir lagen Jahre des Versteckspiels, zunächst in meiner Jugend, dann während der mörderischen Ausbildung in der Akademie des Ordens. Wie oft war ich an meine Grenzen gestoßen, hatte physische und psychische Qualen ausgestanden und mich gewaltsam zu einem neuen Ich umformen lassen. Danach kam der Dienst für den Orden. Die ganze Zeit über hatte ich meine Fassung und mein Menschsein bewahrt und mit einem Mal wurde alles zunichtegemacht. Und wodurch? Durch Raphael, der mit seinen blauen Augen, warmen Händen und dieser Reibeisenstimme bei mir den Wunsch auslöste, mich an ihn zu kuscheln und zu schnurren …
    Wie konnte ich mich ausgerechnet in einen verfluchten Bouda verknallen?
    Vornübergebeugt, mit dem Kopf aufs Steuerrad gelehnt saß ich da. Warum hatte ich ihm nur alles erzählt? Was hatte mich bloß geritten? Seine Essenseinladung hätte ich einfach mit einem Lachen abtun sollen. Aber die Sache hatte schon seit Monaten an mir genagt und ich konnte einfach nicht anders. In mir waren Bitterkeit und Leere und am liebsten hätte ich aus voller Kehle
Das ist nicht fair!
gebrüllt, ohne genau zu wissen, warum.
    Und es war nicht fair. Es war nicht fair, dass ich neben Raphael aufwachen wollte. Nicht fair, dass er ein Bouda war. Und dass meine Mutter und ich elf Jahre lang von Boudas gequält worden waren.
    Eine halbe Stunde später erschien Raphael vor dem Haus und hielt die Tür auf. Es wäre kindisch gewesen, im Jeep zu bleiben. Dass ich überhaupt nach draußen gestürmt war, war schon kindisch genug. Mit der Gabel in der Hand stieg ich aus dem Wagen und begab mich so würdevoll wie möglich zurück ins Haus.
    Raphael schloss die Tür hinter mir. In seinen Augen stand ein seltsames Funkeln. Er packte mich bei den Schultern und zog mich an sich.
    Mir blieb die Luft weg.
    Er sah mich scharf an. »Du wirst uns eine Chance geben.«
    »Was?«
    »Das alles hat sich zugetragen, bevor wir uns begegnet sind. Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Auf deine Vergangenheit hast du keinen Einfluss gehabt, aber jetzt, in diesem Moment hast du Einfluss und den gibst du einfach auf. Du bestrafst uns beide wegen etwas, das vor einem halben Leben passiert ist. Das ist doch schwachsinnig.«
    Ich versuchte, mich aus seiner Umarmung zu lösen, doch er hielt mich fest.
    »Seit ich dir begegnet bin, hat es für mich keine andere gegeben. Ich bin enthaltsam gewesen und glaube ja nicht, dass es an willigen wackelnden Hinterteilen gefehlt hätte. Hast du mich mit irgendeiner anderen

Weitere Kostenlose Bücher