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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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T-Shirt, auf dem zwei Spitzen die Revolte gegen den Büstenhalter verdeutlichen, wobei ihr Standort verrät, wie sinnvoll er wäre. Da streckt sie die Hand aus, als wolle sie ihn endlich zum Sitzen einladen.
    »Geben Sie mir das Geld!«
    »Wie bitte?«
    »Das Geld von Charlie.«
    »Ich habe keins.«
    »Einen Scheck?«
    »Auch nicht.«
    »Warum sind Sie dann gekommen?«
    »Um Ihnen Bescheid zu geben. Karl, äh Charlie hat mich drum gebeten. Und ich bin sehr zuverlässig, wie Sie sagten.«
    »Ich? Das hat Charlie gesagt!«
    »So? Hat er das gesagt...«
    Ihr Nicken mündet in einen unerwartet interessierten Blick.
    »Haben Sie wirklich kein Geld für mich?«
    »Nein. Wirklich nicht.«
    »Das ist ein Ding!«
    »Er kommt ja bald wieder.«
    »Sie können mir nicht aushelfen? Bei mir ist gerade Totalebbe.«
    So schaut sie wohl auch, wenn sie von Karl etwas will, von ihrem Charlie: ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen, das ihn groß und stark sein läßt. Ein Tasttest in der Hosentasche zeigt trotz der Überbrückungsschuhe eine schmale Möglichkeit.
    »Danke. Besser als gar nichts.«
    Über ihre Hände, gepflegte Hände, die den Schein in eine Hintertasche zwängen, wandert sein Blick zu etwas Buntem, zu einem Kleid. Es hängt an der Schrankwand und löst Vermutungen aus.
    »Ist das schuld an der Totalebbe?«
    »Mann, Sie kombinieren aber! Nicht schlecht.«
    »Und dazu moosgrüne Stiefel in Veloursleder«, kombiniert er belustigt weiter.
    »Genau.« Sie spricht in den Spiegel, das Kleid vor die Brust haltend. »Die muß er noch springen lassen.«
    »Und ich muß jetzt wieder gehen.«
    Ohne von ihrem Spielzeug zu lassen, kommt sie mit zur Tür:
    »Danke für den Tip. Charlie wäre das nie eingefallen.«
    »Es hat jeder andere Qualitäten.« Schon beim Sprechen wird ihm mögliche Zweideutigkeit bewußt. Man ist einfach zu ungeübt. Ihr Lächeln zeigt Schattierungen.
    »So harmlos, wie er Sie schildert, sind Sie jedenfalls nicht.«
    Dann hat ihn das Dunkel wieder; der Chor der Stufen begleitet in flottem Vivace . Mit Buttercreme und Marzipan. Den Einschuh im Frischhaltebeutel ans Herz gedrückt, steppt Robert treppab. — Mit einem Schuß Leichtsinn.
    »Robert! Was tust du denn hier um diese Zeit?« Atem und Schritt stocken gleichzeitig. Ausgerechnet. In faltenlosem Tweedkostüm, nur die Stirn erstaunt gefältelt, steht sie da: vor der Tür der Freundin des Freundes dessen Frau.
    »Tag, Karin.«
    Das Leben hat mitunter Schwankniveau. Entsprechend fällt der Text aus; der Unschuldige im Stück muß lügen und hält sich dabei an Requisiten. Robert zeigt den Frischhaltebeutel.
    »Ich habe einen Schuh von der Reparatur geholt.«
    »Hier im Haus? Seit wann ist da ein Schuster?«
    »Offiziell nicht. Nur auf Empfehlung. Sein Sohn arbeitet bei uns in der Firma.«
    Robert wundert sich, wie flott er lügen kann. Karin nickt überzeugt. Trotzdem zieht der Pulsschlag an. Zum ersten Mal schlägt Roberts Herz schneller wegen einem Mann.
    »Sicher sehr billig«, sagte sie. Er wiegt den Kopf. »Solideste Handarbeit.«
    »So was suche ich dringend.«
    Was geht hinter Karins blauen Augen vor? Glaubt sie ihm oder tut sie nur so? Robert wahrt Pokerface und fabuliert weiter. Zuerst müsse er nachfragen, ob das geht. Der Mann sei schon alt und nehme nicht mehr viel an. Glücklicherweise drängt die Zeit, er muß sich verabschieden, die Pflicht ruft, Karin geht in die Bäckerei.
    Vorsicht Automatische Tür — steht am Einstieg. Weißgott. Es ging noch einmal gut. Aber lügen sollte man nur in eigener Sache.

    Am frühen Abend brachte das Fernsehen die große Welt in die noch nicht ganz abbezahlte kleine Wohnung. Da schoß sich der internationale Kriminellenjet Set in gepanzerter Limousine aus Las Vegas heraus, hinterließ in Acapulco einen Toten, in Farbe, steckte im Iran Öltanks in Brand, schmuggelte aus Kenia Rauschgift in Elefantenrüsseln, tauchte bei Nizza wieder auf und auf einer Yacht voll leichtester Mädchen unter. Bis das langweilige Gute, zynisch und brutal verpackt, letzten Endes siegen durfte. Im Namen Ihrer Majestät.
    Martin verschlang alles Technische, Jennifer schwelgte unschuldig in Luxus und Robert dachte bei jedem Postkartenpanorama, jeder Nobelherberge, die Franziska mit stereotypem »Da möcht’ ich auch mal sein!« begleitete: Da ist Sidonie sicher schon gewesen.
    Als es unter der Gürtellinie interessant wurde, mußten die Kinder ins Bett. Franziska konnte sich vom schneeweißen Sandstrand genauso schwer losreißen, wie

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