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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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mißfiel ihm, er wechselte das Thema.
    »Mir ist heute ein Knopf aufgegangen.«
    »Aha. Bei deiner Frühstücksfreundin? «
    »Was soll das, Franziska?«
    »Irgendwo muß diese plötzliche Souveränität doch herkommen.«
    »Ich rede von Karl.«
    »Du redest von dir. Und ich rede von ihr. Souveränität — das klingt nach Frau.«
    »Wer behauptet denn so was?«
    »Habt ihr einen schönen Spaziergang gemacht, du und deine Frühstücksfreundin?«
    »Darauf gebe ich dir gar keine Antwort.«
    »Weich nicht aus. Du bist doch der, der die Wahrheit sagen will, auch wenn sie weh tut.«
    »Franziska, spiel nicht die Eifersüchtige. Das liegt dir nicht, und du hast auch keinen Grund. Ich mache jeden Tag einen Spaziergang. Das weißt du.«
    »Ich weiß nur, daß du gestern noch zum Chef wolltest. Und heute? Von Souveränität, fürchte ich, können wir auf die Dauer nicht leben.«
    »Du hörst mir wieder mal nicht zu.«
    »Ich habe dir sehr gut zugehört.« Ihre Stimme bekam einen milden Unterton, »wenn du jetzt souverän wirst, brauchst du nicht mehr früher aufzustehen.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Dann brauchst du dich nicht mehr einzuschwingen auf die Arbeit, und wir sparen das Frühstück.«
    Diese Logik trieb ihn quer durchs Zimmer.
    »Ich hab’s gewußt, daß es noch Krach gibt. Wenn du dich mal festgebissen hast...«
    Die Wetterkarte meldete den Abzug des Störungstiefs und ein nachfolgendes Zwischenhoch. Robert nahm es sogleich vorweg. Mit den Ausläufern einer milden Strömung umfaßte er sie, bis alle Argumente abgezogen waren.
    Dann lag Franziska an seiner Schulter.
    »Frühstückst du morgen wieder dort?«
    »Mhm.«
    »Das läuft auf die Dauer ins Geld, du!«
    »Wenigstens ab und zu. Du weißt nicht, wie das ist, jeden Morgen im Stau drinstecken, dauernd auf die Uhr schauen und dann Parkplatz suchen...«
    »Abends steckst du doch auch drin.«
    »Da hab ich Zeit. Der Mensch braucht Zeit. Ohne daß er etwas muß. Sonst kommt er aus dem Gleichgewicht.«
    Franziska rückte noch enger an ihn.
    »Und das schadet deiner Souveränität. Stimmt’s?«
    Sidonie fährt sehr gut. Aufmerksam nach allen Seiten, behauptet sie ihren Platz in der überfüllten Welt. Auch bei höherem Tempo hört sie konzentriert zu und lacht über sein Mißgeschick mit dem Schuh. Während Robert möglichst anschaulich erzählt, betrachtet er sie von der Seite. Sie gefällt ihm. Auch was sie sagt, gefällt ihm.
    »Eigentlich ist Ihr Freund unmöglich. Sie da hineinzuziehen. In diesem Spiel haben Freunde nichts verloren.«
    Wieder sind sie die ersten gewesen im Café. Die innere Uhr geht bei beiden vor, läßt sie Minuten schinden, um ungestört miteinander reden zu können, bis Tiedemann kommt und die anderen Herren. Sie wissen das. Unausgesprochen. Ihr Dialog klingt vertraulicher, als es dem Stand ihrer Bekanntschaft entspräche.
    »Ich glaube, es ist besser, wir machen heute keinen Spaziergang«, hat sie gesagt.
    »Es regnet ja auch«, hat er festgestellt, und sie hat gelächelt.
    »Wir wollen den Herren keinen Grund zum Lästern geben.«
    Darauf mußte er die sehr persönliche Stimmung mit einer sachlichen Bemerkung auflösen. Er sprach von den Schuhen, die drücken, und vom Fundbüro, wo er doch eigentlich mal vorbeischauen sollte. Sie sprach vom Arzt, zu dem sie müsse, und schon wurde er wieder persönlich.
    »Wann?«
    »Um elf.«
    Da ist der erste Herr gekommen. Bis er seinen Mantel ausgezogen und an den Haken gehängt hat, können sie sich noch absprechen, um dann abrupt umzuschalten auf launiges Guten Morgen. Scheußlich heute, was? Viel zu kalt für diese Jahreszeit.
    Die Floskeln wurden wiederholt bei jedem, der dazukam, wurden mitgenommen in die Büros und dort wiederholt und wiederholt, als wären sie die Essenz dessen, was man Betriebsklima nennt. Vielleicht sind sie es.
    Das Fundbüro ist geöffnet, wenn der tätige Bürger seiner Arbeit nachgeht. Mit Petra, der Sekretärin, hat Robert so disponiert, daß er zu der verabredeten Zeit, selbst nach dem Ermessen von Vorgesetzten, wohl nicht gebraucht würde.
    Schon fünf Minuten vorher ist er vor dem Säulenportal auf der anderen Straßenseite auf und ab gegangen. Er kannte weder ihren Wagen noch den Platz, wo sie ihn abzustellen pflegt. Ihm ist aufgefallen, wie viele Fenster die Büros ringsum haben, wenn man nicht unbedingt gesehen werden will. Deshalb sind sie auch auf Abstand zu dem Gefährt gegangen, so, als gehörten sie nicht zusammen, und erst als der Motor schon lief,

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